Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 80
kennen die Definition von Faschismus offensichtlich
nicht und ich denke, wir sollten froh sein, dass wir nicht in einem
faschistischen Land leben und dass der Faschismus hier in diesem Land Gott sei
Dank besiegt wurde. (GR Dr Herbert
Madejski: Uns können Sie nichts verbieten!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): So, Kollege Madejski,
wenn Sie so reden...
GRin Mag Alev Korun (fortsetzend): Ich weiß nicht, ob ich so
reden dürfte, aber ich werde mir das Recht einfach nehmen. Wie gesagt, ist es
nicht so, dass ein Umdenken in der Wiener Stadtpolitik wirklich stattgefunden
hätte, dass man mit der Diskriminierungspolitik von Menschen, die hier ganz legal
leben, aufhören wollte, aber immerhin gibt es auch EU-Vorgaben, unter anderem
eine EU-Richtlinie, die ich an dieser Stelle schon einmal erwähnt habe, die
spätestens mit 23. Jänner 2006 umgesetzt sein muss.
Sie könnte natürlich auch jetzt schon umgesetzt sein,
ist sie aber nicht. Aber spätestens am 23. beziehungsweise am 24. Jänner
muss sie umgesetzt sein, denn das ist die Frist, die die EU vorsieht, und das
ist übrigens auch die Frist, beziehungsweise sind das die Bestimmungen, denen
auch die österreichische Regierung zugestimmt hat. Auch die Stadt Wien hat also
die Verpflichtung, wie es übrigens in der besagten EU-Richtlinie genannt wird,
den Zugang zu wahren und Dienstleistungen sowie Lieferung von Waren und
Erbringung von Dienstleistungen für die Öffentlichkeit, und jetzt kommt es, und
zu Verfahren für den Erhalt von Wohnraum gleich zu behandeln und zwar bei so
genannten langfristig aufenthaltsberechtigten Ausländern und Ausländerinnen.
Die sind, unter anderem in diesen Bereichen, wie die eigenen Staatsangehörigen
zu behandeln.
Und daher bringen wir heute einen Antrag ein
betreffend Öffnung der Gemeindebauten für langansässige Nicht-EU-AusländerInnen
gemäß EU‑Richtlinie 2003/109/EG und fordern damit, dass die zuständigen
Stellen der Gemeinde Wien die Öffnung der Gemeindebauten inklusive der
erforderlichen Begleitmaßnahmen für Drittstaatsangehörige mit einem mindestens
fünf Jahre andauernden ununterbrochenen legalen Aufenthalt entsprechend der
EU-Richtlinie vollzieht und beantragen die Zuweisung an den
Gemeinderatsausschuss für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung.
Ich habe es schon erwähnt, dass unserer Meinung nach
die Stadt Wien nicht allen und jeden Grund hat, sich über diese Wohnbaupolitik
zu freuen und dass vieles im Argen liegt. David Ellensohn hat schon auch ganz
konkrete Beispiele vorgebracht. Es ist im Wohnbereich nicht nur die
Benachteiligung von hier lebenden Ausländern und Ausländerinnen, die geändert
werden muss, sondern diverse Dinge, die hier bereits schon angesprochen wurden.
Das Ende der Diskriminierung von Ausländern und Ausländerinnen, die legal hier
leben und auch hier ihre Steuern zahlen, würde aber bedeuten, dass endlich auch
mit einer Gleichstellungspolitik in Wien angefangen wird. Denn wenn Wien
wirklich will, dass es ein Gegenpol und ein Gegensatz ist zu der
schwarz-blau-orangen Regierung, dann müsste Wien dafür auch etwas tun und nicht
nur darüber reden und nicht nur den Bund kritisieren.
In diesem Sinne wünschen wir uns, dass diese Öffnung
der Gemeindebauten, die natürlich auch begleitet werden sollte, nicht nur den
Menschen zugute kommt, die es betrifft, nämlich allen Wienern und Wienerinnen,
sondern dass es auch ein politisches Signal ist für ganz Österreich, dass die
Diskriminierungspolitik, die nun seit über 40 Jahre andauert, ein Ende
hat, und dass es gut so wäre. Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing
Mag Dworak.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Frau Vorsitzende!
Kolleginnen und Kollegen!
Herr Dr Stürzenbecher, Sie kennen doch die alte
Geschichte von den Studien beziehungsweise von dem Artikel, den Sie hier
erwähnt haben. Die Frage stellt sich natürlich, was man der Zeitung in
Wirklichkeit gezahlt hat auf Umwegen, das ist doch keine Frage. Ich lebe in
dieser Stadt und ich liebe diese Stadt, keine Frage! Aber Sie haben so nett von
der Wohnbauförderung gesprochen. Ich denke mir, Sie haben gesagt, im Bund kommt
das Geld vom Steuerzahler, no na, aber in Wien kommt das Geld natürlich von der
Gemeinde, und der Herr Bürgermeister ist der liebe Onkel, aber das nur ein
bisschen zur Einleitung.
Die Gemeinde Wien ist mit 220 000 Wohnungen der
größte Hausherr der Welt. Sie hat mit der Errichtung und dem Erhalt dieser
Wohnungen große Verpflichtungen auf sich genommen. Wohnen ist ein Grundrecht
und jene, die es sich nicht leisten können, sind besonders schutzwürdig. Es
gilt in dieser Stadt, menschenwürdige Wohnungen für jene bereitzustellen, die
diese notwendig haben.
Aber, ein guter Tag fängt mit einem ausgeglichenen
Budget an und mit keinen Schulden. Diese Wort gelten für Oberösterreich, aber
nicht für die Stadt Wien. (Beifall der
GRe Mag Barbara Feldmann und Dr Matthias Tschirf. – GR Franz Ekkamp: Der
Beifall ist aber schwach!)
Für die Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau,
Stadterneuerung darf ich vorerst feststellen, dass die Gesamtschulden der Stadt
Wien dezent die Schulden von Wiener Wohnen von 1,3 Milliarden EUR
verschweigen.
Aber mir geht es nicht um diese
Schulden von Wiener Wohnen, mir geht es um die bessere Verwendung der
eingesetzten Mittel für diese 220 000 Wohnungen dieser Stadt. Was
könnte man bei einer effizienteren Bewirtschaftung dieses riesigen
Immobilienreiches, durch Verbesserungen des Leistungsspektrums, alles günstiger
für die Mieterinnen und Mieter machen? Es geht immer, und als Unternehmer
möchte ich darauf hinweisen, dass man optimieren kann. Man kann immer
verbessern. Man kann sich das Leistungsspektrum durchaus nochmals anschauen.
Man könnte aber sogar noch Rückzahlungen dieser Schulden erreichen und die
Belastungen für jede einzelne Wienerin und jeden
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