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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 64

 

doppelt gerechnet wurden. Jetzt habe ich alles noch einmal nachgerechnet und jede mögliche kleinste Überlappung, die vielleicht irgendwo drinsteckt, abgerechnet, da komme ich immer noch auf 900. Das heißt, Sie haben seit Juni 2005 900 Lehrer mehr verlangt, ja sicher nicht Daumen mal Pi, sondern weil der Stadtschulrat gesagt hat: Das brauchen wir.

 

Ich werde mir daher erlauben, in einer ausführlichen schriftlichen Anfrage diese Dinge noch einmal zu klären, weil das sicher nicht in einer mündlichen Anfrage geht. Ich wollte es nur festgehalten haben.

 

Jetzt glaube ich aber, dass da drinnen immer noch ein paar Lehrer fehlen, und auf die möchte ich nun zu sprechen kommen. Denn Sie haben natürlich vollkommen Recht, ohne Deutsch geht gar nichts, das ist ganz richtig. Man weiß aber auch, dass ein Kind zuerst einmal die eigene Muttersprache gut beherrschen muss, um eine weitere Sprache lernen zu können. Dazu gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, das ist also das, wovon man ausgehen muss.

 

Darf ich Sie daher Folgendes fragen: Wie viele zusätzliche Lehrer und Lehrerinnen bräuchte man jetzt in Wien noch, um auch den muttersprachlichen Unterricht wieder auf jenes Ausmaß zurückzubringen, das bis 1999 in Wien üblich war?

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.

 

Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!

 

Wir werden versuchen, unser Zahlengerüst sozusagen abzugleichen. Denn auch die unmittelbare Frage, die Sie gestellt haben, kann ich Ihnen so nicht beantworten; ich weiß es schlicht und ergreifend nicht. Ich weiß, was 1999 gewesen ist - aber auch da nicht auswendig -, wie viele Lehrer damals den Schülern zur Verfügung gestanden sind, um sie auch in ihrer eigenen Muttersprache zu unterrichten. Aber das können wir zweifelsfrei abklären.

 

Es geht mir momentan eigentlich mehr darum, die Grundthese ein bisschen in Frage zu stellen. Denn ich habe durchaus auch eine Reihe von wissenschaftlich fundierten Vorschlägen respektive Meinungen dazu gehört - die allerdings nicht auf die türkische Sprache hinzielen, sondern auf die englische -, als man die Diskussion darüber geführt hat, englische Sprachkompetenz bereits in Kindergärten entsprechend zu bedingen beziehungsweise zu verstärken; dies in einem Stadium, in dem die Vollkenntnis der deutschen Sprache zweifelsohne auch nicht abgeschlossen ist. Ich meine, bei manchen kenne ich das bis ins Erwachsenenalter, dass die Kenntnis der deutschen Sprache nicht voll abgeschlossen ist. Wie diejenigen dann nach dieser These andere Sprachen lernen, das möchte ich dahingestellt sein lassen.

 

Wenn ich mich jetzt des Spracherwerbs der Kinder annehme, kann ich Ihnen nur sagen, es gibt durchaus andere Meinungen über die Parallelität des Sprachlernens. Das machen Kinder ja, die zum Beispiel in zweisprachigen Familien aufwachsen. Oder ich kenne viele slowenischsprachige Freunde aus Kärnten, die in zwei Sprachen zu reden gelernt haben, die von Anfang an immer zwei Sprachen gesprochen haben, und dies mit einer Selbstverständlichkeit, dass es nahezu zwei Muttersprachen sind. Es gibt also aus praktischer Erfahrung, aber natürlich auch aus der Erfahrung von Wissenschaftlern, von Pädagogen heraus durchaus andere Meinungen dazu. Wir können uns gerne darüber unterhalten. Das ist eine Fachmeinung, und eine Fachdiskussion dazu halte ich, durchaus auch für mich individuell gesehen, für eine sehr interessante und wichtige Diskussion.

 

Denn die Stärkung von Sprachkompetenzen halte ich, insgesamt gesehen, für unglaublich wichtig, gerade für die Zukunft in unserem gemeinsamen Europa und natürlich auch in vielerlei Hinsicht in der globalisierten Welt. Das hat nur wenig mit dem zu tun, was unsere Aufgabe ist, nämlich unsere Aufgabe, Schule insgesamt so zu organisieren, dass optimale Bildung, Ausbildung, Wissensvermittlung, alle drei zusammen - Schule ist für mich ja nicht nur Wissensvermittlung - gewährleistet sein können. Da denke ich, dass bei allen Differenzierungen, die es hier gibt, der gemeinsame Wille jedenfalls etwas ist, was wir sicher teilen.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön.

 

Die 3. Anfrage (FSP - 05352-2005/0001 - KVP/GM) wurde von Herrn GR Mag Gerstl an den Herrn Vizebürgermeister gerichtet. (Medienberichten zufolge droht der Zeitplan für die Fertigstellung der Verlängerung der U2 bis zu Beginn der Fußball-Europameisterschaft 2008 nicht eingehalten werden zu können. Wie sieht Ihr diesbezügliches konkretes Konzept zur Einhaltung des Zeitplans aus?)

 

Ich bitte um Beantwortung.

 

VBgm Dr Sepp Rieder: Herr Vorsitzender! Herr Gemeinderat!

 

Selbstverständlich gibt es in solchen Situationen, in denen es um die Geltendmachung von Entschädigungsansprüchen für Enteignung gibt, einen natürlichen, ich würde fast sagen, legitimen Anreiz für den Grundstückseigentümer, alle rechtlichen Möglichkeiten auszureizen und damit seine Entschädigung möglichst hinaufzuschrauben. Ich glaube, dass man das respektieren muss, und teile daher nicht die Qualifikation Ihres Fraktionskollegen, der vor wenigen Tagen von "profitgierigen Schädlingen" und "Parasiten" gesprochen hat, weil man das auch in anderen Lebensbereichen und Wirtschaftsbereichen erkennt.

 

Ich komme aus der Justiz, und auch deswegen habe ich eigentlich volles Vertrauen in die österreichische Justiz, dass sich die Richter ihrer vollen Verantwortung in dieser Frage bewusst sind und auch in der Lage sind, das Problem zu lösen. Das Problem besteht darin, dass auf der einen Seite dem Entschädigungswerber ein faires Verfahren gewährleistet sein muss, aber auf der anderen Seite natürlich einer schlichten Verzögerungstaktik und Verschleppungsabsicht nicht der geringste Raum geboten werden kann. Ich gehe davon aus, dass die jetzt mit dem Verfahren befasste Richterin zu einer raschen Entscheidung kommen wird.

 

Ich habe gestern noch einmal mit dem Anwalt der Wiener Linien über das Thema gesprochen, und er

 

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