Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 105
Herr Stadtrat, ich wüsste nicht, wie ich sonst brauchbare Vergleiche anstellen soll, denn die Rechnungsabschlussdaten aus dem Jahr 2004 zeigen mir, wie viel in den unterschiedlichen Bereichen tatsächlich benötigt wurde, wie viel tatsächlich ausgegeben worden ist.
Nun, wenn ich das heranziehe, was zuletzt benötigt
wurde, und es mit dem vergleiche, was jetzt für das nächste Jahr veranschlagt
ist, dann kann ich real erkennen, um wie viel zunächst einmal beabsichtigt ist
zu kürzen. Wie soll ich denn das sonst bewerten und welche Zahlen soll ich
sonst heranziehen?
Wenn ich mir das jetzt noch einmal für den Bereich
des Krankenanstaltenverbunds anschaue, so stelle ich fest, dass auch hier im
Jahre 2005 eine Nachtragsbudgetierung von 35 Millionen EUR
beschlossen worden ist. Wenn ich diese nehme und zu dem addiere, was jetzt
veranschlagt ist, dann stelle ich fest, dass hier die Ausgaben absolut
stagnieren. Das heißt, wenn ich den Budgetvoranschlag 2005 heranziehe
plus, wie gesagt, die 35 Millionen EUR Nachtragsbudgetierung und das
mit dem, was jetzt für 2006 veranschlagt ist, vergleiche, dann stelle ich fest,
wir haben eine absolute Stagnation. Wir haben nicht nur eine absolute
Stagnation, sondern der Wirtschaftsplan weist nach wie vor ein Defizit über
64 Millionen EUR aus und das strukturelle Defizit lag auch nicht bei
100 Millionen EUR. Das heißt, wenn ich mir diese Zahlen anschaue und
das sind nackte Zahlen, so kann ich feststellen, dass von einer
Pflegemilliarde, von der ständig die Rede ist und von der auch Sie heute hier
gesprochen haben, keine Rede sein kann. Von dieser Pflegemilliarde fehlt nach
wie vor jede Spur! Man müsste schon detektivische Künste haben, um diese
Pflegemilliarde irgendwo zu erkennen!
Und jetzt einmal unabhängig von den finanziellen
Schwierigkeiten, die es gerade im Bereich der Krankenanstalten gibt, und die
nicht neu sind und die wir auch vielfach von hier aus diskutiert haben, bleiben
auch die wesentlichen Bereiche, in denen man handeln müsste, in denen man akut
und dringend handeln müsste, nach wie vor unangetastet.
Lassen Sie mich nur kurz ein paar Beispiele bringen:
Akutbettenliste. Man weiß, dass Wien, was Akutbetten betrifft, im europäischen
Spitzenfeld liegt und dass es hier vielfach die Möglichkeit gäbe zu sparen. Das
wäre nicht nur im Rahmen des Budgets und der steigenden Kosten, die man im
Gesundheitsbereich hat, gut, sondern auch, weil längere und vermehrte
Krankenhausaufenthalte auch für die Patienten selbst jetzt nicht
notwendigerweise wünschenswert sind. Ein Konzept, wie Akutbetten in Wien
reduziert werden, fehlt nach wie vor. Das vermissen wir.
Ein weiterer Bereich: Wir sprechen seit Jahren davon,
dass eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den niedergelassenen Ärztinnen
und Ärzten in Wien und den Krankenanstalten sehr, sehr förderlich wäre, denn
nach wie vor haben wir die Situation, dass Ambulanzen überfüllt sind, während
es in Wien flächendeckend eine Versorgung mit niedergelassenen Ärztinnen und
Ärzten gibt. Auch hier lassen sich Ansätze vermissen, wie es zu einer besseren
Zusammenarbeit kommen kann.
Bei den Pflegeheimen: Von der nach wie vor von uns
und nicht nur von uns GRÜNEN, sondern von der gesamten Opposition gesuchten und
nach wie vor nicht entdeckten Pflegemilliarde einmal abgesehen, kann man sagen,
dass eine Abkehr der Stadt vom Konzept der Großpflegeheime auch nach wie vor
nicht zu erkennen ist. Denn was zuletzt in Angriff genommen worden ist, waren
Projekte, die schon projektiert waren, bevor es noch den Pflegeskandal und die
Diskussion rund um diesen aufgedeckten Pflegeskandal gegeben hat. Die werden
jetzt umgesetzt und werden sozusagen mehr oder weniger als erste Schritte einer
Reform im Pflegebereich präsentiert. Aber schlussendlich nach wie vor vermissen
wir hier den konkreten Plan, mit dem Sie vorhaben, in den nächsten Tagen,
Jahren, eine deutliche Verbesserung im Pflegebereich zu erreichen. Und wir
vermissen auch die konkreten Finanzierungspläne für diesen Plan, den wir
konkret vorgelegt bekommen sollten, eigentlich längst hätten bekommen müssen
und auf dessen Basis wir hätten konkret diskutieren können, was die Stadt Wien
hier auf diesem Gebiet vorhat.
Bei der Betreuung zu Hause ist es übrigens auch nach
wie vor so, dass es keinerlei Ansätze zu einem raschen Ausbau gibt. Darüber
hinaus hat man ja durch die Schaffung des Fonds Soziales Wien – das haben wir
von hier aus auch mehrfach diskutiert – Rechtsansprüche teilweise in
Leistungsverträge, in Förderbeträge, um genau zu sein, verwandelt, während die
rechtliche Basis und Verankerung fehlt und wo wir demnächst alle miteinander
nur warten müssen, um festzustellen, wie die Preise steigen und steigen werden
und sich die Stadt elegant aus der Verantwortung zurückziehen wird, um zu
sagen: „Na, da können wir ja nichts dafür. Da haben wir ja keine rechtlichen
Möglichkeiten, um einzugreifen.“
Vielleicht auch noch als Letztes ein Punkt aus dem Gesundheitsbereich,
der zwar nicht mit Kosten verbunden wäre, aber der einfach genau diese Haltung
des Aussitzens, des Vor-sich-hin-Tümpelns und des Augen-zu-und-durch und des
Hoffens, dass irgendwann einmal das alles vorbei sein wird, zeigt. Es betrifft
den Pflegeombudsmann, dem der Herr Bürgermeister zugesichert hat, ja geradezu
versprochen hat, dass seine Rechte verankert werden und dass er eine rechtliche
Basis mit klar abgesteckten Kompetenzen für seinen Tätigkeitsbereich erhält.
Und was ist? Nichts davon! Dieses Versprechen ist gebrochen und darüber werden
wir auch in den nächsten Tagen diskutieren.
Herr Stadtrat! Sie haben des
Weiteren von den Investitionen gesprochen, die auf dem Gebiet der
Wirtschaftspolitik und der Schaffung neuer Arbeitsplätze getätigt werden. Auch
hier einmal mehr: Ja, es ist geradezu geboten, die Zahlen aus dem
Rechnungsabschluss 2004 heranzuziehen und diese mit dem
Voranschlag 2006 zu vergleichen. Wenn ich das tue, dann stelle ich fest,
dass die direkten Investitionen der Stadt Wien weiterhin rückläufig sind, dass
die weiter gefassten investiven Ausgaben mit
1 Milliarde 352 Millionen EUR schlussendlich ebenfalls eine
reale Kürzung in der Höhe von 5 Prozent
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