Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 89
Wien reagieren soll. Es war ursprünglich die Generalsanierung angesagt, bis es plötzlich einen Vorschlag der Bank Austria gegeben hat, dass das Amtshaus in einem Teil eines Neubauprojektes in der Michelbeuerngasse untergebracht werden soll.
Das Überraschende ist, dass das das einzige Angebot
war, mit dem sich die Stadt Wien beschäftigt hat, das heißt, dass es keine
Ausschreibung in diesem Zusammenhang gegeben hat und dass keine
Konkurrenzangebote eingeholt worden sind.
Dementsprechend hoch stellt sich auch der Kaufpreis
der Büroflächen dar. Es sollen 2 836 Quadratmeter Büroflächen im
Erdgeschoß und im ersten Obergeschoß angekauft werden zu einem Quadratmeterpreis
von 2 182 EUR exklusive Umsatzsteuer. Wie mir Immobilienexperten
versichert haben, ist das viel, ist das sehr viel, ist das zuviel für
Erdgeschoßräumlichkeiten, die in dieser Lage nur sehr schwer verwertbar sind.
Meine Zweifel an der Wirtschaftlichkeitsberechnung
habe ich auch, was die Kosten der Generalsanierung des bestehenden Amtshauses
betrifft. Die wurden mit 8 Millionen EUR bekannt gegeben. Auch hier
sagen mir Experten aus der Immobilienwirtschaft, dass die Generalsanierungskosten
sich wohl nicht leicht in dieser Höhe bewegen können.
Wir sind aber auch deshalb gegen diese Übersiedlung,
weil es hier zu einem schlechten Tausch kommt, was die Lage betrifft. Bisher
war das Amtshaus des 9. Bezirkes in zentraler Lage, in Bestlage, im Herzen
des Bezirkes, leicht zugänglich für die Bezirksbevölkerung, die Bekanntheit der
Situierung durch Jahrzehnte hindurch gegeben. Die Erreichbarkeit verschlechtert
sich, und ich frage mich schon sehr, was mit der sanierungsbedürftigen
Bausubstanz passieren soll, denn es handelt sich um wertvolle Bausubstanz bei
diesem Objekt, das man nun verlassen soll, ganz abgesehen davon, dass man ein
ganzes Haus, das einem gehört, eintauscht gegen ein Anteilseigentum.
Aber, sehr geehrte Damen und Herren, ich kann am heutigen
Tag nicht über Stadtentwicklung und Bebauung am Alsergrund reden, ohne auf
einen Mann zu sprechen zu kommen, der so sehr als Vorsitzender des
Bauausschusses die Geschicke der Bebauung in diesem Bezirk gelenkt hat, nämlich
Bezirksrat Dipl Ing Walter Kalab. Walter Kalab ist vorgestern im
81. Lebensjahr verstorben. Er war seit 1973 Bezirksrat und seit 1987
Vorsitzender des Bauausschusses der Bezirksvertretung Alsergrund. Er hat diese
Aufgabe nicht nur mit großem Engagement, sondern auch mit besonderem Sachverstand
ausgeführt.
Geholfen hat ihm dabei sein beruflicher Werdegang,
der im Magistrat stattgefunden hat, wo er seit 1966 beschäftigt war. Er hat
unter anderem als Leiter des Sonderreferates U-Bahn-Bau die Verkehrsumleitungen
für die U-Bahn-Station Karlsplatz ausgearbeitet. 1983 wurde er Senatsrat und
anlässlich seines Eintrittes in den Ruhestand 1989 wurde ihm der Dank des
Stadtsenates ausgesprochen.
Er hat sich nicht nur für die Stadt in besonderer
Weise engagiert, sondern hat sich darüber hinaus auch sehr für die Mitarbeiter
und Kollegenschaft eingesetzt. Er war Vertrauensperson der Gewerkschaft der
Gemeindebediensteten und Personalvertreter.
Walter Kalab war über alle Parteigrenzen hinaus
anerkannt und respektiert. Er war seit 1987 Vorsitzender des Bauausschusses,
unter Bezirksvorstehern der ÖVP wie der SPÖ, und er hat für seine besonderen
Verdienste auch Verdienstzeichen bekommen, das Goldene Verdienstzeichen des
Landes Wien 1989 und das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich im Jahr
2003.
Er hat große Leistungen für die Stadt und
insbesondere für den Bezirk Alsergrund erbracht. Er war ein Kind des
Alsergrundes, er ist dort geboren und hat 81 Jahre in diesem Bezirk
verlebt. Er hinterlässt eine nicht schließbare Lücke in der Wiener Kommunalpolitik.
Nicht schließbar ist natürlich auch die Lücke, die er
in seiner Familie hinterlässt und in seinem Freundeskreis. Walter Kalab
hinterlässt seine Ehefrau Josefine, zwei Töchter und vier Enkelkinder. Ihnen
gilt mein Mitgefühl.
Walter Kalab wird mir immer in ganz besonderer
Erinnerung bleiben, und bewahren wir ihm ein ehrendes Andenken.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön, Herr Dr Ulm. Ich darf Ihnen
versichern, dass ich in meiner beruflichen Funktion als Vorsitzender auch der
Familie Kalab am Montag kondoliere; es war mir heute nicht möglich.
Ich darf nun die Debatte fortführen. Zu Wort gemeldet
ist der Herr GR Lindenmayr.
GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Übersiedlung des Magistratischen Bezirksamtes in
die jetzt anzukaufende neue Örtlichkeit wurde mit allen Stimmen in der
Bezirksvertretung beschlossen, mit Ausnahme der Stimmen der ÖVP, und so sehe
ich auch diese Wortmeldung hier sozusagen als nochmalige Rechtfertigung dafür,
denn die Argumente sind nicht wirklich besser geworden.
Ich möchte die Argumente der anderen drei Fraktionen
der Bezirksvertretung in fünf Punkten zusammenfassen.
Das ist erstens einmal das Geld. Die Rechnung schaut
eigentlich ganz anders aus, weil ja auch berücksichtigt wird, dass das alte
Amtshaus verwertet wird. Das bedeutet, der Umbau kostet
8 Millionen EUR, während die Übersiedlung in das neue Amtshaus rund
5,5 Millionen EUR kostet. Das heißt, die Stadt Wien beziehungsweise
der Bezirk, weil ja die Kosten geteilt werden zwischen dem Bezirksbudget und
dem Zentralbudget, ersparen sich 2,5 Millionen EUR, und das ist ja
nicht wenig. Also das ist der erste Punkt einmal: Es ist wesentlich billiger.
Das Zweite ist: Die Belastungen
während des Umbaus, wenn umgebaut würde, wären für die Beschäftigten in diesem
Amtshaus sehr, sehr groß, denn der Umbau wäre auf zwei Jahre angesetzt. Die
Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müsste in Container
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular