Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 89
hiefür zuständig ist.
Wir sind zuständig, was den Kindergarten betrifft,
und da ist es wichtig, dass wir hier in Wien Freiwilligkeit haben wollen. (GR Walter Strobl: Die Kinder brauchen aber
was anderes!) Ja, aber wir wollen Freiwilligkeit in Wien, damit auch –
auch! – für MigrantInnen ein entsprechendes Angebot da ist. Aber das Angebot
ist für alle Kinder und damit natürlich auch für MigrantInnenkinder, aber nicht
speziell, nicht sozusagen eigene Ghetto-Gruppen, sondern es sollen möglichst
viele Kinder in die Kindergärten. Wir informieren, wir werben, wir werben auch
in der Community, in allen sozusagen ausländischen Communities. Und es ist auch
gut, dass es nicht in der Vorschule ist – da, glaube ich, hat die ÖVP
dazugelernt, dass man das nicht schulisch machen soll –, sondern im
Kindergarten, dass es in der Schule zwar eine längere Eingangsphase gibt, dass
wir die Vorbereitung aber im Kindergarten angesiedelt haben.
Wir wollen es nicht generell kostenlos, aber nur
28 Prozent zahlen ja voll und fast ein Drittel zahlt gar nichts. Wir
wollen keine sozialen Barrieren im Kindergarten haben. Alle, die es brauchen
und wollen, sollen auch den kostenlosen Zugang zu einem Kindergartenplatz in
Wien haben, und das haben wir auch sichergestellt. (Beifall bei der SPÖ.)
Die WienerInnen können also darauf vertrauen, dass
nicht nur alle Kinder, die einen Kindergartenplatz brauchen oder wollen, einen
haben, sondern dass Wien möglichst viele Kinder und damit auch
MigrantInnenkinder im Kindergarten betreuen will, damit sie dort neben vielen
sozialen Fertigkeiten und Fähigkeiten – und seien es auch Volkslieder
verschiedenster Herkunft – auch die deutsche Sprache miterlernen. Und diese
Kampagne wird im nächsten Jahr starten und laufen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Sommer-Smolik
gemeldet. – Bitte schön.
GRin
Claudia Sommer-Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Das
einzig wirklich Gute an der Themenwahl für die Aktuelle Stunde der ÖVP ist,
dass die ÖVP endlich auch erkannt hat, dass der Kindergarten eine
Bildungseinrichtung ist und nicht nur eine Betreuungseinrichtung. Zum Glück
gibt es jetzt endlich auch hier eine Debatte, dass es einen Bildungsauftrag
auch im Kindergarten gibt, sodass wir von der Betreuungseinrichtungsdebatte
wegkommen.
Was
ich schon am Anfang festhalten möchte, ist dass der Kindergarten nicht die
vorgezogene Schule sein darf und sein wird, denn der Kindergarten hat neben der
Förderung der Kinder auch den Sinn, dass die Kinder soziales Lernen lernen,
aber auch Freunde finden und spielen können. Mit uns wird es, glaube ich, nicht
möglich sein, dass wir, so wie sich die ÖVP das vorstellt und wie auch von
Seiten der ÖVP immer wieder durchsickert, die Schule in den Kindergarten
vorzuverlegen, denn ich glaube, dass die Zeit im Kindergarten eigentlich die
einzige Zeit für die Kinder ist, in der sie völlig unbelastet ihren Kontakten
und ihrem Lernen – nämlich dem Lernen der Kinder durch Spielen – frönen können.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Die
ÖVP stellt sich heute hier heraus und behauptet hier Dinge – auf die FPÖ komme
ich dann noch zu sprechen –, erwähnt aber mit keinem Wort: Wer hat die
Kindergartenmilliarde gestrichen? – Die ÖVP! Wer hat das Kinderbetreuungsgeld
eingeführt, mit dem Sinn, dass die Frauen zu Hause bleiben? – Die ÖVP! Und
jetzt stellen Sie sich hier hin und sagen, wie schlimm, wie arg, und die Kinder
sollen doch in den Kindergarten gehen. Das ist frauenpolitisch ein Wahnsinn,
und es ist ein Wahnsinn auf Seiten der Kinder. (Beifall bei den GRÜNEN und
bei der SPÖ.– StRin Karin Landauer: Wahlfreiheit! Wahlfreiheit! – GR Walter
Strobl: Das ist aber wirklich ein Unsinn!) Unsinn? Nein, ich rede
nicht Unsinn. Sie machen unsinnige Politik, und Sie sind jetzt offensichtlich
draufgekommen, dass die Politik, die Sie gemacht haben, ein Unsinn war.
Schauen Sie sich doch die österreichweite
Betreuungssituation im Kindergartenbereich an. In Vorarlberg gibt es
Kindergartenplätze ab fünf und dann nicht für jedes Kind, sondern für die, die
halt schnell genug sind, die wenigen Plätze anzunehmen. Und dann ist der
Kindergarten zu Mittag aus. Super! Und das sind Länder, die es sehr wohl in
Österreich gibt. Und wer ist dafür verantwortlich? Schon die ÖVP! Jetzt könnt
ihr euch zwar hier hinstellen und sagen, wir sind in Wien (GR Walter Strobl: Aber der Häupl ist schon in Wien!), aber es
kürzt die bundespolitische schwarz-blaue Bundesregierung, die macht genau das
Gegenteil von dem, was Sie hier heraußen sagen. Und das ist unglaubwürdig. Sie
werden auch nicht glaubwürdiger dadurch, dass Sie mir da jetzt reinschreien,
denn Sie haben sich schon lächerlich gemacht, wie die Kollegin Jerusalem
bereits ausgeführt hat. (Beifall bei den
GRÜNEN und bei Gemeinderäten der SPÖ. – GR Walter Strobl: Das ist lächerlich,
was Sie da sagen!)
Wir haben vor einigen Wochen ein Projekt vorgestellt,
das in Essen als Ergebnis der ersten dieser Debatten installiert worden ist,
nämlich das Rucksackprogramm. Das wurde von Seiten der ÖVP als grüne
Sozialromantik abgetan. Wir sollen aufhören mit unserem multikulturellen
Gerede. Und jetzt stellen Sie sich hierher und sagen, die Sprachförderung ist
so wichtig. Na, was sagt denn dieses Programm? – Es besagt, dass genau die
Sprachförderung wichtig ist, denn wir haben die Situation, dass wir eine
doppelte Halbsprachigkeit bei den Kindern haben, und das verunmöglicht das
Lernen der Muttersprache und der deutschen Sprache. (GR Walter Strobl: Unserem Antrag zustimmen! Sie brauchen nur unserem
Antrag zuzustimmen! Sie lehnen unsere Anträge immer ab!)
Zur FPÖ: Also eine für mich derart
schwer zu kommentierende Rede der Kollegin Schmalenberg gab es noch selten. Das
war echt sehr heftig. Ich glaube, Sie haben das Problem nicht verstanden,
Kollegin Schmalenberg. Muttersprachliche Förderung im Kindergarten
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