Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 89
dem Eintritt der Türkei in die EU! Darum denke ich mir, brauchen wir auf das gar nicht wirklich eingehen. Möglicherweise sind Sie, Kollege Kowarik, dann gar nicht mehr im Landtag oder im Gemeinderat, aber das werden wir dann sehen!
Jetzt noch einmal zurück°... (StR Johann Herzog:
Mit Sicherheit!) Mit Sicherheit, ja, ja, genau. Sicher ist nichts, das
müsste Ihre Bundesregierung genau wissen! (Aufregung bei GR Kurth-Bodo
Blind.) Aber jetzt noch einmal zurück zum Text. Ah, der Herr Blind ist auch
aufgewacht, wunderbar, okay.
Jetzt noch einmal zum Zentralbahnhof beziehungsweise
Wien - Europa Mitte zurück. Wir glauben, so eine große stadtplanerische
Herausforderung hätte sich ein bisschen mehr verdient als einen Masterplan, der
uns sehr, sehr gut vorkommt, aber vielleicht doch ein bisschen zu kurz greift.
Im neuen STEP ist ein ganzes Areal als Stadtentwicklungsgebiet bezeichnet und
zwar der Zentralbahnhof Europe Gate, das Arsenal und die Aspanggründe bis
hinunter nach Erdberg. Wir hätten uns schon gewünscht und deshalb wird es auch
von uns einen schriftlichen Antrag dafür geben, zumindest einmal eine
Strategische Umweltprüfung, so wie sie seinerzeit in der Donaustadt und in
Floridsdorf durchgeführt wurde, zu machen. Weil es ein umfassenderes
Planungsinstrument ist, wünschen wir uns, dass so etwas durchgeführt wird, denn
klüger kann man immer noch werden.
Wir glauben auch, es ist wichtig, dass nicht nur
Wirtschaft und Arbeitsplätze eine wichtige Rolle spielen, sondern genauso die
Umwelt und das wäre ein Kriterium, wo so etwas hineinkommt. Es hat sehr, sehr
viele Dinge gegeben, die im ersten Entwurf nicht drinnen waren. Jetzt sind
Punkte drinnen, die die Umwelt betreffen, das heißt, ökologische Kriterien sind
für uns wichtig. Kyoto-relevant ist eine wichtige Sache.
Versiegelungsbilanz und Grünraum sind ganz wichtig,
obwohl wir glauben, dass der Europapark nach wie vor ein bisschen zu klein
geraten ist.
Ich möchte letztendlich doch auf zwei wichtige Punkte
eingehen, die mir bei dem Masterplan völlig fehlen. Zu Recht gibt es im
Masterplan Verkehr, aber auch im Entwurf zum Stadtentwicklungsplan drei
Prinzipien für die Stadtplanung und das ist immer: Nachhaltigkeit,
Partizipation und Gender Mainstreaming. Als viertes darf ich Diversität nicht
vergessen.
Ich möchte besonders auf zwei Punkte eingehen, die mir
dabei eigentlich völlig abgehen. Der erste Punkt ist, dass die
Gender-Perspektive in dem Masterplan eigentlich überhaupt nicht vorkommt. Wenn
die Stadt Wien eine Gender Mainstreaming-Beauftragte hat, dann muss ich sagen,
sie hat an diesem Masterplan offensichtlich nicht mitgewirkt, weil dazu gar
keine Aussage drinnen steht.
Zweiter Kritikpunkt ist meiner Meinung nach:
BürgerInnenbeteiligung darf sich nicht im Grätzlmanagement oder sonstwo
erschöpfen, sondern Bürgerbeteiligung - und da gibt es genug Formen - muss auch
bei so großen Projekten wie Masterplänen, Masterplan Zentralbahnhof Wien -
Europa Mitte eine Rolle spielen. Zentrale Stadtentwicklungspläne
beziehungsweise Verkehrsmasterpläne dürfen nicht nur Lippenbekenntnisse sein,
sondern sie müssen unbedingt auch Folgen in Detailplanungen und in Masterplänen
haben und das habe ich jetzt beides nicht gefunden. Ich hoffe, dass das in der
realen Planung dann, wenn das Ganze umgesetzt wird, nachgeholt wird. Das
wünschen wir uns sehr.
Trotzdem freuen wir uns, dass es einen gemeinsamen
Vier-Parteien-Antrag gibt. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Mag Gerstl, bitte.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Danke Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter!
Mein Vorredner hat mir vorgelegt, es sehr kurz zu
machen. Ich hoffe, es gelingt mir. Ganz kann ich es nicht versprechen, aber in
dieser Größenordnung möchte ich mich auch auf Grund der großen Anzahl von
Rednern, die wir heute noch haben, bemühen.
Mit dem Bahnhof Wien - Europa Mitte haben wir, glaube
ich, einen ganz entscheidenden Schritt in dieser Stadt für die
verkehrspolitischen Maßnahmen nicht nur für Wien selber gesetzt, sondern für
die gesamte Region Wien und für ganz Österreich. Mit diesem Bauwerk werden
nunmehr die Kopfbahnhöfe Süd- und Ostbahnhof zusammengelegt und es wird einen
Durchgangsbahnhof mit einer Annäherung an den Südtiroler Platz geben. Das
ermöglicht im verkehrspolitischen Bereich Dimensionen, wie wir sie in der
Vergangenheit noch nicht hatten, vor allem deshalb, weil wir schneller sein
können, weil das mehr Flexibilität und mehr Zuverlässigkeit im Zugsverkehr
bringt und weil ein solcher Durchgangsbahnhof den österreichischen
Wirtschaftsstandort ganz besonders stärkt, eine effiziente Verbindung mit den
Weltmärkten herstellt und somit eine Voraussetzung für Wirtschaftswachstum und
Beschäftigungsförderung ist.
Viele Jahre ist daran gearbeitet worden. Nunmehr kann
dieser Bahnhof in einem Agreement zwischen der Stadt und dem Bund auch
verwirklicht werden. Mit einem Zeithorizont von 2010, vielleicht 2012, wird es
möglich sein, mit einem Baukostenrahmen von knapp einer halben Milliarde Euro
diesen Durchgangsbahnhof durchzuführen, zu errichten und dabei auch einen ganz
interessanten neuen Stadtteil zusammen zu bringen.
Der Bahnhof Wien - Europa Mitte hat aus
verkehrspolitischer Sicht den Vorteil, dass nicht nur Schnellzüge im
durchgehenden Verkehr entsprechend schneller durch Österreich fahren können,
sondern er hat vor allem auch den Vorteil, dass damit und in Verbindung mit dem
Lainzer Tunnel die Möglichkeit geschaffen wird, die S-Bahn innerhalb von Wien
zu verstärken, die Eilzüge in der Region Wien und die S-Züge zu verstärken und
damit die Region Wien auch im öffentlichen Personennahverkehr entsprechend zu
stärken, um den zu erwartenden Individualverkehr auch abfangen zu können und
damit auch einen wesentlichen Beitrag für den Modal-Split innerhalb von Wien
und an der Grenze zu Wien zu leisten.
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