Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 105
Es gibt aber auch Erfreuliches zu berichten. Erstmals wurde ein Urteil gegen einen inländischen Auftraggeber gefällt. Der Wiener UVS hat einer Baufirma Strafen aufgebrummt, und gar nicht wenig, und zwar für die Beschäftigung von – Anführungszeichen – Unternehmen, also Subunternehmen, die aber nachweislich als Arbeiter weisungsgebunden, ohne eigene Arbeitsmittel und so weiter gearbeitet haben. Ein Fortschritt. Lange Zeit, wie gesagt, wurde das Thema liegengelassen.
Ich glaube, es gäbe und gibt eine Reihe
von Lösungen. Die geplanten Änderungen der Anmeldevorschriften für die
Arbeitgeber gehen in die richtige Richtung. Die sofortige Anmeldung ohne eine
Zwischenphase von sieben Tagen scheint also der richtige Weg zu sein, um den so
genannten legal Anwesenden doch zu zeigen, dass sie das nicht sind. Darüber
hinaus ist behördliche Zusammenarbeit zwischen Gerichten und Bundes- und
Landesdienststellen eine äußerste Notwendigkeit. Des Weiteren bedarf es verschärfter
Kontrollen durch eine Einsatzgruppe, die personell besser ausgestattet ist als
bisher. All das könnte Abhilfe schaffen, man muss es nur endlich tun.
Von einer Lockerung der
Arbeitnehmerübergangsbestimmungen, wie sie nunmehr für sieben Jahre vereinbart
sind, ist aber nichts zu erwarten. Eine Legalisierung des bestehenden Zustandes
hilft keinem einzigen Arbeitslosen und ist daher sicherlich keine Lösung für
die Probleme Wiens.
Meine Damen und Herren! Ich hoffe, dass
das Thema aktuell bleibt im Sinne einer Lösung, die angegangen wird. Im Übrigen
lehnen wir das Budget ab. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Puller.
Ich erteile es ihr.
GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ein paar
Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit der Wiener Linien, die ja bekanntlich eine
Tochtergesellschaft der Wiener Stadtwerke sind. Der Budgetvoranschlag der Stadt
Wien für den öffentlichen Personen- und Nahverkehr klingt hoch und ist auch
sehr hoch, aber er wird, wie auch in den vergangenen Jahren zuvor, zu wenig
sein. Dazu kommt auch noch der Druck des Wettbewerbs, der seit einigen Jahren
bei den Wiener Linien ausgebrochen ist, das heißt, Sparmaßnahmen, mit denen
sich die Wiener Linien wirtschaftlich selbst ans Bein pinkeln, was also ein
Schuss nach hinten ist, denn gespart wird eigentlich nur bei Herrn und Frau
Normalverbraucher, bei einfachen Arbeitern, Arbeiterinnen der Wiener Linien und
auf dem Rücken der Fahrgäste.
Schon in der
letzten Gemeinderatssitzung habe ich Sparmaßnahmen erwähnt, die neu sind in den
Betriebsvorschriften und die im Fahrdienst zu massiven Verschlechterungen
bezüglich der Arbeitsbedingungen für Fahrer und Fahrerinnen führten. Das
Personal wird ausgequetscht, Fahrzeiten werden so gekürzt, dass das
Fahrpersonal am Limit ist. Dadurch steigt auch die Unfallhäufigkeit. Fahrzeiten
werden eben so gekürzt, dass die Wiener Linien Gruppen einsparen können, das
heißt, auf verschiedenen Linien wird ein Zug eingespart, also von
Wirtschaftlichkeit kann keine Rede sein, weil ja dadurch auch
Fahrzeitverlängerungen die Folge sind.
Das
Werkstättenpersonal kommt mit den Reparaturarbeiten nicht mehr nach. Es fehlt
an Ersatzteilen und an Personal. Nach natürlichem Abgang, sprich
Pensionierungen, wird nicht mehr nachbesetzt, was bei dieser großen
Arbeitslosigkeit ja sehr verwunderlich ist. Auf manchen Bahnhöfen werden, wenn
es überhaupt noch abgestellte Züge gibt, Ersatzteile still und heimlich aus
diesen abgestellten Zügen ausgebaut, damit der Betrieb am anderen Tag überhaupt
noch aufrechterhalten werden kann.
Das alles sind Tatsachen. Ich sauge mir
das nicht aus den Fingern. Zum Beispiel habe ich einen Straßenbahnerkollegen,
der sich als Strache‑Fan geoutet hat. Also den könnte man auch
heranziehen, und er wird das bestätigen. Das heißt aber auch, dass, um eben den
Betrieb aufrechtzuerhalten, viele Züge am Sicherheitslimit fahren. Viele ULF, also
Niederflurwagen, stehen in der Hauptwerkstätte. Es gibt keine Ersatzteile, und
auf Grund seiner Elektronik sind lange Reparaturarbeiten notwendig. Die Züge
stehen herum und bringen kein Geld. Dann kommen noch defekte
Fahrscheinautomaten und defekte Entwerter dazu, sodass viel Geld verloren geht.
Fahrgäste wollen zahlen, können aber nicht zahlen.
Früher wurden die Züge ausgetauscht. Ein
defekter Zug wurde als Sonderzug eingezogen, er wurde ausgetauscht. Das gibt es
auch nicht mehr, weil beim Verschubpersonal eingespart wird. Das heißt, am
Samstag, am Sonntag am Vormittag gibt es kein Verschubpersonal, und somit
fahren wir mit den defekten Zügen, bis sie am Abend automatisch eingezogen
werden. Das soll Wirtschaftlichkeit sein?
Es ist mir nicht erst einmal passiert,
dass ich auf Grund eines defekten Zuges in der Früh einfach nicht auslaufen
konnte. Da sitzt man halt herum am Auslaufexpedit, der Zug fehlt, die Fahrgäste
warten, sie haben ein Intervall länger zu warten, und das sind in der Früh gute
10 Minuten. Dafür gibt es Geld für Werbung von den Wiener Linien, zuhauf
kann man sie sehen, überhaupt ich als Straßenbahnfahrerin, die in ganz Wien unterwegs
ist. Wenn ich sehe, die Intervalle werden kürzer, dann fühle ich mich, auch als
Fahrgast unter anderem, ein bisschen verarscht, wenn ich eine viertel Stunde
auf eine Straßenbahn warten muss. Dieses fällt meiner Ansicht nach unter
unlautere Werbung, denn das ist es auch. Was da in Summe an Geldern
verschwendet wird, würde ich schon gern wissen.
Lieber sollte man investieren in wirklich
kürzere Intervalle, investieren in Personal, das dann auch wieder motivierter
und sorgfältiger arbeiten kann. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Zum Thema Fonds der
Wiener Stadtwerke habe ich mir beim Durchlesen des Kontrollamtsprüfungsberichtes
gedacht, was der 1999 gegründete Fonds insgesamt an Geld verschlungen haben
könnte, angefangen von der Ausschreibung über Bearbeitung, Sitzungsgebühren bis
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