Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 64
2,17 EUR.
Was werden Sie unternehmen, damit Wien mit 2,63 EUR nicht länger der
Spitzenreiter bei der Wassergebühr bleibt?)
Bitte um Beantwortung.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Sehr geehrter Herr
Gemeinderat!
Wenn Sie das nächste Mal eine
solche Zahl in einer Frage nennen, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie
auch die Quellenangabe dazu mitliefern! Wir können nämlich diese Zahlen, die
Sie genannt haben, nämlich dass Wien Spitzenreiter bei der Wasser- und
Abwassergebühr sei, überhaupt nicht nachvollziehen!
Wien ist mit 1,30 EUR
inklusive Umsatzsteuer keinesfalls Spitzenreiter, und ein Vergleich mit anderen
Städten zeigt das auch wirklich sehr deutlich: In Mödling betragen die
Trinkwasserpreise 1,60 EUR, in Innsbruck 1,42 EUR, in Graz
1,39 EUR, in Salzburg 1,44 EUR, EVN berechnet die Wasserpreise
zwischen 1,40 EUR und 1,70 EUR pro Kubikmeter. Die Preise in Berlin
belaufen sich auf 2,21 EUR, in Frankfurt auf 2,02 EUR, in Köln auf
1,60 EUR, in Hamburg auf 1,48 EUR und in München auf 1,30 EUR.
Ich will diese Aufzählung jetzt nicht endlos fortsetzen, ich glaube aber, sie
zeigt sehr deutlich, dass Wien im nationalen, aber auch im internationalen
Vergleich der Wasserpreise keinesfalls eine Spitzenrolle einnimmt.
Zusätzlich möchte ich noch
festhalten, dass in Wien – und das werden Sie sicherlich wissen – die
Wasser- und Abwasserpreise seit zehn Jahren unverändert geblieben sind, und
das, obwohl es beim Verbraucherpreisindex doch eine deutliche Steigerung
gegeben hat.
Allein aus dieser Entwicklung
ist auf einen Blick zu sehen, dass die von Ihnen angeführte
Spitzenreiterstellung Wiens keinesfalls verifiziert werden kann!
Darüber hinaus ist der
Wiener Wasserpreis kostendeckend und steht auch der Höhe nach bei den Bürgern
völlig außer Kritik. Wir machen regelmäßig große Kundenzufriedenheitsumfragen
bei den Wiener Wasserwerken, und in der letzten Umfrage vom Juli 2005 wurde die
Frage gestellt: Wie beurteilen Sie den aktuellen Wasserpreis von 1,30 EUR
pro Kubikmeter? – Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass 86 Prozent der
Befragten den Preis als zu niedrig beziehungsweise angemessen beurteilt
haben. – Das ist doch, glaube ich, eine sehr beeindruckende Quote!
Was ist im Wiener
Wasserpreis von 1,30 EUR inkludiert? – Ich möchte das zu Ihrer
Erinnerung wirklich noch einmal anführen, weil ich glaube, dass die Wiener
Wasserwerke zusätzlich zur bloßen Belieferung mit dem Rohstoff Wasser an die
Haushalte doch noch einige Leistungen anbieten.
Ich sag nur: Durch die
großen Quellschutzgebiete bestehen Rahmenbedingungen, die andere Städte nicht
haben. Diese sind für Wien natürlich sehr wichtig, bedingen aber natürlich auch
gewisse Investitionen, etwa hinsichtlich des historischen Baubestands, den wir
unter dem Aspekt des Baudenkmalschutzes einerseits und hinsichtlich der
Ansprüche der modernen Technik andererseits dauernd warten und verbessern
müssen. Ich glaube, dass man sagen kann, dass die Wiener Wasserwerken im
Vergleich zu anderen Wasserwerken jedenfalls ein Sonderfall sind und deswegen
besonderer personeller und finanzieller Aufwendungen bedürfen.
Der umfassende Quellschutz
in den Schutz- und Schongebieten – wir betreuen insgesamt 320 km² in
enger Zusammenarbeit mit der MA 49 – verursacht hohe Kosten, und zwar
nicht zuletzt deswegen, weil wir dort auch die Philosophie verfolgen, nicht
gewinnorientiert zu arbeiten. Vielmehr sind der primäre Punkt und oberste
Priorität die Aufrechterhaltung der Wasserqualität und eine Gewährleistung der
nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes. – Das ist nicht immer günstig,
aber ich glaube, dass das sehr, sehr wichtig für die Wasserqualität in dieser
Stadt ist.
Darüber hinaus setzen die
Wiener Wasserwerke natürlich auch noch laufend Schwerpunkte, die ebenfalls aus
diesen 1,30 EUR pro Kubikmeter finanziert werden. Ich erinnere Sie an die
Sanierung der Wasserbehälter, bei welchen der Denkmalschutz natürlich auch eine
große Rolle spielt, wobei wir gleichzeitig einem sehr modernen Standard
entsprechen müssen. Ein wichtiges Schwerpunktprogramm ist auch der Austausch
der Bleizuleitungen bis zum Jahr 2007, ferner nenne ich die laufenden
Erneuerungen im alten Rohrnetz, die Qualitätsmanagementzertifizierung, die
Anpassung des Sicherheits- und Steuerungssystems an den Stand der Technik, die
umfassende Kundeninformation und natürlich die Wasserrahmenrichtlinie, die
EU-Trinkwasserrichtlinie und so weiter. Auf die Kanalgebühren werde ich dann
etwas später noch eingehen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön.
1.
Zusatzfrage von Herrn GR Blind.
GR Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadtrat!
Ich habe gesagt, dass es hier um den
Österreichdurchschnitt geht, und ich bitte Sie, dass Sie zur Kenntnis nehmen,
dass Berlin und Wien seit längerem nicht mehr im gleichen Staatsverband leben,
da hat es schon eine Trennung gegeben. – Ich möchte das aber nicht zu
ernst nehmen.
Sie haben einen Vergleich
mit anderen Orten vorgenommen, und ich bin froh, dass Sie den Wiener
Wasserpreis nicht mit dem der Wüste Gobi oder der Sahara verglichen haben. Dort
ist er vielleicht noch viel höher!
Sie sagten ja schon, dass Sie auf den Abwasserpreis
noch zu sprechen kommen werden. – Beim Trinkwasser könnten wir uns ja noch
vorstellen, dass der lange Transportweg von der Steiermark nach Wien das Wasser
im Österreichdurchschnitt gar so teuer macht. Beim Abwasser liegen wir
allerdings auch an vierter Stelle im Österreichschnitt, und hinsichtlich
Abwasser möchte ich doch festhalten: Wien ist eine Großstadt, zur
Hauptkläranlage ist es nicht besonders weit, das Sammeln in Abwasserrohren
gestaltet sich sicherlich leichter als in dezentralen Siedlungsgebieten. Daher
erhebt sich die Frage: Warum liegen wir denn auch beim Abwasser an der vierten
Stelle?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Frau
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