Gemeinderat,
1. Sitzung vom 18.11.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 56
Michael
Häupl: Wer hat ihnen das erlaubt? Das war Ihre Regierung!) Ich gebe
Ihnen Recht, das ist diese Bundesregierung, die das verursacht hat, aber Sie
gehen dann her und sagen, wir haben tolle neue Betriebsgründungen. Das ist der
falsche Weg. Das sind keine tollen neuen Betriebsgründungen. (Beifall bei
der FPÖ.)
Das sind getarnte Arbeitnehmer, die in Wirklichkeit
die Gesetzeslücken durchbrechen und nichts mit Selbstständigkeit zu tun haben.
Genauso geht es auch im Sicherheitsbereich, wo man in
dieser Stadt versucht, Dinge einzureden, die sich leider Gottes anders
abspielen. Das macht leider Gottes nicht nur die Stadtregierung, sondern es
machen genauso auch die Bundesregierung und die Innenministerin, die uns dann
erzählt, dass die Einbrüche und die Kfz-Diebstähle zurückgegangen sind. In
Wirklichkeit wundert man sich oder glaubt man manchmal, die Leute lesen die
eigenen Statistiken nicht. 144 Prozent Plus bei den Kfz-Diebstählen
gegenüber dem Vorjahr in Wien, Steigerungsraten beim Wohnungseinbruch von
6 500 auf 8 500 Wohnungseinbrüche in Wien (GR Christian Oxonitsch: Leisten Sie einen Beitrag dazu! Wo ist Ihr
Beitrag?), obwohl man noch nicht einmal das Ende des Jahres vorfindet. Und
dann sagt man, in der Stadt ist alles so sicher, ist alles so klasse. Leider
ist das nicht der Fall! (VBgmin Grete Laska: Es ist Ihr Finanzminister, der
das Ganze macht!) Das hat aber auch die Stadtregierung gesagt, wie sicher
diese Stadt ist und leider ist das eine Fehldarstellung! (VBgmin Grete
Laska: Ihr Finanzminister Grasser ist der Auslöser!) Man soll bitte die
Menschen nicht für dumm verkaufen. (Bgm
Dr Michael Häupl: Ganz recht!) Die spüren ganz genau, ob es in einer Stadt
sicherer geworden ist oder weniger Sicherheit vorherrscht. Und die Menschen in
Wien spüren leider, Wien ist unsicherer geworden. (Beifall bei der FPÖ.)
So ist es auch bei der demokratischen Kultur. Man
redet zwar vom Miteinander, grenzt aber dann eine politische Partei aus, weil
diese sich traut, Majestätsbeleidigungen zu betreiben, weil eine Partei sich
traut, Kritik zu üben, weil eine Partei den Mut aufbringt, die Interessen von
Menschen dieser Stadt zu vertreten. Das ist dann Majestätsbeleidigung und führt
dazu, dass eine Partei und letztlich auch 15 Prozent der Wähler verhöhnt
und ausgegrenzt werden! Das ist einfach nicht schön! Es ist auch nicht schön,
wenn man das dann allen Ernstes in der Öffentlichkeit als effektive
Einsparungsmaßnahme darstellt. Das ist dann wirklich, ich möchte jetzt den
Begriff gar nicht sagen, aber wirklich nicht schön, wenn man versucht, die
Menschen mit solch einem Argument für dumm zu verkaufen.
Das ist nicht der richtige Weg und deshalb wird es
auch kritisch sein. Wir sagen, wir brauchen Visionen in der Stadt. Ihre Vision
allein im Bereich der Bildungspolitik war nicht die optimale, wenn man sich die
PISA-Studie anschaut. Da sollte man ein bisschen visionär nachprüfen, ob das
die richtige Vision war, ob die Ansätze, die bis dato im Bildungsbereich,
nämlich im öffentlichen Bereich der Bildung, in Wien vorgenommen worden sind (GRin Erika Stubenvoll: In Österreich, Herr
Strache!), der richtige Weg sind. Wir wissen, es ist nicht der richtige
Weg. Im öffentlichen Schulbereich ist es stadtpolitische Verantwortung und dort
müssen wir ansetzen. (GRin Erika
Stubenvoll: Wer hat 700 Lehrer eingespart?) Dort haben wir auch in der
PISA-Studie die katastrophalsten Ergebnisse. Man wundert sich, warum diese
Studie immer wieder negiert wird und man nicht auf diese Studie aufbauend
Änderungen vornimmt. Wir haben seit über zehn Jahren immer wieder konstruktive
Ideen dazu genannt, nämlich Sprachkurse beginnend in den Kindergärten, wo ich
mich auch erinnern kann, dass wir, als wir das gefordert haben, noch beschimpft
worden sind, auch von Ihren Abgeordneten mit Zwischenrufen: „Ein so ein Unsinn!
Ein so ein Blödsinn!" Dann hat es vor zwei, drei Jahren einmal der Bundesvorsitzende
Gusenbauer selbst gesagt und ist er von der eigenen Partei dafür kritisiert
worden, weil er sich erlaubt hat, einen freiheitlichen Vorschlag zu übernehmen.
Daraufhin hat er ihn ohnedies wieder zurückgenommen.
Aber es ist doch gleichgültig, ob ein Vorschlag
einmal von einer anderen Partei oder immer nur von Ihrer Partei kommt. Sie
haben auch gute Vorschläge, keine Frage, aber das ist in einer Demokratie so,
dass auch andere Parteien manchmal gute Überlegungen haben. Man sollte doch so
weit sein, in der Demokratie auch andere Vorschläge ernsthaft zu diskutieren,
zu prüfen und vielleicht auch einmal die Größe zu haben zu sagen, das ist etwas
Vernünftiges und da geht man einen gemeinsamen Weg, weil es zum Vorteil der
Menschen in dieser Stadt ist. Wir werden das so handhaben. Wir werden nicht so
darauf reagieren, dass wir jetzt einen Justament-Oppositionsstandpunkt
einnehmen werden, wo wir sagen, wir stimmen bei jedem Kapitel und bei jedem
Geschäftsstück dagegen. Das ist nicht unsere Art. Wir werden sehr wohl genau
prüfen, wo es vernünftige Vorschläge von Seiten der Stadtregierung gibt. Wenn
es vernünftige Vorschläge gibt, und ich bin überzeugt davon, dass es das auch
geben wird, dann werden wir uns positiv einbringen, nicht justament
Oppositionsrolle spielen und überall dagegen stimmen. Das ist nicht unsere Art.
Das ist auch nicht unser Verständnis von Demokratiefähigkeit. Ich glaube, das
zeichnet uns auch als eine konstruktive Oppositionspartei
aus. Dieses Haus braucht uns.
Die Strafexpedition, die
Sie heute unter dem Deckmantel der Einsparung vollzogen haben, ist durchaus ein
eindrucksvolles Signal eines gewissen Demokratieverständnisses, eines gewissen
demokratischen Grundverständnisses. Sie spielen und, das sehe ich schon auch
so, die Wienerinnen und Wiener erkennen, dass das nicht die Sparefrohpolitik
ist, sondern dahinter eiskalte Machtpolitik steckt. Das erkennen die
Wienerinnen und Wiener. Es werden auch viele sagen, das ist nicht die korrekte
Art und Weise, wie man das handhaben sollte. Ich möchte jetzt nicht sagen,
Fidel Castro lässt grüßen, aber machtpolitisch hätte man sich dort auch einiges
abschauen können, denn ich glaube, auch dort wird mit absoluter Macht regiert,
aber es gibt halt keine Wahlen.
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