Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 105
Nationalität. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Herr StR Ellensohn. - Bitte, Herr Stadtrat.
StR David Ellensohn (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Gerne würde ich ausführlich über die Daten im
Voranschlag sprechen, erkläre aber gleich, warum das eigentlich sehr, sehr
schwierig ist, und fange beim Presse- und Informationsdienst an, bei der Post
Information und Öffentlichkeitsarbeit.
StR Rieder hat heute morgen gemeint, vergleichen wir
Vergleichbares, und er hat darunter verstanden, wir sollen die Voranschläge
miteinander vergleichen und nicht die tatsächlichen Ausgaben. Wenn man die
Voranschläge beim PID vergleicht, dann stehen dort im Voranschlag 2005
21,7 Millionen EUR und im Voranschlag 2006 26,7 Millionen EUR.
Wenn ich das ernst nehme, ist das eine der größten Steigerungen, die wir
beziehungsweise Sie morgen Abend beschließen werden: Plus 23 Prozent
allein für Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, und das in einem Jahr, in
dem in Wien nicht einmal Wahlen stattfinden - ich klammere jetzt die
Nationalratswahl aus -, angesichts dessen frage ich mich, wie sich das
weiterentwickelt und wie das, wenn es 23 Prozent plus in einem Jahr wie
2006 gibt, bis 2010 ausschaut.
Ich befürchte Schlimmes, und ich tue genau das, was
StR Rieder heute gesagt hat: Ich vergleiche Vergleichbares mit Vergleichbarem.
Da komme ich drauf, wenn ich es mir genau anschaue, dass es zwei Posten sind,
die wesentlich aus dem Rahmen fallen, nämlich zum einen Medien-Fullservice, oft
besprochen im Haus, im Wesentlichen der Bohmann-Verlag. Statt
4,4 Millionen EUR im Voranschlag 2005 gibt es im Voranschlag für
nächstes Jahr 7,4 Millionen EUR. Das ist großzügig: Plus 3 Millionen,
ausgehend von 4,4 Millionen EUR! Und bei der Auslandskommunikation musste
ein neuer Posten geschaffen werden, da steigt es von null - ein neuer Posten,
ein Teil davon war natürlich woanders versteckt - auf satte
10,5 Millionen EUR.
Allein wenn ich mir diese Positionen anschaue, wird mir
schon leicht schwindlig. Ich behaupte nicht, dass der PID ausschließlich Arbeit
macht, die wir nicht gutheißen, aber ich frage mich, wie das satte Plus von
23 Prozent in diesem Bereich zustande kommen kann. Wenn man mir jetzt
vorrechnet, dass das keine 23 plus sind, weil alles ganz anders ist, dann frage
ich mich, was wir mit einem Voranschlag machen sollen, der genau das ausweist.
Denn das sind die zwei nackten Zahlen, die nebeneinander stehen. Entweder gibt
es also eine exorbitante Steigerung zum PID, oder es gibt einen Voranschlag,
der es nicht wert ist, von uns genau angeschaut zu werden, weil wir mit den
Zahlen nicht arbeiten können.
Das Gleiche oder Ähnliches gilt im Bereich Sport: Im
Bereich Sport ist es fast gar nicht möglich, über die vorgelegten Zahlen zu
sprechen. Warum nicht, kann ich schnell erklären, ich zitiere dazu nur den
Bericht des Rechnungshofes, muss mir also nicht einmal selber etwas einfallen
lassen. Da steht im Wesentlichen drin, was die Gebarung des Sportamtes
betrifft: Bei seiner 1999 - ich komme schon noch in die Jetztzeit -
durchgeführten Überprüfung des Sportamtes hatte der Rechnungshof festgestellt,
dass im Zeitraum 1995 bis 1999 die Abweichungen zwischen den Voranschlägen und
den Rechnungsabschlüssen rund 43 Prozent, das galt für die Ausgaben, sowie
bei den Einnahmen 50 Prozent betrugen.
Was machen wir mit Voranschlägen, die 43 Prozent
bei den Ausgaben und 50 Prozent bei den Einnahmen daneben liegen? So einen
Voranschlag kann man nicht bewerten.
Jetzt könnte man sagen, das war 1995 bis 1999, es ist
sicher viel besser geworden. Nein! Ich zitiere weiter: In den Jahren 1999 bis
2003 waren die Abweichungen mit rund 47 Prozent bei den Ausgaben
beziehungsweise - jetzt kommt eine schöne Zahl, um wie viel man sich bei den
Einnahmen gegenüber dem Voranschlag geirrt hat - 85 Prozent noch
größer! Na, was mache ich mit einem Voranschlag, in dem eine Zahl drinsteht,
die dann 85 Prozent daneben liegt? So einen Voranschlag kann ich nicht
wirklich bewerten.
Der Rechnungshof macht das ganz ausführlich, und Jahr
für Jahr zeigen sich erschreckende Zahlen. Er hat dann ein paar gute
Vorschläge, die, wie ich hoffe, alle umgesetzt werden. Nämlich: Die
Mittelvergabe sollte künftig nachvollziehbarer erfolgen. Oder: Die
Entscheidungen über Förderungsansuchen waren nicht immer transparent, die
Anzahl der offenen Förderungsabrechnungen stieg von Jahr zu Jahr. - Das sage
nicht ich, sondern der Rechnungshofbericht 2005.
Der Rechnungshof empfiehlt darüber hinaus, den
Förderungswerbern in Zielvereinbarungen mit dem Sportamt das Erreichen von
bestimmten Zielen vorzugeben. Ganz gerne hätte der Rechnungshof - ich
allerdings auch – Folgendes: Auf eine transparente Darstellung von
Entscheidungen über Förderungen wäre besonders zu achten und so weiter und so
fort. Ein sehr interessanter Bericht, der es im Wesentlichen leider
verunmöglicht, das Zahlenmaterial zu bewerten, da ja zu befürchten steht, dass
das mehr oder weniger, wie soll ich sagen, gewürfelt ist, weil es am Ende weit
daneben liegt.
Deswegen ein paar inhaltliche Anmerkungen zum
Sportbereich: Es steht die Europameisterschaft 2008 im Fußball an, die sich in
den Budgets der letzten Jahre und der folgenden Jahre immer wieder finden wird.
Der Bund plant in diesem Zusammenhang eine Verschärfung des Sicherheitspolizeigesetzes,
"Sicherheit bei Großveranstaltungen" heißt das, also ein
Anti-Hooligan-Gesetz, wenn man es salopp formuliert. Besser, statt immer
darüber nachzudenken, was man denn tun kann, wenn all die Hooligans bei den
Fußballspielen auftauchen - so schlimm ist es in Österreich zum Glück eher
selten -, wäre es, vorher präventiv zu arbeiten. Da gibt es einen Haufen gute
Initiativen in Wien, die von der EU unterstützt werden, die auch von der Stadt
unterstützt werden.
Bei Großveranstaltungen fällt uns
natürlich - und da erspare ich uns jetzt den Kontrollamtsbericht - auch immer
wieder die Eishockey-Weltmeisterschaft ein, mit
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