Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 105
diesem Bereich und das, denke ich, ist ein Beweis,
dass wir soziale Gerechtigkeit, die Hand in Hand mit wirtschaftlicher Dynamik
in dieser Stadt geht, nicht nur von dieser Stelle aus sagen, sondern auch
niederschreiben und Geld dafür investieren! (Beifall bei der SPÖ.)
Lassen Sie mich noch einmal auf das Thema Armut
eingehen, weil ich denke, es ist ein Themenbereich, der uns alle am meisten und
am intensivsten beschäftigen muss. Vor allem dann, wenn wir derartige Berichte
vorgelegt bekommen, ist es die größte Herausforderung für uns alle, zumindest
für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Die schlimmste Form von Armut
ist meines Erachtens nach das Thema Kinderarmut. Tatsache ist, in Dänemark und
in Schweden gibt es so gut wie keine Kinderarmut. Da fragt man sich, warum.
Tatsache ist, Mütter, die arbeiten gehen, sind die wirkungsvollste Strategie
gegen Kinderarmut. Die Wahrscheinlichkeit von Kinderarmut in Haushalten, in
denen die Mutter arbeitet, ist viermal niedriger als in Haushalten, in denen
das nicht der Fall ist. Die Belastung der öffentlichen Hand zur Abschaffung der
Armut durch Transferleistungen würde also drastisch sinken, wenn so gut wie
alle Mütter arbeiten gehen würden.
Wien setzt hier seit vielen Jahren an. Das
unterscheidet uns auch, wenn man sich die Zahlen genauer anschaut, von allen
anderen Bundesländern, was Frauenerwerbsquoten und so weiter betrifft. Der Herr
Vizebürgermeister und Christian Oxonitsch haben heute und hier schon Maßnahmen
aufgezeigt, die Frauenbeschäftigung betreffen. Hier ist Wien Vorreiterin seit
vielen Jahren. Deshalb schaffen wir auch die hohe Frauenerwerbsquote und haben
flächendeckende Kinderbetreuung.
Ich stelle hier die These auf, Kinderbetreuung ist
die beste Form, um Kinderarmut, nicht nur in diesem Land, sondern wahrscheinlich
auf der ganzen Welt zu vermeiden und zu vermindern. Auch ich meine, dass es
natürlich immer nicht nur ein Rezept gibt, aber ich glaube, flächendeckende
Kinderbetreuung mit hoher Qualität ist das Um und Auf, um Kinderarmut
letztendlich zu vermeiden. Ich bin sehr stolz darauf, dass Wien insgesamt
wieder über 315 Millionen EUR für diesen Bereich aufwendet. Ich
wiederhole noch einmal, auch für die ÖVP, 315 Millionen EUR nur für
Kinderbetreuung in diesem Land, weil tatsächlich ist das eine Summe, auf die
man wahrlich sehr stolz sein kann, die ihre Auswirkungen hat und die uns eine
höhere Frauenerwerbsquote als in allen anderen Bundesländern dieses Landes
gibt. Darauf sind wir sehr stolz!
Wenn Sie, Frau Cortolezis-Schlager, davon sprechen,
wir bräuchten Kinderbetreuung, das letzte Kindergartenjahr gratis und was weiß
ich was, sprechen Sie doch einmal mit Ihren Kolleginnen und Kollegen im Bund
darüber, wie wir für ganz Österreich dieses Problem stärker bekämpfen können,
denn uns fehlen zigtausende Kinderbetreuungsplätze in diesem Land. Es können
zig-tausende Frauen nicht arbeiten gehen. Das sind die armen Frauen. Das sind
all jene, die uns die Sozialberichte zeigen, weil die Armut in diesem Land ist
auch weiblich. Reden Sie mit Ihren Kolleginnen und Kollegen, warum eigentlich
eine der ersten Taten der Bundesregierung vor ein paar Jahren, als sie
angetreten ist, war, und ich habe es von dieser Stelle hier schon sehr oft
erwähnt, die Kindergartenmilliarde zu streichen und bis heute kein Euro, kein
Cent von dieser Bundesregierung für Kinderbetreuung aus diesem Land ausgegeben
wird. (StR Dr Johannes Hahn: Das ist aber
schon Landeskompetenz!)
Wir aus Wien sind sehr stolz darauf, dass wir dieses Netz
haben, dass wir hier nicht immer nur eine andere Rolle stellen, die eigentlich
genau umgekehrt ist. (StR Dr Johannes
Hahn: Wer ist dafür zuständig?) Sie wissen, wie es wirklich ist.
Kindergeldfalle, Frauen werden aus dem Arbeitsmarkt hinausgedrängt, keine
Kinderbetreuung auf der anderen Seite. Am Ende der Rechnung steht die hohe
Armut, der hohe Armutsbericht, der uns hier vorgelegt wird. Ich denke, hier
sollten wir endlich ansetzen, um tatsächlich auch wirksame Maßnahmen setzen zu
können! (Beifall bei der SPÖ.)
Bekämpfung von Kinderarmut durch den Ausbau von
Kinderbetreuungseinrichtungen hat nicht nur den Grund, damit die Mütter
arbeiten gehen können, sondern auch für die Entwicklung der Kinder selbst ist
es ganz wichtig. Denn wenn wir sagen, dass generell Bildung der Schlüssel für
die Chancen in der Zukunft ist, und ich bin fest davon überzeugt, dass das so
ist, fängt das bereits im Kindergarten an. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir
hier nicht streichen, was das Bildungsbudget betrifft, sondern dass wir heuer
insgesamt fast 900 Millionen EUR für Schulen und Bildung in dieser
Stadt ausgeben, und dazu gehört weit mehr als nur die Pflichtschulen. Dazu
gehört der Ausbau des Bildungsnetzes.
Meine Vorrednerin hat gemeint, wir sollen uns ein
Beispiel an Oberösterreich nehmen. Ich weiß, Sie sind erst seit kurzem in
diesem Gemeinderat, aber erkundigen Sie sich bei Ihren Kolleginnen und
Kollegen. Ich glaube, Wien war das erste Bundesland, welches das Bildungsnetz
eingerichtet hat, um allen Schülerinnen und Schülern, egal ob sie daheim einen
Computer haben oder nicht, die Möglichkeit zu geben, mit Computer in Berührung
zu kommen und sich einfach all jene Dinge anzueignen, die das Um und Auf sind,
um heute am Arbeitsmarkt bestehen zu können. Wir waren aber nicht nur die
Ersten, die vor Jahren das Bildungsnetz geschaffen haben, wir haben jetzt
wieder 20 Millionen EUR neu dazu investiert, um dieses Bildungsnetz
wieder an den neuesten Stand der Technik zu bringen. Ich will jetzt nicht näher
darauf eingehen. Ich führe es darauf zurück, dass Sie noch nicht sehr lange
hier sind. Aber es war Wien. Darauf sind wir stolz! Wir sollen es nicht nur
einführen, sondern wir haben es mittlerweile bereits wieder erneuert! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich möchte Franz Küberl zitieren,
der gestern in der "Pressestunde" war und zum Thema Armut sehr viel
gesagt hat. Er hat im Hinweis auf die Bildungsprobleme gemeint, unser System
verhindert nicht, dass Armut vererbt wird. Ich denke, das ist eine ganz
wesentliche Aussage. Für mich ist der Schluss daraus, Kinderbetreuung mit einer
hohen Qualität, die dem Bedarf der Kinder und der Eltern gerecht wird, und
Bildung auf höchstem
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