Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 64
Wahlkampfmusik oder
beginnenden Wahlkampf zu handeln, sondern tatsächlich um einen undurchdachten
Gesetzesentwurf, der in dieser Form nur zum Nachteil des Kyoto-Ziels, der
Österreichischen Bundesbahnen, der Länder, der Städte und Regionen gereicht.
Und somit würde sich dieser Gesetzesentwurf auch zum Nachteil aller
österreichischen Pendler und Pendlerinnen auswirken, die tagtäglich dieses
Verkehrsmittel benützen wollen oder müssen, weil sie kein Auto zur Verfügung
haben und in verkehrspolitischer Hinsicht auch besser den öffentlichen Verkehr
benützen als das Auto.
Zu den Details: Der
Rechnungshof hat in keiner Zeile geschrieben, dass die Republik Österreich sich
ihrer Aufgaben entledigen und diese den Ländern übertragen soll. Diese
Rechnungshofkritik besagt nur, dass man es ordentlich machen soll, und dagegen
haben die Länder überhaupt nichts! Eine Zersplitterung der
Finanzmittelzuwendung ist mit Sicherheit nicht das Beste. Das kann man
umorganisieren! Dagegen spricht nichts! Das soll man auch tun, und wenn das
getan ist, ist der nächste Schritt zu schauen, ob man es besser in
Subsidiarität in den Ländern macht oder es auf der Ebene belässt, wo es sich
jetzt befindet und wohin das große Unternehmen Österreichische Bundesbahnen
auch ressortiert.
Aus unserer Sicht ist beides
möglich. Aus unserer Sicht ist es aber nicht möglich, die Hausaufgaben, die sich
aus dem Rechnungshofbericht ergeben, nicht zu machen und den Ländern die
Organisationsaufgaben zu überlassen und zusätzlich nur unzureichend Mittel zur
Verfügung zu stellen. – Daher werden Sie diesbezüglich mit keinem der neun
Bundesländer zu einer Lösung kommen! Sie werden sich dieses Gesetz noch einmal
ordentlich überlegen müssen!
Was die Frage der
Konzessionsvergaben, des Kraftfahrlinienrechts und Ähnliches betrifft: Da ist natürlich
einiges nachzujustieren, überhaupt keine Frage! Aber Sie wissen auch, dass die
Diskussion um die Daseinsvorsorge in Brüssel und im Europäischen Parlament in
Straßburg noch nicht endgültig abgeschlossen ist: Geht der jetzt im Parlament
vom Ausschuss akzeptierte Entwurf durch, so ist das eine Möglichkeit, die für
die hervorragende Verkehrspolitik in dieser Stadt eine ausreichende Grundlage
bilden wird. Kommt es dort hingegen zu gravierenden, von neoliberalem
Gedankengut getragenen Änderungen und weiteren Liberalisierungen ohne
Rücksichtnahme auf die sehr diffizilen Notwendigkeiten der Verkehrspolitik und
wird der Entwurf der Richtlinie der Europäischen Union noch einmal in eine
falsche Richtung gedrängt, dann wird es auch da sehr schwer werden, künftig
ordentliche ÖPNRV-Leistungen zu erbringen. Aber gerade deshalb, weil das noch
nicht so eindeutig klar ist, macht es Sinn abzuwarten, wie die europäische
Regelung ausfallen wird, denn sonst wird in einem halben Jahr vielleicht wieder
alles über den Haufen geworfen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke.
Die 4. Zusatzfrage, Herr GR Scheed, bitte.
GR Norbert Scheed
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr
geehrter Herr Stadtrat!
Die
Frage meines Vorredners führt direkt zu meiner Zusatzfrage: Es ist ja
auffällig, dass die Wiener Linien Jahr für Jahr Fahrgastzuwächse und
Rekordzahlen zu verzeichnen haben, während bedauerlicherweise im öffentlichen
Regionalverkehr auf dem Land eine gegenteilige Entwicklung festzustellen ist.
Die
Frage, die ich stellen möchte, ist: Welche Maßnahmen und Projekte sind aus
Sicht der Stadt Wien notwendig, um diesbezüglich zu einer Trendumkehr zu
gelangen oder – anders gefragt –: Auf welcher Ebene wurde was bisher
verabsäumt, dass es zu einer so dramatischen Entwicklung gekommen ist?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Herr Gemeinderat!
Es ist eine der erschreckenden Bedingungen, die wir
in Österreich vorfinden, dass mit Ausnahme der Stadt Wien und des
Verkehrsverbunds Ostregion überall im Nahverkehr Rückgänge im öffentlichen
Verkehr festzustellen sind. Das entnehme ich den Unterlagen von Staatssekretär
Kukacka, und ich zweifle nicht daran, dass er in diesem Punkt Recht hat.
Ein Problem ist auch, dass an der Peripherie der
Städte und im Umland die Bedienung mit Bussen sehr stark zurückgegangen ist. Im
Busverkehr gibt es in der Regel nur mehr eine gute Bedienung des
Schülerverkehrs, und damit ist ab Mittag beziehungsweise ab dem Nachmittag mit
der Verkehrsverbindung Schluss. Wenn Leute dann also mit dem Auto in die Arbeit
fahren und einmal im Auto sitzen, dann benützen sie dieses zu unserem Leidwesen
in der Stadt auch weiter. Aus unserer Sicht wäre es daher erforderlich, dass
wir in allen Verkehrsverbünden, aber speziell natürlich im Verkehrsverbund
Ostregion, zu einer Regelung finden, die eine Ergänzung der Kurse vor allem in
den Arbeitsstunden ermöglicht, so dass Menschen, die mit dem öffentlichen
Verkehr zu ihrem Berufsort fahren, am Abend auch wieder die Garantie haben, mit
dem öffentlichen Verkehrsmittel nach Hause zu kommen.
Dafür braucht man Mittelaufstockungen. Dafür bräuchte
man diese 64 Millionen EUR, die schon 1999 laut Erläuterungen zum
Gesetz für den Fall einer Mitfinanzierung durch Gemeinden und Ländern zur
Verfügung gestellt werden hätten sollen. Ich kenne die Kolleginnen und Kollegen
aus den beiden Bundesländern der Ostregion: Da besteht die Bereitschaft, den
öffentlichen Verkehr entsprechend zu verbessern und zu allen Arbeitszentren und
Einpendlerzentren auszubauen. Das wäre von Vorteil für die Region. Wie das
allerdings derzeit im Gesetzesentwurf des Ministeriums vorgeschlagen wird, kann
man es einfach nicht machen!
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Somit ist die 4. Frage beantwortet.
Wir kommen nun zu 5. Frage (FSP - 05360-2005/0001 -
KFP/GM). Sie wurde von Herrn GR Blind an Frau amtsf StRin Mag Sima
gerichtet. (Im Österreichschnitt kostet
den Verbraucher der Kubikmeter Trinkwasser inklusive Abwassergebühr
(1,30 EUR) durchschnittlich
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular