Gemeinderat,
1. Sitzung vom 18.11.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 56
Ich nehme nur ein Beispiel, das hier unter anderem
genannt wurde, nämlich die aktuellen Diskussionen um die BOKU. So dramatisch
diese Situation ist und so engagiert gerade Wien in diesem Bereich ist, sollte
man doch auch aussprechen, was sich derzeit tatsächlich an der Uni abspielt,
wenn man an die Grundlage geht. (StR Dr Johannes Hahn: 500 Millionen
haben wir...!) Es wird nämlich der universitäre Bereich in Wien, aber auch
in allen anderen Bundesländern von Ihren Kolleginnen und Kollegen auf der
Bundesebene ausgehungert! Dafür waren heute junge Menschen auf der Straße, und
hier hätte es genügend Einsatzmöglichkeiten für Wien, für die Wiener
Studierenden und die Wiener Universitäten gegeben, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der SPÖ.)
Es gäbe da viele Bereiche - und ich werde darauf noch
zu sprechen kommen -, den Bereich des Arbeitsmarktes und vieles mehr. Das
trifft dann durchaus auch den zweiten Wunsch, sodass man sagen könnte: Jawohl,
genau dann, wenn man sich tatsächlich ansieht, wie die Zuständigkeiten sind,
werden wir es Ihnen auch in Zukunft nicht ersparen können aufzuzeigen, wer für
diverse Missstände immer wieder verantwortlich ist! (StR Dr Johannes Hahn:
Die SPÖ! - GR Dr Matthias Tschirf: Die SPÖ!) Dass Sie darüber hinwegsehen
und sagen: Na ja, nehmen wir das alles nicht so genau, soll Wien überall dort
einspringen, wo man auf der Bundesebene selbst nichts zusammengebracht hat -
das glaube ich, dass Ihnen das recht wäre! Ich glaube auch, dass es Ihnen recht
wäre, dass wir uns hier mit tatsächlichen Zuständigkeiten dieser
Bundesregierung nicht auseinander setzen sollen. Wir werden das aber auch in
Zukunft so lange tun, solange es eine Politik gegen Wien gibt, meine Damen und
Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Man muss schon nochmals sagen - wir haben bereits am
Vormittag darüber gesprochen -, was das Ergebnis ist. Tatsache ist, die Politik
der SPÖ, die Politik unter der Führung von Bgm Häupl ist von den Wienerinnen und
Wienern eindrucksvoll bestätigt worden! Wir haben einen klaren Handlungsauftrag
bekommen. Wir haben die Wählerinnen und Wähler, die Wienerinnen und Wiener
letztendlich auch von unseren Ideen überzeugen können, und zwar in einem
Ausmaß, dass die Sozialdemokratie alleine - so viel auch zu einer Anmerkung
seitens des Kollegen Hahn betreffend das Wahlrecht - einfach mehr Stimmen
hinter sich vereinen konnte als alle anderen im Wiener Gemeinderat vertretenen
Parteien.
Es gibt kein Wahlrecht, das hier im Endeffekt nicht
zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen wäre. Wenn im Wiener Gemeinderat eine
Partei mehr Stimmen als alle anderen drei Parteien hat, dann ist sie mit der
absoluten Mehrheit ausgestattet. Das ist in den Wahlrechten so, und das ist ja
letztendlich auch verfassungsrechtlich klar. Wir haben ein Verhältniswahlrecht,
und es ist dieses Ergebnis letztendlich so, wie es ist: Die Sozialdemokratie
hat unter allen im Gemeinderat vertretenen Parteien die absolute Mehrheit. (Beifall
bei der SPÖ.)
Es ist klar, dass uns dieses Wählervotum letztendlich
mit großer Freude erfüllt. Es ist für uns ein klarer Auftrag! Es ist für uns
ein klarer Auftrag, jenes Wahlprogramm sehr zügig umzusetzen, das wir den
Wienerinnen und Wienern im Zuge der Wahlauseinandersetzung präsentiert haben,
genauso wie wir bei der letzten Wahlauseinandersetzung den Wienerinnen und
Wienern unsere hundert Projekte präsentiert hatten. Da hier gesagt wurde, man
habe vieles davon schon gehört, kann ich nur sagen: Da hat man anscheinend beim
letzten Mal nicht zugehört. Denn Tatsache ist, dass wir gerade diese hundert
Projekte, die wir vor der letzten Wahl präsentieren konnten, zur Gänze umsetzen
konnten. Sie können sicher sein, dass wir diese heutige Regierungserklärung,
unser Regierungsprogramm und vor allem unser Wahlprogramm, selbstverständlich
auch in dieser Periode sehr zügig umsetzen wollen!
Wir wollen das auch weiterhin nicht alleine tun, so
wie wir das in der vergangenen Periode nicht gemacht haben. Ich darf daran
erinnern, dass über 90 Prozent der Beschlüsse hier im Hause mit anderen
Parteien gemeinsam gefällt worden sind. Weit über 70 Prozent unserer
Beschlüsse haben wir hier im Haus einstimmig gefasst. Wir reichen
selbstverständlich auch nach dieser Wahl unsere Hand wieder allen konstruktiven
Kräften in diesem Haus für eine konstruktive Zusammenarbeit im Interesse der
Wienerinnen und Wiener.
Das Ergebnis hat aber nicht nur eindrucksvoll
gezeigt, dass die Sozialdemokratie in den vergangenen fünf Jahren gute Arbeit
geleistet hat, es hat nicht nur eindrucksvoll gezeigt, dass die Ideen, die die
Sozialdemokratie den Wienerinnen und Wienern präsentieren konnte, Akzeptanz bei
den Wienerinnen und Wienern gefunden hat. Dieses Ergebnis hat auch sehr
eindrucksvoll gezeigt, dass die Menschen in Wien nicht gegeneinander
ausgespielt werden sollen, dass es keinen Platz für Ausgrenzung, für
Fremdenfeindlichkeit, für Rassismus in dieser Stadt geben soll, sondern dass
Wien weiterhin den Weg eines weltoffenen und toleranten Wiens gehen soll, meine
Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ
und bei Gemeinderätinnen der GRÜNEN.)
Die Wienerinnen und Wiener haben am 23. Oktober
mit diesem Ergebnis auch klar gezeigt, wie die Politik in den nächsten fünf
Jahren aussehen soll. Dafür sind wir Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen
dankbar, weil dies natürlich ein Orientierungsrahmen dafür ist, welche Projekte
man tatsächlich umsetzen soll, und weil es uns letztendlich auch die
Möglichkeit gibt, genau diese Vorstellungen, die wir präsentiert haben,
umzusetzen.
Ich habe es schon gesagt, wir reichen hier allen
konstruktiven Kräften die Hand. Der Wahlkampf ist nun tatsächlich vorbei, jetzt
geht es wieder darum, die Ärmel aufzukrempeln, für Wien zu arbeiten und für das
Wohl Wiens zu arbeiten. Wir werden da die Zusammenarbeit suchen, wir werden
aber sicherlich auch nicht die Auseinandersetzung scheuen. Dafür gibt es ja
unser demokratisches System. Da gibt es unterschiedliche politische
Einschätzungen hier im Gemeinderat, und es ist in diesem Sinn durchaus so, dass
Auseinandersetzungen dort geführt werden sollen, wo sie zu führen sind.
Max Weber hat gesagt - das ist ein
viel zitiertes Wort
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