Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 80
ist. Letztendlich frage ich mich, wozu wir die Planung
brauchen, denn eigentlich könnten wir die Ressource weiter umlegen, weil dann
manches leichter ginge und manches schneller und vieles besser. (Beifall bei
der ÖVP.)
Ich denke, wir haben auch die Pflicht, wenn uns
Kundinnen und Kunden oder Mieterinnen und Mieter ansprechen, mitzuschauen,
welche Argumente finden wir, warum das nicht geht oder jenes nicht geht,
sondern wir haben die verdammte Pflicht, das zu tun und das zu lösen, damit den
Menschen dort geholfen werden kann. Es kann nicht sein, wenn permanent dasselbe
Thema an uns heran getragen wird, dass wir dann Jahre zuwarten müssen, bis
endlich Lösungen gefunden werden.
Wenn ich denke, dass die SPÖ gerade beim Thema Wohnen
auch immer wieder sagt, der Bund ist schuld, so ist es schon eine der dümmsten
Pawlow’schen Reflexe, denn das Wohnbudget ist das einzige, das der Bund zur
Gänze bereitstellt, und es ist von Wien nichts dabei. Das heißt, Wien hungert
den Bund aus und nicht umgekehrt, denn dieses Budget bremst das
Wirtschaftswachstum.
Wir hätten genügend Rücklagen und Mittel, die uns ja
der Bund zur Verfügung gestellt hat, um das Wirtschaftswachstum im ganzen Land
anzukurbeln und nicht nur in Wien. (Beifall bei der ÖVP.)
Darunter leidet nicht nur jede zehnte Wienerin und
jeder zehnte Wiener, sondern darunter leiden alle Österreicherinnen und
Österreicher. Deshalb sind dieser Entwurf und diese politische Realität
abzulehnen. Wir werden diesem Budget nicht zustimmen. - Danke. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Dr Stürzenbecher.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Um auf meine Vorredner einzugehen, möchte ich mit
einem Zitat oder mit zwei Zitaten beginnen, die vor kurzem im Rahmen eines
langen Artikels in der hochrenommierten deutschen Zeitschrift “DIE ZEIT“
erschienen sind und wo von objektiver Seite, glaube ich, im redaktionellen
Teil, es war kein Inserat, sondern eindeutig im redaktionellen Teil die Dinge
so dargestellt worden sind, wie sie sind.
Allgemein heißt es dort: „Im Vergleich zu anderen
Metropolen gilt Wien mittlerweile als Erfolgsmodell. Dynamische
Stadtentwicklung, prosperierende neue Wirtschaftszweige und ein weitgehend
friedfertiger Alltag, keine Slums, kaum Obdachlose, nirgendwo urbane Kampfzonen
und selten versäumt die Müllabfuhr, den Schmutz von den Straßen zu räumen. In
Wien tanzen hinter der Loveparade die Kehrmaschinen Ballett. Künstler zieht es
eher weniger nach Wien, meint Gerald Matt, der Direktor der Städtischen
Kunsthalle. Es ist zu wenig Spannung, es herrscht zu wenig Gewalt.“ Also auf
das können wir natürlich wirklich verzichten, auf Gewalt, das gibt es bei uns
nicht.
Speziell zur Wohnungspolitik, nachdem die
Kommunalpolitik der Gemeindebauten speziell gelobt worden ist – was ich jetzt
nicht alles vorlesen kann – steht weiter in “DIE ZEIT“: „Alle Stadtregierungen
haben die Gemeindebaustrategie der roten Gründerjahre konsequent fortgesetzt.
Sie diente nicht nur der Linderung von Wohnungsnot, sie fungiert bis heute auch
als wirkungsvolles, sozialpolitisches Steuerungsinstrument. Rund 220 000
Wohnungen besitzt die Stadt. Das gibt ihr direkten Zugriff auf ein Viertel des
Wiener Wohnraums. Die Gemeindebauten sind quer über die Stadt verteilt. Sie
finden sich im innerstädtischen Bereich ebenso wie in herrschaftlichen
Villenvierteln oder an der Peripherie. Diese durchaus taktisch geplante
Ansiedlungspolitik hat verhindert, dass sich in Wien streng von einander
abgetrennte Wohnquartiere mit großen sozialen Unterschieden entwickeln. Nach
wie vor gliedert sich Wien in viele kleine Lebensräume, die sich in
konzentrischen Kreisen um den historischen Stadtkern gruppieren. Diese so
genannten Grätzel erstrecken sich oft nur über wenige Straßenzüge. Ihre
Bewohner verbindet ein dorfähnliches Zusammengehörigkeitsgefühl.“ Und so weiter
und so weiter. Also in diesem Artikel wurde dargelegt, dass wir eine
erfolgreiche Politik in Wien betreiben und dass wir eine ganz besonders
erfolgreiche Wohnungspolitik betreiben. Darauf können wir zu Recht stolz sein. (Beifall
bei der SPÖ.)
Wir setzen natürlich alles daran, dass das so bleibt.
Deshalb werden wir die EU-Richtlinie so umsetzen, dass wir den konsequenten Weg
der sanften Öffnung des Gemeindebaus beibehalten. Hätten wir, wie von den
GRÜNEN verlangt, die radikale Öffnung betrieben, wie das schon seit
15 Jahren immer betrieben worden ist, dann wäre wahrscheinlich dieser
Artikel nicht so erschienen, weil dann hätten wir andere Zustände. Dann hätten
wir diese soziale Durchmischung nicht, die eben eine Voraussetzung für unseren
Erfolg in der Wohnungspolitik ist, sondern wir werden auf Basis unserer
bisherigen grundlegenden Konzepte auch hier die sanfte Öffnung des Gemeindebaus
fortsetzen und werden weiter erfolgreich sein.
Zu dem Sonstigen, was vorhin vom Herrn GR Herzog zum
Mietrecht gesagt worden ist: Ich kann ihm natürlich sagen, dass wir sehr froh
sind, dass diese Wohnrechtsnovelle vorerst gescheitert ist, weil die von der
Bundesregierung weitere Verschlechterungen gebracht hätte. Es wäre noch mehr
die befristete Wohnung gegenüber der unbefristeten bevorzugt worden und es
wären weitere wesentliche Teile aus dem Mietrecht von der Geltung des
Mietrechts ausgenommen worden, zum Beispiel die Zubauten von Wohnungen. Das
wäre ein weiterer Anschlag in der Summe der bisherigen Anschläge auf die
Interessen der Mieter, die wir natürlich zurückweisen. Wir hoffen, dass dieses
Wohnrechtspaket in dieser Form niemals kommt.
Zum Konkreten, was der Kollege
Walter gesagt hat. Sie sind noch relativ... (GR Norbert WALTER, MAS
unterhält sich mit GR Dkfm Dr Fritz Aichinger.) Jetzt hört er nicht zu,
aber das macht auch nichts. Kollege Walter, Sie sind noch ganz neu im
Wohnbauausschuss und ich gestehe Ihnen natürlich 100 Tage
Einarbeitungszeit zu.
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