Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 80
sehr kontraproduktives Vorgehen.
Noch kurz zum Thema “Leistbares Wohnen“. Hier hat die
ganze Zeit und das ganze Jahr durch die AK nicht zuletzt die hohen Mietpreise
und Wohnungskosten beklagt, völlig zurecht, wie ich sagen würde. Das betrifft
aber natürlich nicht nur den privaten Haussektor, sondern natürlich auch die
Gemeindebauten, die sich heute nicht mehr mit dieser massiven Billigkeit und
Günstigkeit auszeichnen, wie sie vor Jahr und Tag vielleicht noch gegeben
gewesen sind.
Diese gesteigerten Mietkosten ergeben sich einerseits
durch ein unbrauchbares Gesetz der großen Koalition, das Richtwertgesetz. Die
Arbeiterkammer aber, genauso wie hier die Sozialdemokraten im Hause und natürlich
auch die ÖVP, haben damals doch massiv für dieses Richtwertgesetz gemauert und
alles für seine Durchsetzung gegen unseren heftigen Widerstand gemacht. Sie
brauchen nur nachzulesen, was der damalige StR Edlinger als Vorgänger von StR
Faymann da von sich gegeben hat.
Wir waren vom Scheitern dieser Praxis sicher
überzeugt und wir können heute sagen, dass auf weite Strecken die
wirtschaftliche Wirklichkeit am Gesetz ziemlich vorbei geht. Je nach Lage des
Objekts ist für den Hausbesitzer der offizielle Richtwertzins erreichbar oder,
wenn die Lage schlecht ist, auch nicht.
Entscheidend für die Wohnungskosten sind aber bei
uns, und das ist, glaube ich, ganz, ganz wichtig, die Betriebskosten. Das
findet die Sozialdemokratische Partei in Wien auch und sie hat daher in dem
wohnpolitischen Programm die Senkung dieser Betriebskosten angekündigt und dort
verankert. Doch leider, trotz absoluter Mehrheit seit zwei Perioden und
dazwischen eine andere Phase und vorher schon lange absolute Mehrheiten, hat
die SPÖ seit Jahren zu diesem Thema nichts zusammengebracht und ist trotz
absoluter Mehrheit nicht dazu gekommen, diesen tollen Gedanken zur Senkung der
Betriebskosten umzusetzen. Nicht einmal die Bohne, bitte. Ganz im Gegenteil.
Nach jeder Gemeinderats- und Landtagswahl werden die Gebühren und Tarife
hinaufgesetzt. Das passiert jetzt auch wieder. Es kommt mit Sicherheit zu einer
Erhöhung der Wasser-, Abwasser- und Müllsteuer und die Rathaussozialisten
erhöhen die Gaspreise pro Kubikmeter um 30 Prozent, was den Endverbraucher
letztendlich mit 12 Prozent treffen wird. Es kommt zu einer Erhöhung der
Strompreise und vielleicht droht unter Umständen sogar - das wird nicht vom
Land Wien abhängen, sondern von gesamtösterreichischen Entscheidungen - die
Erhöhung der Einheitswerte und/ oder damit die Erhöhung der Grundsteuer. Alles
das spüren die Wienerinnen und Wiener in ihrer Geldbörse. Wir Freiheitliche
verlangen seit langem in diesem Punkt einen Belastungstopp. (Beifall bei der FPÖ.)
Die wirtschaftliche Lage ist
nicht so gut, die Arbeitslosigkeit aber hoch. Daher ist es eine Notwendigkeit,
dass sich die Gemeinde endlich dazu durchringt, keine Erhöhung kommunaler
Abgaben und Gebühren durchzuführen.
Ein Ende der Wiener Wasser-,
Abwasser- und Müllsteuer wäre wichtig, das heißt, die Rückführung auf den
Betrag, der sich aus den tatsächlichen Kosten und dem Kostendeckungsgrad von
100 Prozent ergibt. Wenn man sich das durchrechnet, kann ein
durchschnittlicher Haushalt bis zu 120 EUR im Jahr einsparen.
Eine Frage noch an den
Herrn StR Faymann, die letzten Endes unklar und unbeantwortet geblieben ist.
Ich habe das letzte Mal bei der Rechnungsabschlussdebatte im Juni die Frage gestellt,
ob es damit etwas auf sich hat, dass Wiener Wohnen unter Umständen nicht nur
wieder ausgegliedert, sondern darüber hinaus in die Wiener Holding
eingegliedert werden soll. Der Herr Stadtrat hat hier keine Antwort gegeben.
Ich frage Sie nochmals, ob an diesem Gerücht etwas dran ist. Ich hoffe, es ist
nicht so, weil es sicher eine Entwicklung wäre, die massivsten Schaden bei den
Wienerinnen und Wiener und den Gemeindemietern auslösen würde.
Dann darf ich noch auf
einen Vorschlag hinweisen, den ich für die Senioren für wichtig halte, nämlich
vermehrt auf die Wohnbedürfnisse der älteren Generation einzugehen. Im
Neubaubereich wird ja bereits vieles für generationsübergreifendes Wohnen und
senioren- und behindertengerechtes Wohnen getan. Das ist hier anerkannt und das
ist gut so. Im Sanierungsbereich des Althausbaus dagegen sind solche
Möglichkeiten nur eingeschränkt gegeben und nur wenig ausgenützt. Auf Grund der
demographischen Entwicklung in dieser Stadt und natürlich in ganz Österreich
kommt einer seniorenfreundlichen Wohnungs- und Wohnhausgestaltung erhöhte Bedeutung
zu.
Daher haben wir
Freiheitliche schon zuletzt einen entsprechenden Antrag auf Ausweitung der
Förderung der Wohnhaussanierung auf Zwecke einer seniorenfreundlichen
Gestaltung von Wohnungen und Gebäuden gestellt. Ich glaube, dass jeder Euro,
der hier für solche Förderungen ausgegeben wird, eine massive Einsparung für
zukünftig notwendige Bauten von Seniorenwohnheimen bedeutet. Ein wichtiger
Schritt für Wien und für seine Menschen. (Beifall bei der FPÖ.)
Abschließend
noch zu einem interessanten Thema, zum Thema der EU-Gleichbehandlungsrichtlinie
oder wie sie heißt "Richtlinie betreffend die Rechtsstellung der
langfristig aufenthaltsberechtigten Drittstaatenangehörigen". Ja, Österreich
wird demnach Ausländer aus Nicht-EU-Staaten, die sich hier längerfristig
niedergelassen haben, auf verschiedenen Gebieten gleichzustellen haben. Das
wird Auswirkungen auch im Wohnbereich haben, unter anderem in Richtung auf
Öffnung der Gemeindebauten für Drittstaatenangehörige. Aus diversen Artikeln
der Richtlinie kann eine Öffnung der Gemeindebauten für Drittstaatenangehörige
zu interpretieren sein, muss aber nicht, wie wir Freiheitliche überzeugt sind.
Die Definition “langfristig aufenthaltsberechtigt“ steht zum Beispiel im
Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, im NAG. Wer diese Voraussetzungen des
Art 45 erfüllt, soll nach dem Willen der Wiener Sozialisten Zugang zum
Gemeindebaubereich bekommen, wenn die sonstigen Voraussetzungen stimmen. Die
Voraussetzungen des österreichischen Gesetzes sind: Fünf Jahre Aufenthalt in
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