Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 105
denn
dieses Budget bremst das Wirtschaftswachstum, und zwar nicht nur in Wien – das
muss ich auch sagen –, sondern im ganzen Land. Darunter leiden alle
Österreicher.
Deshalb
können wir diesem Budget leider – und ihr werdet es euch denken können – keine
Zustimmung geben. – Danke. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächster
zu Wort gemeldet ist Herr GR Wutzlhofer. – Bitte sehr.
GR
Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine Damen und Herren! Einen wunderschönen angebrochenen
Vormittag!
Es
geht um das Budget 2006 und damit um politische Ziele und Vorhaben der nächsten
Zeit, des nächsten Jahres, aber am Beginn einer Periode sicher auch der
nächsten Legislaturperiode. Wenn politische Ziele gesteckt werden, geht es auch
und gerade in der Umweltpolitik im besonderen Maße um Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit – ein Schlagwort. 1987 ist es in dem sagenumwobenen
Brundtland-Report zum ersten Mal in recht schön in Worte gefasst worden:
„Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart
befriedigt ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen
Bedürfnisse nicht befriedigen können."
Was
Wien heute ausmacht, meiner Meinung nach, was Wien heute zu dieser Stadt mit
dieser Lebensqualität macht, ist das direkte Resultat daraus, dass schon in der
Vergangenheit Entscheidungen, besonders umweltpolitische Entscheidungen auf
Basis solcher Überlegungen, auf Basis von Nachhaltigkeitsüberlegungen getroffen
worden sind.
Wenn
wir heute stolz darauf sind, dass ein Drittel des Stadtgebietes unter Schutz
steht, die Hälfte des Stadtgebietes von Grünraum überdeckt ist, dann ist die
Basis dafür eine nachhaltige Umweltpolitik in der Vergangenheit, die heute zum
Beispiel mit dem neuen Biosphärenpark fortgesetzt wird.
Wenn
wir stolz darauf sind, dass es kristallklares Hochquellenwasser gibt, dann sind
die Basis dafür nachhaltige Entscheidungen in der Vergangenheit, die vor mehr
als 100 Jahren begonnen haben und bis heute weitergeführt werden, Jahr für
Jahr, mit jedem Budget.
Wenn
wir stolz sind auf eine verhältnismäßig hohe Luftqualität, dann ist die Basis
dafür, dass wir schon 1999 mit dem KliP weitreichende Ziele gesteckt haben, die
dazu führen, dass wir uns heute mit vielen Problemen, mit denen sich andere
Bundesländer herumschlagen müssen, bei der Feinstaubbekämpfung zum Beispiel,
nicht mehr herumschlagen müssen. Stichwort Hausbrand, Stichwort Fernwärme.
Nachhaltige
politische Entscheidung zu treffen, bedeutet, Verantwortlichkeit zu definieren,
Verantwortlichkeit zu übernehmen, über die nächste Wahl hinaus. Das bedeutet
nicht, weil jetzt eine Umfrage in der "Kronen Zeitung" das irgendwie
unterstützt, 160 km/h einzuführen, das bedeutet nicht, Mitbestimmung
abzubauen, so wie es die Bundesregierung macht, sondern es bedeutet, mit den
Leuten in dieser Stadt gemeinsam zukunftssichere Politik zu machen. Wiener
Politik und vor allem Wiener Umweltpolitik ist dieser Nachhaltigkeit verpflichtet,
und darauf können wir stolz sein. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich
möchte jetzt in aller Kürze ein paar Beispiele dafür bringen, Beispiele für
nachhaltige Politik. Ich glaube, der Kristallisationspunkt für Nachhaltigkeit
ist der Umgang mit Energie. Durch den Fernwärmeausbau, durch die Wärmedämmung,
durch Effizienzsteigerung bei den Kraftwerken haben wir hier in den letzten
Jahren schon große Erfolge erzielt. Ich habe das KliP schon erwähnt. Durch
diese Maßnahmen kommen wir schon jetzt auf eine Vermeidung von ca
2 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr.
Ein
paar Beispiele für die Zukunft illustrieren unseren Zugang zu erneuerbarer
Energie, womit man zu einer ausgeglichenen Energiebilanz kommt. Zum Beispiel
durch den Bau der Müllverbrennungsanlage Pfaffenau, wo wir durch die thermische
Behandlung von Restmüll neuen Strom, neue Energie und Fernwärme zurückgewinnen,
eben Energie aus Restmüll. Gleiches gilt für die Biogasanlage, die 2006
errichtet wird. Damit wird Energie aus nachwachsenden Energieträgern gewonnen,
nämlich durch die Vergärung von biogenen Abfällen, aber auch durch die
Vergärung von Speiseresten, und aus den daraus entstehenden Biogasen entstehen
wieder Strom und Wärme.
Beispiele
dafür ließen sich weiterführen, etwa mit dem Biomassekraftwerk, mit dem Ausbau
der Fernwärme et cetera.
Der
zweite für mich zentrale Zugang zur Nachhaltigkeit ist immer, wenn man bei sich
selber anfängt. Und wenn eine Stadt wie Wien bei sich selber anfängt, dann geht
da ganz schön was weiter, denn Wien ist zum Beispiel heute der größte Biobauer
in ganz Österreich. Gerade eben wurde darüber hinaus eine eigene
Forschungsanstalt zum Thema biologische Landwirtschaft gegründet. Damit ist
Wien die einzige Gebietskörperschaft, die so etwas hat.
Wien
ist auch ein ordentlicher Einkäufer. Ich komme zum Projekt ÖkoKauf. Wenn man
sich anschaut, wie viel Wien jährlich an Gütern einkauft, dann entspricht das
einer Summe von 5 Milliarden EUR. Das ist fünfmal die Summe, die alle
Wiener Haushalte zusammen für Wohnungsausstattung, Ernährung, Kleidung,
Reinigung und Auto pro Jahr ausgeben. Mit diesem Projekt ÖkoKauf haben wir
verschiedene Dinge erreicht. Erstens hat sich die Marktsituation verändert,
weil sich auch die Nachfrage verändert hat, nämlich hin zu einer großen
Nachfrage. Zweitens hat sich natürlich auch unsere eigene Politik, unsere
eigene Beschaffungspolitik verändert. Zum Beispiel hat allein der KAV durch das
Projekt ÖkoKauf 23 Prozent seiner Ausgaben für Reinigungsmittel
eingespart, bei gleicher Wirkung.
Das soll selbstverständlich auch
weitergeführt werden, und zwar im Projekt ÖkoBusinessPlan, auch ein alter
Bekannter, wo eine Sache relativ anschaulich illustriert wird, was man immer
wieder als großartiges Argument gegen ökologisches Engagement nimmt, nämlich
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