Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 105
zuvorkommend behandelt werden. (Heiterkeit und Beifall
bei der ÖVP.)
Auch im Bereich der Handelsakademien: Am
Höchstädtplatz wird eine neue Bundes-HAK gebaut. Also so ist es nicht! Und
gleichzeitig trägt der Bund mit dieser Schuloffensive auch dazu bei, den Wiener
Arbeitsmarkt, den Sie ja sträflich vernachlässigen, vor allem das gerüttelte
Bau- und Baunebengewerbe, entsprechend anzukurbeln. - Also auch hier: Nicht der
Bund hungert Wien aus, sondern Sie bremsen den Bund! (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn wir gleich bei den Schulen bleiben: Es ist
natürlich auch wichtig, einen entsprechenden Schulentwicklungsplan vorzulegen.
Es hat überhaupt keinen Sinn, hier vereinzelt Schulen zu schließen und dort
Standorte neu zu bauen, sondern es bedarf eines generellen
Schulentwicklungsplans.
Auch in dieser Hinsicht bringen wir von der ÖVP einen
Antrag ein - das ist ja nichts Neues, aber man muss Sie ja mit diesen
Wiederholungen so lange belästigen, weil Sie es einfach nicht und nicht machen
-, dass die zuständige Stadträtin aufgefordert wird, auf Basis des gültigen
Stadtentwicklungsplans auch einen Schulentwicklungsplan als Voraussetzung für
alle kommenden Planungsvorhaben im Wiener Pflichtschulbereich erstellen zu
lassen.
Bis dieser Plan vorliegt, sollte man es tunlichst
unterlassen, Schulen zu sperren, wo man jetzt schon sehen kann, dass sie in
Zukunft wieder genügend Schüler haben werden, weil rundherum neu gebaut wird.
Jeder, der mit der Straßenbahn durch den 20. und 2. Bezirk fährt, kann
sehen, dass die Schule in der Leopoldsgasse natürlich sehr wohl ihre
Berechtigung hat.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Auch die Klassenschülerzahlen sind etwas, was in
Ihrem Bereich zu suchen ist. Wenn es um die Aushandlung des Finanzausgleichs
geht, dann hört man da Zahlen wie: Auf 14 Schüler ein Lehrer,
10 Schüler auf einen Lehrer, im Polytechnikum das Verhältnis 1 zu 9, in
der Sonderschule natürlich noch weniger. Und dann fragt man sich, warum immer
noch 30 Schüler in den Klassen sitzen! - Das ist auch etwas, was Sie in
Ihrem Bereich entsprechend administrieren können. Vielleicht wäre es doch
besser, Schulpolitik und nicht SPÖ-Headquarter-Politik zu betreiben und
vielleicht auch da Lehrer-Ressourcen dafür einzusetzen. Wir fragen uns schon,
wo die vom Bund finanzierten Lehrer denn tatsächlich sind. Offenkundig nicht in
der Klasse! (Beifall bei der ÖVP.)
In diesem Zusammenhang fordern wir wiederum im Rahmen
eines Beschlussantrages, dass der Präsident des Wiener Stadtschulrats, der Herr
Bürgermeister, aufgefordert wird, durch administrative Maßnahmen im Bereich der
Pflichtschulen eine Klassenschülerhöchstzahl von 22 zu garantieren.
Wiederum wird die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Auch da sieht man wieder, Sie haben ja in Wien de
facto die Gesamtschule über die Hintertür eingeführt. Warum haben Sie das
gemacht? - Einerseits aus ideologischen Gründen - und die Ergebnisse in Wien
sind ja bei Gott nicht so berauschend -, andererseits wälzen Sie dadurch, indem
Sie die Hauptschule ganz bewusst zur Restschule degradiert haben, indem Sie das
zukunftsweisende, auch von Ihnen mitgetragene Konzept der Kooperativen
Mittelschule systematisch stilllegen, die Kosten auf den Bund über. Und Sie
beschweren sich dabei noch, dass der Bund Ihnen zu wenig Geld gibt. - Das ist
eine Art von Politik - und das macht das Ganze eigentlich so erschütternd -,
die auf dem Rücken unserer Kinder stattfindet. Da sollte doch der Respekt vor
unserem Nachwuchs, in dem ja auch unsere Zukunft liegt, groß genug sein, dass
Sie Ihre ideologischen Grabenkämpfe vielleicht woanders austragen, aber nicht
auf dem Rücken unserer Kinder! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich komme dann schon bald zum Ende, aber eines ist
mir natürlich auch aufgefallen - und das ist der Vorteil, wenn man nicht ganz
zu Beginn, sondern eher am Ende redet -: Es wird viel von Alphabetisierung, vom
Erlernen der grundlegenden Kulturtechniken gesprochen, aber überhaupt nicht von
der Begabtenförderung. Ja, meine Damen und Herren, glauben Sie wirklich, dass
wir im Wettbewerb bestehen können, wenn wir nach vielen Jahren, teuren Jahren
in der Schule froh sind, wenn unsere Schüler das Alphabet beherrschen? Wo ist
denn ein Wort über die Begabtenförderung? - Wir reden immer nur von den
primitivsten, einfachen Techniken, die die Voraussetzung für vieles andere
sind, aber ich glaube nicht, dass wir im globalen Wettbewerb bestehen können,
wenn wir übers Lesen- und Schreiben-Können nicht hinauskommen. Auch da ist seit
Bernhard Görg und Andreas Salcher mit der Popper-Schule - und das war ja
sozusagen nur ein Prestigeprojekt, das sollte ja nur eine
"Trägerrakete" sein - nichts passiert.
Meine Damen und Herren! Aus diesen Gründen, und im
Unterschied zu den GRÜNEN - ich bin ja schon ganz gespannt, welche rot-grünen
Projekte da zu Tage kommen werden, denn das muss den GRÜNEN hoffentlich schon
etwas bringen, dass man so zahm ist -, habe ich überhaupt kein Problem, diesem
Budget und auch diesen Kapiteln, über die ich gerade gesprochen habe, nicht
meine Zustimmung zu geben. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist Frau
GRin Mag Straubinger. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin!
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Herr Dr Aigner, ich weiß nicht genau, welches
Attribut Sie für ein Budget gerne hätten. Sie haben das sehr weit offen
gelassen. Aber ich kann Ihnen sagen, was es ist: Es ist ein ausgeglichenes
Budget, es ist eines ohne eine Neuverschuldung, es ist eines, das einen
Maastricht-Überschuss erwirtschaftet - das wird Ihren Finanzminister freuen -,
und es setzt trotzdem auch ganz klare Schwerpunkte, unter anderem einen in der
Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport.
Damit wird auch ein deutliches Zeichen gesetzt,
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