Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 105
erfreulich, finde ich. (Aufregung bei der FPÖ.) Wenn
man sich hier nun die düsteren Bilder von Straches schlagenden Burschen
anschaut, den Kultursprecher der Wiener FPÖ in voller Montur der extrem
rechtsstehenden deutschnational schlagenden Verbindung “Olympia“, da muss man
einfach Angst bekommen, sag’ ich einmal ganz ehrlich. Man muss Angst haben,
dass der Kurs der Wiener FPÖ nichts Gutes verheißt. Und wenn der
FPÖ-Gemeinderat Stefan in diesem Interview sagt, dass der Einfluss der Burschenschafter
in der FPÖ nun stärker geworden ist, dann ist das irgendwie eine Voraussage,
dass der Rechtsruck in der FPÖ weitergehen wird. Und wir können jetzt daraus
nur schließen, dass offensichtlich die Kluft zwischen der weltoffenen
Kulturpolitik der Wiener Sozialdemokratie und der deutschtümelnden rückwärts
gewandten Positionen der Burschenschafter in der Wiener FPÖ einfach größer
geworden ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Nun, die ÖVP - und der Herr Wolf geht raus. (GR Dr
Franz Ferdinand Wolf verlässt seinen Platz und steht hinter den Sitzreihen.) Das
ist ewig schade, weil er da die wichtigsten Passagen versäumt, die vielleicht
ihn betreffen. (GR Dr Franz Ferdinand Wolf: Ich bin schon da!) Die ÖVP
ist so wie die FPÖ – zumindest, was einmal die Zusammensetzung der Mitglieder
im Kulturausschuss betrifft - nun tatsächlich eine reine Männerpartei geworden.
Das tut uns Leid. Bei der Zwei-Mann-Fraktion fällt auch auf, dass sie
überraschenderweise deutlich älter geworden ist. Das ist auch eine Entwicklung,
muss man ganz ehrlich sagen. Die Wiener SPÖ ist in der Zusammensetzung im
Kulturausschuss jünger geworden und unser jüngster Gemeinderat ist Gott sei
Dank auch Mitglied im Kulturausschuss und wird heute hier noch zeigen, wie sehr
er in der jungen Kunstszene dieser Stadt verankert ist.
Bei der ÖVP wird zu befürchten sein, dass sie noch
weniger mit zeitgenössischen, alternativen und jungen Kulturprojekten in dieser
Stadt etwas anzufangen weiß. So wie man überhaupt vieles nicht verstanden hat.
Also, ich habe im Wahlkampf ja einiges nicht verstanden. Als Erstes habe nicht
nur ich, sondern auch viele Kunstschaffende dieser Stadt, zum Beispiel auch Ihr
früherer ÖVP-Obmann VBgm Dr Görg, es nicht ganz verstanden, wie es
eigentlich möglich war, dass der frühere Kultursprecher Andreas Salcher zum
gleichen Zeitpunkt, als er beim Waldzell Meeting im Stift Melk die
internationalen Geistesgrößen zu Gast hatte, im Parteivorstand still und
heimlich von der Kandidatenliste gestrichen worden ist. Ich habe mir einfach eh
schon immer gedacht, irgendwann einmal wird mir der Andreas Salcher hier
abgehen.
Was mich auch verwundert hat, ist, dass die
Kultursprecher oder die Kulturpolitiker der Wiener ÖVP bei keiner
kulturpolitischen Diskussion im Wahlkampf präsent waren. Ich möchte jetzt den
Personen nicht nahe treten, aber immerhin war es die dritte Garnitur, die da zu
den kulturpolitischen Diskussionen geschickt wurde.
Was noch verwunderlich war, ist, dass die ÖVP kein
eigenes Kulturkapitel im Wahlprogramm hatte. Und auf die Frage auch einzelner
Kulturschaffender haben Sie gesagt, dass das nicht unbedingt ein Kernthema der
Wiener ÖVP ist und das ist heute hier auch deutlich sichtbar geworden.
Die GRÜNEN sind nun im Kulturausschuss mit zwei
Personen vertreten. Wir sehen den grünen Vorstellungen, die nun wahrscheinlich
verstärkt auf uns zukommen werden, mit großem Interesse entgegen, sowohl, was
die Kooperationsmöglichkeiten betrifft - wir sind ja in sehr konstruktiven
Gesprächen über gemeinsame rot-grüne Projekte - als auch die Auseinandersetzungen,
die natürlich zur parlamentarischen Diskussion gehören.
Was nun das Kulturbudget der Stadt Wien betrifft, so
ist es erfreulich, dass der Trend fortgesetzt wird und das Kulturbudget steigt.
Jetzt kann man natürlich sagen, es steigt zu wenig, das kann man immer sagen
oder es steigt gar nicht, wie der Dr Wolf gesagt hat. Aber jedenfalls ist
eines schon klar: Wenn vorne ein Plus steht, dann ist es ein Plus und wenn
vorne ein Minus steht, dann ist es ein Minus. Bei unserem Kulturbudget steht
vorne ein Plus, auch wenn es nur plus 0,44 Prozent sind. Das ist
erfreulich und man muss auch sehen, dass das erfreulich ist aufgrund der
Tatsache, dass in den letzten Jahren die Kulturbudgets überdurchschnittlich
stark gestiegen sind und wir diese Erhöhung auf der Basis eines international
wie national einzigartig hohen Niveaus eines Kulturbudgets geschafft haben.
Und wenn wir jetzt da vergleichen, weil die ÖVP
meint, es ist alles zu wenig: Das Kulturbudget der Stadt Wien macht vom
Gesamtbudget 2 Prozent aus. Es ist in den letzten Jahren von
1,7 Prozent auf 2 Prozent gestiegen. Das Kulturbudget des Bundes ist
seit 1995 von 0,99 Prozent des Bundesbudgets auf 0,65 Prozent
gesunken! Das ist ein Drittel weniger! Nur, wenn wir hier Wünsche ans Christkind
hören - wir sind knapp vor Weihnachten -, was sich der Herr Dr Wolf alles
gewünscht hat, dann würde ich sagen, zuerst soll er einmal das alles als Wunsch
an die Bundesregierung stellen und da vor allem schauen, dass die Kürzungen im
Bereich der Stadt Wien zurückgenommen werden.
Nun, Wien investiert in
seine Stärke, in seine Kernkompetenz als Musik- und Kulturstadt. Wir machen das
vor allem im Mozartjahr. Das bringt ein hochkarätiges Programm während des
Jahres 2006, das die ganze Stadt einbeziehen wird und das nachhaltig sein
wird. Nachhaltig beispielsweise als Start für die Umwandlung des Theaters an
der Wien in ein Opernhaus, nachhaltig, was die Fertigstellung der Sanierung des
Figarohauses in der Domgasse betrifft, das sicher eine neue Attraktion wird.
Und
wenn hier gesagt wird, auch von der Kollegin Ringler, ja, da wird doch Geld von
den Künstlerinnen und Künstlern dieser Stadt weggenommen, dann ist das
natürlich auch falsch, denn wer macht denn das Mozartjahr? Das machen die
KünstlerInnen und Kreativen dieser Stadt! Und es wird eine Vielzahl von
Kunstproduktionen im Rahmen des Mozartjahres geben, die genau die Künstler und
Künstlerinnen in Wien machen, beispielsweise eine Tanzproduktion zu Mozart von
Elio Gervasi im Tanzquartier, eine Kinderoper von Ronald Deppe,
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