Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 89
Ausschreibebedingungen, die Rahmenbedingungen, diskutiert. Je genauer die Stadt Wien sagt, was sie an dem Standort will und je breiter das abgesichert ist, desto mehr halten sich dann auch Architekten und Architektinnen daran. Die sind oft sehr dankbar, wenn sie da die Rahmen bekommen, und desto eher findet das Ergebnis auch Akzeptanz.
Zweitens, es soll ein
Wettbewerb veranstaltet werden, wo vorher diskutiert wird. Man macht also einen
offenen, anonymen, geladenen Wettbewerb. Wenn man einen geladenen Wettbewerb
macht, warum lädt man die einen ein und die anderen nicht, darüber lässt sich
ja auch etwas vereinbaren. Dann wurde auch noch ein Weg gegangen, den ich auch
begrüße und den ich prinzipiell als Demokratisierung von Wettbewerbsverfahren
erachten würde, nämlich, dass alle politischen Parteien ohne Stimmrecht in der
Jury sitzen. Ich wiederhole noch einmal, da bin ich mit einigen nicht einer
Meinung, die immer sagen, Politiker raus aus den Jurys, Politiker raus aus den
Jurys. Das halte ich für falsch.
Wir als Politiker und
Politikerinnen in ihrer Gesamtheit sind die, die dann bei Bürgerversammlungen
in der Öffentlichkeit Wettbewerbsergebnisse vertreten müssen, und wir müssen
uns - und das wird auch immer absichtlich gesagt - jawohl, wir müssen uns einer
Wiederwahl stellen. Und ich halte es für den Unterschied zu Juroren, die
jurieren, und denen es wurscht ist, weil sie von niemandem verantwortlich
gemacht werden. Ich bin dagegen, dass geschmäcklerisch abgestimmt wird, ich bin
aber durchaus dafür und habe sehr viel profitiert zum Beispiel bei der
Teilnahme an diesem Wettbewerb, wie an Hand von zwei konkreten Alternativen auf
höchstem Niveau zwei Universitätsprofessoren sehr kontrovers diskutiert haben.
Da lernt man wirklich etwas
über Stadtplanung und man versteht dann auch, wenn viele Stunden über zwei
Projekte gesprochen wird, warum man sich für eines entscheidet und warum man
sich für etwas anderes nicht entscheidet.
Das halte ich für eine gute
Vorgangsweise und darum verstehe ich nicht ganz, warum Herr StR Schicker immer
nur Sackgassenprojekte öffnet, warum er nicht von Anfang an eine vernünftige
Vorgangsweise einschlägt.
Ich sage nun ein anderes
Projekt, um nicht immer das Komet-Hochhaus zu nennen. Im Wiglet, das wir im
letzten Planungsausschuss rund um den Wettbewerb zum Flugfeld Aspern gehabt
haben, da ist wieder derselbe Unfug passiert. Keine Information, eine
Ausschreibung im Amtsblatt der Wiener Zeitung, wo nicht einmal die Jury
zusammengestellt war, also ein Kuddelmuddel von vorne bis hinten, wo einmal
mehr ein sinnvolles Projekt durch ein schlechtes Verfahren von der Stadtplanung
vernudelt wird.
So, zu Cardiff-Ford. Ein
gutes Verfahren, ein gutes Ergebnis, ein würdiges Siegerprojekt von
Henke/Schreieck. Ja, und dann stößt man einfach auf die Grenzen dessen, was
Flächenwidmung kann. Ich bitte Sie noch einmal alle, einen kurzen Blick auf
dieses Widmungsdokument zu werfen. Ich sage einmal mehr, fast niemand hier im
Haus, behaupte ich, kann dieses Widmungsdokument lesen. Ich weiß gar nicht, ob
Sie das angeschaut haben. Schauen Sie sich das an, würden dort chinesische
Schriftzeichen stehen, Sie würden sie besser verstehen, als das. Was sich
dahinter verbirgt, das ist unlesbar.
Stellen Sie sich vor, was
soll eine öffentliche Auflage mit so etwas? Ich gehe einen Schritt weiter.
Lesen Sie den Abänderungsantrag und ich zeige jetzt auf irgendwen - ich werde
es nicht tun, auch wenn sich Herr Kollege Schuster anbötig macht - und ersuche:
Herr Kollege, erklären Sie uns einmal, was heißt denn das genau, das versteht
man ja überhaupt nicht.
Warum sage ich das? Ja, ich
weiß, da geht es um eine Verordnung, da geht es um Rechtssicherheit, darum muss
das auf Grund der Gesetze so gemacht werden. Aber lesen Sie sich das durch und
geben Sie den Stand innerhalb der letzten 48 Stunden an. Wenn man weiß,
welches unglaubliche Interesse der Investor hatte, hat und haben wird, ein
Maximum an Nutzflächen da herauszuquetschen - noch einmal, das ist gar nicht
böse gemeint, er versucht seinen Profit zu maximieren, und dem gegenüber steht
das Interesse der Stadt - dann versteht man, dass wir eigentlich im Bereich des
Stadtentwicklungsplans dringend über neue Instrumente nachdenken müssten.
Ich danke insofern - ich
sehe ihn jetzt nicht - Kollegen Vatter und seiner Abteilung, das habe
ich zwar schon im Ausschuss getan, tue es aber jetzt hier noch einmal. Ich habe
mich bemüht, es hervorzuheben, weil er so wenig sagt. Man muss mehr dazu sagen,
nämlich wie er fast Unmögliches geleistet hat, dass in diesem
Spannungsverhältnis zwischen politischen Parteien, Opposition, Anrainern,
Rechtsstaatlichkeit und dem Druck, da etwas zu liefern, etwas gelungen ist. Und
er hat dann auch noch die Fragen sehr genau beantwortet, auch schriftlich, wo
es darum gegangen ist - und was auf dem ersten Widmungsplan überhaupt nicht
lesbar war - nun, bitte, man kann jetzt erklären, wie groß die Verkaufsflächen
sind, wie viele Stellplätze dort sind, so ganz banale Dinge, die einfach interessieren.
Das lässt sich so leicht überhaupt nicht beantworten, jetzt liegt es in einer
gewissen Weise schriftlich vor.
Positiv war auch – und ich möchte das jetzt
hervorheben und auch noch einmal sagen, es möge öfter gemacht werden – dass auf
meinen Vorschlag hin von der MA 21 und von den Architektinnen und
Architekten ein Modell erarbeitet wurde, das ein sehr schlaues Modell ist.
Noch einmal: Der Städtebau, das ist kein
architektonisches Problem, das man wirklich fast lego-artig auseinander nehmen
und anschauen kann, was das eigentlich heißt, und auf welcher Geschoßebene es
liegt. Also, ich behaupte, dass ich schon relativ geschult bin im Lesen von
Plänen, trotzdem hat mir sehr geholfen, dieses Modell auseinander nehmen und
wieder zusammensetzen zu können.
Jetzt kann ich mir besser
vorstellen, wie sind diese
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