Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 64
und sozialpolitische Tempo 30-Zone ist, ist es
halt sehr schwer, eine à la longue erfolgreiche Wirtschafts- und Sozialpolitik
zu betreiben. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
GRin Klicka hat sich zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Es ist unbestritten, dass der Heizkostenzuschuss als
effizienter Beitrag zur Armutsbekämpfung heuer wichtiger ist denn je. Die
Heizkosten gehören zu den am rasantesten wachsenden Fixkosten im Bereich der
Lebenshaltungskosten. Im Bereich des Heizöls sind sie innerhalb eines Jahres um
40 Prozent angestiegen, aber auch Gas und Strom sind teurer geworden. Rund
eine halbe Million Haushalte in Österreich heizen mit Gas, an die 900 000
verwenden noch das extrem teuer gewordene Öl und jene Haushalte, die mit Holz
heizen, machen ungefähr 500 000 aus, weitere 80 000 brauchen Kohle
für ihre Öfen.
Wir fordern daher einen bundeseinheitlichen
Heizkostenzuschuss für sozial Bedürftige. Die stark gestiegenen Energiepreise,
die hohen Steuern- und Abgabenbelastungen und die hohe Inflationsrate, die die
Regierung Schüssel zu verantworten hat, machen diese Unterstützung
unverzichtbar. Diese Bundesregierung verteuert alles, womit die Menschen dieses
Landes in ihren vier Wänden Wärme erzeugen können und ich kann nicht erkennen,
Herr Dr Aigner, wo die Bundesregierung eine Entlastung für die Bürgerinnen und
Bürger herbeigeführt hat:
Die Mineralölsteuer wurde erhöht, die Energieabgabe
wurde verdoppelt und sogar auf Kohle wurde eine Abgabe erfunden, um sie noch
teurer zu machen. Und das, obwohl der Energiepreis sowieso gestiegen ist und
der Finanzminister allein schon aus der Mehrwertsteuer, so wie es die Frau GRin
Korosec heute auch gesagt hat, ein sattes Körberlgeld erwirtschaftet. Immerhin
macht dieses Körberlgeld 270 Millionen EUR im Jahr aus und ich denke,
dass davon die Bundesregierung sehr wohl ihren Beitrag zum Heizkostenzuschuss
leisten könnte!
Diese Regierungspolitik trägt nur dazu bei, dass
Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden. Der Bund ist der Profiteur
der teuren Heizkosten und soll daher zur Unterstützung der Bedürftigen auch
seinen Teil beitragen! (Beifall bei der
SPÖ. – StR Dr Johannes Hahn: Aber dann brauchen wir keinen Finanzausgleich!)
Es ist auch für Österreich eine Schande, dass in so
einem reichen Land die Menschen Angst vor der Heizkostenabrechnung haben
müssen, weil es eine Bundesregierung gibt, die trotz wiederholten Ersuchens,
sogar der Landeshauptleute, die ja wohl nicht alle der Sozialdemokratischen
Partei angehören, nicht daran denkt, einen österreichweiten, einheitlichen
Heizkostenzuschuss für Bedürftige einzuführen. Nein, die Bundesregierung wälzt
diese Frage einfach auf die Länder ab!
Der Bund hat sehr wohl, Frau GRin Korosec, einen
Grund, sich an diesem Heizkostenzuschuss zu beteiligen, denn er hat ja aus den
Energiepreiserhöhungen Einnahmen und es ist auch der Bund für alle Bürger
Österreichs verantwortlich und kann sich der sozialen Verantwortung seinen
Bürgerinnen und Bürgern gegenüber nicht entledigen!
Die Stadt Wien sorgte dafür, wie schon in den
vergangenen Jahren, dass sie den Weg der sozialen Verantwortung geht, auch wenn
sie ihn alleine gehen muss. Es werden im Bereich des Heizkostenzuschusses immer
wieder Vergleiche zwischen den Bundesländern gemacht. Sie alle wissen, dass das
sehr schwierig ist, weil die Grundvoraussetzungen im Bereich der Sozialhilfe
nicht einheitlich sind. Auch diese Forderung, die wir schon seit mehreren
Jahren an die Bundesregierung gestellt haben, wurde nicht umgesetzt.
Gerade in den Bundesländern Niederösterreich und
Tirol beträgt der Heizkostenzuschuss ebenso 75 EUR wie in Wien. Dazu kommt
aber noch, dass es gerade in Tirol keine monatliche Einzelleistung gibt,
sondern dass die Bedürftigen wie Bittsteller zum Amt gehen müssen und dort eine
Einzelentscheidung je nach Einkommen und Bedürftigkeit getroffen wird. Das
heißt, es gibt nicht den Grundbetrag, den wir in Wien zwölf Mal jährlich - wenn
man es monatlich umrechnet und nur dann sind die Beträge vergleichbar - mit
39,58 EUR auch ausbezahlen. Das ist, über das ganze Jahr gerechnet,
immerhin eine Heizkostenbeihilfe von 475 EUR, mit dem alle sozial
Bedürftigen fix rechnen können und das ist natürlich ein weitaus größerer
Vorteil als wenn ich jedes Jahr darum zittern muss, ob mir der Beamte diese
Heizkostenbeihilfe zubilligen wird oder nicht.
Auch in Niederösterreich beträgt der
Heizkostenzuschuss 75 EUR. Und weil Sie die hohen Beträge von Oberösterreich oder Salzburg erwähnt
haben, so muss ich dazu schon feststellen, dass sie natürlich auch
unterschiedlich sind, denn in Salzburg zum Beispiel beträgt der Zuschuss bei
einer Gasheizung 50 EUR und bei einer Ölheizung 130 EUR, das heißt,
es gibt auch keinen einheitlichen Satz für diejenigen Energiekosten, für die
die Bedürftigen aufkommen müssen.
Die Wiener Stadtregierung wird auch in diesem Winter
all jene, denen die Bundesregierung die Unterstützung verweigert, unterstützen
und ihnen diesen Zuschuss zusätzlich zu der Dauerleistung gewähren. Dieser
Zuschuss wurde heuer auch um 50 Prozent erhöht. Faktum ist, dass in Wien
allen sozial Schwachen eine dauernde Heizbeihilfe ausbezahlt wird, die viel
höher ist als in anderen Bundesländern. Manche Bundesländer zahlen Null an
Heizbeihilfe aus und haben Beträge in die Sozialhilfeleistung eingerechnet.
Liebe Frau GRin Korosec, ich
denke, dass gerade Sie wissen, welche Leistungen in den letzten Jahren gekürzt
wurden oder welche Belastungen der Bundesregierung in den letzten Jahren auch
die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wien betroffen haben. Sie sprechen von
einer positiven Sozialpolitik. Wo ist diese bei der Verdoppelung der
Energieabgabe? Wo ist diese bei einer dreimaligen Erhöhung der Rezeptgebühr,
bei Selbstbehalten, bei Heilbehelfen, bei
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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