Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 105
die Bundesregierung, vielleicht auch die EU, vielleicht kommt in der Zukunft noch etwas anderes dazu, der Klimawandel, die Klimaänderung oder Ähnliches, wir wissen es nicht so genau.
Auf alle Fälle, das vorliegende Budget 2006
zeigt, dass hier die Wirtschaftspolitik der letzten Jahre fortgeschrieben wird,
und damit gibt es auch hier keine Umkehr und Änderung eines Weges, den wir für
falsch halten. Überfällige Strukturreformen finden nicht statt und werden auf
die lange Bank geschoben und enger werdende budgetäre Zustände und
Gegebenheiten werden nicht an der Wurzel saniert. Statt dessen gibt es eben
keine Verwaltungsreform, keine Gesundheitsreform und keine Sozialreformen, das
wird alles auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben. Statt dessen wird bei den Investitionen
gespart, das ist eine Selbstverständlichkeit, und das ist mit Sicherheit auch
ein falscher Weg. Und wenn ein Herr Oxonitsch der Bundesregierung zum Beispiel
dann die Bundespolitik vorwirft, und dass dort Investitionen gekürzt sind, dann
muss man feststellen, in Wien wird die nämliche und gleiche Politik betrieben.
Die Investitionsquote in Wien ist von 14,4 im Jahre 2004 über 14,0 auf
13,9 in diesem Jahr, oder fürs nächste Jahr, abgesunken. Und daher sollten Herr
Oxonitsch und seine Partei vielleicht die Kenntnisse der Bundesregierung auch
auf Wien umlegen. Ich halte das für einen ganz, ganz wichtigen Weg. (Beifall
bei der FPÖ.)
Denn mit den schrumpfenden Investitionen wird
natürlich auch ein ganz wichtiger Indikator für arbeitsschaffende Budgetwirkungen
verunmöglicht und laufend verringert, der Wiener Arbeitsmarkt schaut ja auch
entsprechend aus. Was das Hochjubeln meiner sozialistischen Vorredner betrifft:
Man sieht ja, wie hoch die Arbeitslosigkeit in Wien ist.
Des Weiteren wird auch die Wohnbauförderung wiederum
abgesenkt und ist um 7 Millionen EUR weniger als im Vorjahr, und die
bauwirksamen Ausgaben sinken seit 2004 um 20 Millionen EUR. Alles
Maßnahmen, die mit Sicherheit nicht dazu dienen, beschäftigungswirksame
Maßnahmen in Wien einzuführen und herbeizuleiten. Es ist mit Sicherheit eine
kurzsichtige Politik, denn Infrastrukturinvestitionen sichern den
Wirtschaftsstandort und sie schaffen relativ rasch Arbeitsplätze.
Keine Frage, es gibt eine Grundregel, dass
100 Millionen EUR Invest-Volumen etwa 2 200 neue Arbeitsplätze
schaffen. In Wien geschieht halt leider das Gegenteil. Ebenso wird die Wiener
Wirtschaftsförderung gekürzt von 157 auf 137 Millionen EUR, ein
Absturz von 20 Millionen EUR. Das heißt also, die Kürzungen, die
stattfinden, sind eine einheitliche Linie. Leider aber eine falsche.
Übrigens, das wurde schon vom HC Strache gesagt, die
angebliche Investitionsoffensive beim Wiener Krankenanstaltenverbund erweist
sich als Chimäre. Das ist klar, der Investitionskostenzuschuss wurde im Vorjahr
massiv gekürzt und erreicht heuer nicht einmal annähernd die Höhe des
Jahres 2004, es fehlt ein Betrag von 7 Millionen EUR, um nur das
Jahr 2004 einzuholen. Und die Pflegemilliarde im Jahr, die ist nicht verwirklicht,
die ist weit und breit nicht zu sehen. Und der Bürgermeister hat ja schon
gesagt, dass es keine direkte Erhöhung gibt. Wir haben nur leider den Eindruck,
es gibt auch keine indirekte und sehen auch weit und breit keine solche. Und
damit gibt es die angebliche Pflegemilliarde schlicht und einfach nicht.
Die finanzielle Situation der Bezirke wurde bereits
angesprochen und sie ist wirklich besorgniserregend. Die Bezirksmittel wurden
laut entsprechender Verordnung laufend gekürzt und vor allem die Generalsanierung
der Pflichtschulen ist massiv abgestürzt, seit dem Jahr 2002 von
27,2 Millionen EUR auf 5,9 Millionen EUR. Wohl nicht
zuletzt deshalb, würde ich meinen, da die Bezirke aus dem Gesamtbudget für
solche Aufwendungen 90 Prozent refundiert bekommen, womit sich die
Zentralverwaltung doch einiges erspart, wenn hier die Beträge gekürzt werden.
Ob das der Auftakt zu einer Schulreform ist, die von
allen Seiten für notwendig gehalten wird, ist wohl in Zweifel dort hin. Der
Bedeutungsverlust der Bezirke zeigt sich auf alle Fälle in diesen niedrigen
Ansätzen des Gesamtbudgets von zur Zeit 1,5 Prozent. 2002 waren es noch
1,9 Prozent und das, würde ich meinen, ist schon eine ziemlich mickrige
Zahl.
Die Folgen: Die Dezentralisierung wird so nicht
stattfinden und die Hälfte der Bezirke musste sich durch Vorgriffe massiv
verschulden. Eine ganz interessante Aufstellung, wenn man sich die anschaut, es
sind die Bezirke 1, 5, 10, 12, 13 und 20, und ein weißer Rabe fast, mit einem
Vorgriff von nur 460 000 EUR, ist der 15. Bezirk. Und im Übrigen
müssen die Bezirke für ihre Kredite, Euro-Zinsen bezahlen, während sich die
Gemeinde Wien mit den natürlich viel billigeren Schweizer Franken-Krediten
versorgen kann.
Die Bezirke mit Rücklagen wiederum sind die andere
Hälfte. Die gibt es ja, nur bei fünf Bezirken ist die Rücklage bereits unter
1 Millionen EUR gefallen, das heißt, das Ende der positiven
Entwicklung ist absehbar. Das sind die Bezirke 8, 9, 14, 16 und 19. Mit einem
Wort, die finanzielle Lage, die Zukunft der Bezirke, ist düster,
Dezentralisierung ist ein Schlagwort und der Wiener Zentralismus zieht wieder
die Zügel deutlich an.
Ein weiteres Dauerthema - auch heute bereits gewesen
- ist die Aushebelung der Budgethoheit des gewählten Gemeinderates. Wir wissen
ja, es gibt immer mehr kommunale Dienstleistungen, die ausgegliedert wurden.
Wiener Wohnen, Spitäler zuletzt und schlimmerweise der Fonds Soziales Wien,
zusätzliche Entwicklungsgesellschaften und Einzelprojekte, die sich alle der
Kontrolle des gewählten Wiener Gemeinderates entziehen, und die Einblicke in
die Geschäftsgebarung sind mehr oder weniger nicht oder nur diffus gegeben.
Eine Tatsache, die wahrscheinlich erwünscht ist.
Damit wird natürlich das Wiener
Budget zum Torso, und so werden eben weite Bereiche der Stadt außerbudgetär
abgewickelt, mit dem klaren Ziel, dass niemand außer den herrschenden
Sozialdemokraten Einblick und Durchblick in die Verhältnisse hat, ob das nun
Unternehmen der Stadt Wien sind wie der KAV oder Wiener
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