Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 80
Österreich, ausreichendes
Einkommen, Krankenversicherung und Integrationsvereinbarung.
Hier, glaube ich, ist ein
breiter Interpretationsspielraum gegeben, den die Gemeinde ausnützen könnte, um
einen Massenzuzug in die Gemeindebauten und ein Umstürzen der dortigen
Verhältnisse zu verhindern. Salzburg hat zum Beispiel eine Quotenregelung von
20 Prozent für Drittstaatenangehörige, also Nicht-EU-Bürger, eingeführt,
die dort in Salzburg leben und arbeiten. In Wien wäre eine solche Quote, wie
ich glaube, etwas, was durch mitziehende Familienangehörige, die noch
Drittstaatenangehörige sind, während der Mieter österreichischer Staatsbürger
ist, gar keinen Handlungsbedarf bedeuten würde. Eine solche Quote wäre in Wien,
wie ich glaube, schon erfüllt.
Wien muss sich, glaube
ich, gegen eine solche Zumutung Brüssels wehren. Es besteht die Gefahr, dass
die Einheimischen in den Gemeindebauten auf alle Fälle zur Minderheit im
eigenen Land werden würden. Das heißt, es droht eine massive Ghettoisierung.
Die Rathaussozialisten
wollen diese Richtlinie offensichtlich ohne weitere Interpretationen und ohne
Wenn und Aber umsetzen. Mit einer Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung der
MA 20 kann also der Drittstaatenangehörige um eine Gemeindewohnung
ansuchen. Die üblichen Voraussetzungen, wie gesagt, müssen wohl gegeben sein.
Die Stadt Wien legt meiner
Meinung nach so eine breite Zufahrtsstraße für den Einzug in den Gemeindebau
an. Der wird gerne angenommen werden. Die Rede von einer sanften Öffnung des
Gemeindebaus ist etwas, was ich nicht ernst nehmen kann, genauso wenig wie die
Zahl von tausend Wohnungen, die davon betroffen wären. Ich halte das für reine
Beruhigungspillen.
Wir Freiheitliche werden
auf alle Fälle den Mieterinnen und Mietern über die Vorgangsweise der
Stadtverwaltung Klarheit verschaffen und sie darüber aufklären, was auf sie
zukommt. Dessen können Sie gewiss sein. (Beifall bei der FPÖ.)
Es gibt auch in der SP
Einzelne, die die Gefahr der Ghettoisierung im Gemeindebau sehen. Ich erwähne
oder nenne den SPÖ- und EU-Abgeordneten Swoboda, der als ehemaliger
amtsführender Stadtrat sehr wohl informiert ist und weiß, wovon er spricht. Er
meint, notfalls solle man gegen die EU-Richtlinie verstoßen und ich glaube, das
ist etwas, über das man reden sollte. Er ist für eine Ausländerquote und er
sagt, dass die Gleichstellungsrichtlinie dem Geist nach, aber nicht den
Buchstaben nach umzusetzen wäre. Ich glaube, eine Regelung im Inland und ein
gemeinsames Vertreten in der EU für alle Wiener wäre eine echte Aufgabe.
Swoboda hat Recht. Ich
glaube, die Bedrohung von Zuständen im Gemeindebau in Richtung Ghettoisierung
sind gegeben. StR Faymann selbst hat das in einem Presseartikel vom 10.11. ja selbst
zugegeben und gesagt, dass hier im Gemeindebau das Konfliktpotential steigt.
Ich habe keine Zeit mehr,
auf die weiteren Dinge einzugehen. Jeder weiß, wie es im Gemeindebau zugeht und
in welchem Ausmaß die Konflikte hier steigen und das Zusammenleben von
Einheimischen und Zuwanderern mit Schwierigkeiten belastet ist.
Eine weitere Belastung der
Wiener Gemeindebauten wäre etwas, was unzumutbar wäre und das Zusammenleben in
dieser Stadt zutiefst gefährden würde.
Wir Freiheitliche lehnen,
wie gesagt, das Budget auch zu diesem Kapitel ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr StR Ellensohn.
StR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Budgetdebatte Wohnbau und Stadterneuerung. Um diese
Jahreszeit gibt es viele nette Traditionen in Wien: Die Weihnachtsmärkte, die
Punschstände, die Debatten hier, die sich von Jahr zu Jahr ähneln. Ich habe den
Auszug der letztjährigen Debatte dabei. Ich werde das dann genau verfolgen.
Ich nehme an, das Wohnbaubudget ist sehr hoch, die
Wohnbauförderung wird nicht zweckentfremdet verwendet, die ganze Welt ist
begeistert vom sozialen Wohnbau in Wien, es wird 5 000 neue Wohnungen oder
ein bissel mehr pro Jahr geben, die weltbesten ArchitektInnen werden im
sozialen Wohnbau eingesetzt und der Dank, das sage ich jetzt nicht zynisch, und
der Dank an alle Mitarbeiter, wirklich... (Heiterkeit
und Beifall bei der SPÖ.)
Da braucht man kein Rhetorikseminar, wenn man da
Applaus von der anderen Seite sofort in der ersten Minute bekommt, nicht einmal
eine Minute abgelaufen, alles wunderbar, oder? Nachdem es eben Adventzeit ist,
kann man ja hoffen, dass der eine oder andere Fall vielleicht auch etwas milder
betrachtet wird und vielleicht nützt es sogar was.
Im Wahlkampf sind besonders viele Beschwerden auch
rund um die Wohnsituation, nicht nur Wiener Wohnen natürlich, sondern einfach
prinzipiell rund um die Wohnsituation gekommen. Ich möchte ein paar einzelne
Fälle vortragen, bei denen ich glaube, dass von der Stadtregierung auch etwas
getan werden könnte.
Sonnenfelsgasse 13 ist ein Haus im 1. Bezirk,
das von der Gemeinde Wien verkauft wurde und mittlerweile vom neuen Eigentümer
umgebaut, aufgebaut, aufgestockt wird. Das Haus daneben hat jetzt gesenkte
Fenster. Es lassen sich nicht mehr alle schließen. Das ist nicht sehr praktisch
und hebt den Wert der Immobilie nicht. Die Auskünfte, die man da bekommen hat,
sind: „Ja, da müsst’s den Zivilrechtsweg gehen, habt’s quasi a Pech g’habt und
schau ma."
Nachdem das Haus daneben
allerdings von der Gemeinde verkauft wurde, die Baupolizei alles mögliche
genehmigt hat, nämlich zum Beispiel das Ausheben eines Kellers, der nicht
existiert hat, sondern da wird einfach Erdreich rausgeschaufelt und deswegen
senkt sich das Nebenhaus, glaube ich, dass die Gemeinde hier gut beraten wäre,
den Leuten nicht einfach zu sagen: „Ihr habt’s Pech g’habt und geht’s den
Zivilrechtsweg.", sondern dass man sich dort einschaltet und der Baupolizei
vor allem auf die Finger klopft. Es scheint nicht so zu
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