Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 64
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Nächste
Zusatzfrage: Herr Dr Aigner.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Ich finde es ja richtig putzig, wie sich die Mehrheit hier im Haus und die
Leider-nein-Regierungspartei gegenseitig die Bälle zuschupfen und wie leicht
ein Konsens dahin gehend zu erreichen ist, dass man nicht selbst zuständig ist,
sondern der Bund. Wahrscheinlich liegt es an der Vorweihnachtszeit, dass hier
immer wieder auch Wunschzettel an das Christkind oder wen immer formuliert
werden. (GR Christian Oxonitsch: Wie
der Kollege Hahn das letzte Mal! Der hat an das politische Christkind...!)
Tatsache ist, dass die Stadt
Wien dem Finanzausgleich 2001 zugestimmt hat. Es handelt sich ja um ein
paktiertes Gesetz. Es bleibt dann die Frage im Raum stehen, was sich seit
damals im Vergleich zur heutigen Situation geändert hat und warum hier immer
noch behauptet wird, dass der Bund seinen Verpflichtungen nicht nachkommt.
Wenn wir schon bei den Forderungen sind, dann
erinnere ich daran, dass die Wiener ÖVP seit vielen Jahren fast schon
gebetsmühlenartig ein Schulentwicklungskonzept fordert (VBgmin Grete Laska: Wo ist die Frage?),
einen Endbericht über den Stand des Generalsanierungsplans im Bereich der
Pflichtschulen. Auch hier sind Sie Antworten schuldig geblieben.
Herr Bürgermeister! Ich nehme den Beginn einer neuen
Legislaturperiode zum Anlass, Sie zu fragen, welche konkreten Schritte im
Bereich der Schulentwicklung Sie planen in dem Bereich, in dem die Gemeinde
Wien zuständig ist, vor allem auch, was die Raumausstattung an Wiens
Pflichtschulen anlangt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl:
Herr Gemeinderat!
Es ist zwar nicht meine Aufgabe, hier am Beginn
dieser Periode darauf hinzuweisen, dass die Zusatzfrage wenigstens in
irgendeinem Zusammenhang mit der Hauptfrage stehen sollte. Aber es fällt
wahrscheinlich auch unter den vorweihnachtlichen Wunschzettel, dies zu tun.
Denn ich weiß, dass man sich im Lauf einer Periode immer wieder nicht daran
hält, also was soll's? - Dies dazu.
Ich möchte Sie nur noch einmal darauf aufmerksam
machen, weil Sie gefragt haben: Was hat sich seit dem Abschluss des
Finanzausgleichs verändert? Dass mich das ein Vertreter einer Regierungspartei
fragt, halte ich allerdings umgekehrt für putzig, wenn Sie das gestatten. Denn
Sie sollten das zweifelsohne wissen: Die 332 Lehrer, von denen ich gerade
gesprochen habe, entsprechen genau jenem, was in der Zusatzvereinbarung zu
diesem Finanzausgleich, übrigens alles in Geldsumme, auch festgelegt wurde.
Wenn Sie hier Positives mit leisten wollen, dann lade
ich Sie herzlich gerne ein, darauf zu schauen, dass aus diesem Kontingent die
168 Lehrer für Wien entsprechend bereitgestellt werden. Dann kann man erst
sagen, dass wir, zumindest was die Frage der Sprachförderung betrifft, durchaus
so ausgestattet sind, dass wir jene Aufgaben, die wir in diesem Bereich haben,
auch entsprechend erfüllen können.
Wenn wir dann einmal weniger polemisch und ausschließlich
auf der sachlichen Ebene die Diskussion über die Frage dieses Übergangsjahres
führen - das ist ja unabhängig davon, wie der Hintergrund ausschaut, ob das der
Bund oder das Land zahlt -, und wir sie dann auch mit allen Landesschulräten in
Österreich darüber führen können, wie wir diesen Übergang vom Kindergarten als
pädagogischer Einrichtung, nicht als Kinder-Garderobe oder Aufbewahrstelle für
Kinder, zur Schulausbildung und zur Regelschule hinführen können, dann werden
wir mit Sicherheit auch ein entsprechendes Stück weiter sein.
Aber im Übrigen bin ich überzeugt davon, auch was
Ihre Frage zu den Baulichkeiten betrifft, dass die Frau Vizebürgermeisterin
gerne bereit ist, Sie mit dem Vizepräsidenten des Stadtschulrates und mit der
Präsidentin des Stadtschulrates einzuladen und mit Ihnen einmal eine
Besichtigung darüber zu machen, wie die Pflichtschulen in Wien ausschauen. (VBgmin Grete Laska: Danke, Herr
Bürgermeister!) Dann fahren wir gleichzeitig ein bisschen herum und
schauen uns im Vergleich dazu die Mittelschulen an. Daraufhin werden wir sehen,
wo der entsprechende Bedarf ist, was die Frage des Renovierens und des
Herrichtens betrifft.
Ich sage Ihnen das jetzt nicht nur als Bürgermeister,
sondern durchaus auch als Vater eines Sohnes, der - im Gegensatz zu dem, was
gelegentlich von Herrn Strache behauptet worden ist - eine ganz normale Wiener
Mittelschule besucht, sodass ich durchaus weiß, welche hohen pädagogischen
Leistungen auf der einen Seite erbracht werden, aber welcher Bedarf auf der anderen
Seite auch besteht, gerade in den Mittelschulen, sie so auszustatten, dass sie
wiederum ihrer Aufgabe nachkommen können.
Daher würde ich abseits aller Disputationen meinen,
dass in der Vorweihnachtszeit im wechselseitigen Austauschen von Wunschzetteln
ich Ihnen durchaus auch meinen dazu überreichen kann. Helfen Sie im Rahmen der
Regierungspartei ÖVP mit, dass wir, generell gesehen, in Wien das Schulwesen so
ausstatten können, dass es seiner Aufgabe entsprechend nachkommt, und Sie
werden Gutes leisten. (Beifall von GR Heinz Hufnagl.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke, Herr Bürgermeister. - Nächste
Zusatzfrage: Herr Mag Gu-denus.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Meine Frage wurde teilweise vorweggenommen, ich
möchte sie aus pädagogischen Gründen trotzdem stellen.
In den Wiener Volksschulen gibt es, wie wir wissen,
einen Anteil von mehr als 40 Prozent an Kindern mit nichtdeutscher
Muttersprache, die Deutsch oft nur wenig oder gar nicht beherrschen. In manchen
Klassen beträgt dieser Anteil über 90 Prozent. Die PISA-Studie ist in Wien
besonders schlecht ausgefallen, das hängt mit Sicherheit auch damit zusammen.
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