Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 89
würde im Konzert mit allen anderen Bundesländern, so wie das in vielen Bereichen geschieht. Es gibt ja dazu auch eine Einrichtung, nämlich die der zuständigen - auf der einen Seite - Landesschulratspräsidenten, wo das sicherlich auch eine Diskussion sein soll, nämlich vor allem eine inhaltliche Diskussion, und dann auch eine Empfehlung an die Bildungsreferenten der Länder, um dort zu beraten, in welcher Art und Weise es zu einer solchen Vertiefung kommen könnte.
Das hielte ich für eine gute Geschichte, weil ich
glaube, dass wir insgesamt in dieser Diskussion, in der Bildungsdiskussion
dabei bleiben sollten, dass wir immer österreichweite Lösungen suchen, so wie
ich auch bei der Diskussion zur außerschulischen oder vorschulischen Erziehung
für eine Diskussion bin, die keinen Unterschied macht, ob ein Kind in Tirol, in
Vorarlberg, in Kärnten oder in Wien aufwächst. Es müssen die Einrichtungen für
alle zur Verfügung stehen, es müssen die Angebote für alle gleich zur Verfügung
stehen, dann befinden wir uns auf einer Bildungsebene, die ich für gut halte.
Vorsitzender GR Günther Reiter:
4. Zusatzfrage: Herr GR Ing RUDOLPH, bitte.
GR Ing Herbert RUDOLPH (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Vizebürgermeisterin!
Der PISA-Studie haben wir entnommen, dass die 15-, 16-,
zum Teil 17-Jährigen, die aus dem Bereich der Gymnasien, aus dem Bereich der
berufsbildenden höheren Schulen kommen, gar nicht so sehr diejenigen sind, die
im Zusammenhang mit den Ergebnissen die Alarmglocken läuten lassen, sondern
dass es vielmehr jene Schülerinnen und Schüler sind, die etwa die Berufsschulen
besuchen. Das scheint mir schon ein sehr starker Hinweis auf eine sehr
spezifische und gerade auch in Wien feststellbare Thematik zu sein.
Daher meine Frage: Sie kennen meine Kritik an dem
Kultur- und Sportverein der Wiener Berufsschulen. Ich glaube, dass die
derzeitige Gegebenheit oder der derzeitige Anlass Grund genug wäre, den
Aufgabeninhalt dieses auch von der Stadt Wien mit ordentlichen Mitteln
unterstützten Vereines neu zu positionieren und ihm im Bereich der
außerschulischen Förderung von Jugendlichen in diesem Alter, was schulische
Qualifikationen betrifft, eine neue Aufgabe zu geben. Hier geht es natürlich
sehr wohl um klassisch kognitive Dinge, hier sind nicht jene Themen gefragt,
die bei Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren im Mittelpunkt stehen.
Daher meine Frage an Sie, Frau Vizebürgermeisterin: Sind Sie bereit, im
Zusammenwirken mit dem Kultur- und Sportverein der Wiener Berufsschulen dafür
Sorge zu tragen, dass sich dieser im außerschulischen Bereich sehr stark für
Lernförderungen einsetzt, sich dahin orientiert und diesen Jugendlichen
entsprechende Hilfestellung bietet?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
Stadträtin, bitte.
VBgmin Grete Laska: Sehr geehrter Herr
Gemeinderat! Jetzt bin ich wirklich enttäuscht. Sie haben mir gerade mein
Weihnachtsgeschenk wieder weggenommen! Wäre ich ein Kind, wäre ich jetzt maßlos
sauer. Aber ich bin erwachsen, ich bin auch durch die österreichische Schule
gegangen, ich habe daher gelernt, dass man auch mit Enttäuschungen leben muss,
und daher nehme ich sie hin. Aber ich muss trotzdem darauf hinweisen.
Ich meine, die Analyse war wirklich perfekt: Wir
haben ein Problem in jener Schulform, die sozusagen auf zwei Kriterien aufbaut,
erstens einmal auf dem dualen System, wo wir ja gemeinsam der Meinung sind,
dass es ein gutes ist - eine Schulform, die sich aber nur darauf begründet,
dass es genügend Ausbildungsstätten gibt, wo Jugendlichen auch eine Ausbildung
angeboten werden kann, damit sie überhaupt in das duale System kommen. Wir
wissen, dass auf dem Weg der Selektion ab dem 10. Lebensjahr gerade in
Wien das Verhältnis im Vergleich zu anderen Bundesländern ein ganz anderes ist,
das heißt, dass der Schulbesuch sich hier komplett verlagert, zuerst schon in
die Differenzierung zwischen Hauptschule und AHS und dann noch einmal in den
Bereich der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen.
Und jetzt hätte ich mir eigentlich die
Schlussfolgerung erwartet, dass Sie sagen: Das ist ja der Beweis dafür, dass
wir uns über eine neue Organisationsform unterhalten müssen, wo nämlich
einerseits die so wichtige praktische Ausbildung, aber andererseits natürlich
auch die theoretische Ausbildung ohne Barrieren bis zum 18. Lebensalter
führen - denn die Berufsschülerinnen und Berufsschüler haben eine Schulpflicht
bis zum 18. Lebensjahr oder darüber hinaus, je nachdem, in welcher Lehre
sie sich befinden. - Also das wäre eine Schlussfolgerung gewesen, wo ich gesagt
hätte: Na, selbstverständlich diskutieren wir auch darüber, was der Kultur- und
Sportverein dazu beitragen kann!
Aber, lieber Herr Gemeinderat, wenn Sie mir jetzt
sozusagen subkutan entlocken wollen, dass ich den Kultur- und Sportverein zu
einer Nachhilfeorganisation für die Berufsschule entwickeln soll, dann muss ich
sagen: Enttäuschung, Enttäuschung! Ich bedauere, dass das Packerl nicht da ist,
aber vielleicht könnten Sie es noch einmal schnüren und sozusagen als
Neujahrsgeschenk einbringen. Wir steigen in eine ehrliche Diskussion ein, über
die ich mich wirklich freuen würde - das ist mein Packerl, das ich unter Ihren
Christbaum lege.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke,
Frau Vizebürgermeisterin.
Meine Damen und Herren! Bevor wir zur 4. Anfrage
kommen, gestatten Sie mir noch eine persönliche Bemerkung. Das Thema war ja
gerade die PISA-Studie, und ich freue mich in diesem Zusammenhang auch, dass
die Jugend so großes Interesse an unserer Debatte hat. Wenn Sie schauen: Die
Galerie ist ja voll! - Herzlich willkommen! (Allgemeiner
Beifall.)
Die 4. Anfrage (FSP - 05886-2004/0001 - KSP/GM) wurde von Herrn GR Fritz
Strobl an den amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und
Verkehr gerichtet: Im November wurde eine Studie zu der Errichtung von
Wintergärten als Erweiterung von Gastronomiebetrieben, die von der MA 19
in Auftrag
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