Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 87
Ausgabe für Taschengeldauszahlung an Asylwerber.
Hier liegt keine Wortmeldung vor. Wer dafür ist, den bitte
ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist einstimmig so angenommen.
Wir kommen nun zum Verlangen
der GRe Strache, Mag Kowarik und Mag Schmalenberg, dass die eingebrachte und an
den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage betreffend Fonds Soziales
Wien vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte
stattfinde. Im Einvernehmen mit den Antragstellern kommt es zu keiner
Verlesung. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die
Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor.
Ich darf nun zur Begründung dem Herrn GR Strache das
Wort erteilen.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren! (GR Heinz-Christian Strache stellt eine Tafel mit
der Überschrift "Bilanz 10°Jahre Häupl-Belastungspolitik" vor dem
Rednerpult auf. – Bewegung bei der SPÖ.)
Man muss gar nichts in dem Hohen Haus sagen, und
schon herrscht Aufregung. Das ist interessant, wie schnell sich das ändern kann.
Die kleine Tafel werden wir dann später noch eingehend behandeln. Ich werde Sie
Ihnen dann sozusagen verbal näher bringen, wenn Sie es nicht lesen können. Aber
es soll zumindest einmal aufzeigen, was es alles für Belastungen gibt, seitdem
in dieser Stadt der Bgm Dr Michael Häupl im Amt ist und was alles an
Verteuerungen und Erhöhungen gekommen ist in den letzten 10°Jahren. Das soll
das verdeutlichen. Wir haben uns die Mühe gemacht, das einmal aufzulisten. Das
sind 40 Punkte, und ich komme dann später noch einmal darauf zu sprechen.
Die Dringliche Anfrage bezieht sich aber vor allen
Dingen auf die Situation rund um den Fonds Soziales Wien, über den wir nicht
wirklich immer alle Bescheid wissen, was so passiert, wo wir leider Gottes auch
erleben haben müssen, dass hier Kompetenzen ausgelagert worden sind und dass
auch in dem Fonds keine Vertreter der hier vertretenen Fraktionen in den
entscheidenden Gremien sitzen und dass sozusagen jetzt auch nach dem Gesetz – §
35 Abs 1 – eben die Stiftungs- und Fondsbehörde im Sinne dieses Gesetzes
der Magistrat sein soll und nicht mehr die Landesregierung. Das ist ja eine
Situation, die wir immer wieder kritisiert haben. Wir sind eben nicht im
Kuratorium vorhanden, wir sind nur im Beirat vorhanden. Das ist für uns demokratiepolitisch
einfach bedenklich. Natürlich, wenn man sich die Bestimmungen auch ansieht und
die Stiftungsangelegenheiten, den Zweck, die Satzungen, die Änderungen der
Fondsorgane, wenn man sich das alles ansieht, dann kann man das auch über das
Internet verfügbar machen. Aber verfügbar ist eben nicht der jährliche Bericht.
Und gerade dieser Bericht ist aber notwendig und wichtig, weil es ja letztlich
darum geht, dass man über die Gebarung auch einiges erfährt, und deshalb wäre
das auch so wichtig gewesen, dass man hier eben anders vorgegangen wäre.
Aber es ist eben so, dass wir Fraktionen in diesem
Haus nicht mehr nachvollziehen können, was hier teilweise vonstatten geht. Das
ist natürlich ein Problem für uns. Sie werden sagen: Na, was ist da schon für ein
Problem vorhanden? Was passiert denn schon Großartiges im Fonds Soziales Wien?
Sie werden sagen, das ist eh kein Problem, denn da wird jetzt alles sozusagen
an Verantwortung irgendwo hingeschoben, dass man von Ihrer Seite her festmachen
kann, wir tragen keine Verantwortung mehr, wenn es irgendwo im Sozialbereich zu
Kürzungen kommen sollte.
Wenn man sich den Fonds ansieht auch in der
Zusammensetzung, da gibt es im Präsidium den Vorsitzenden Dr Serban von der
MA 15, die Obersenatsrätin Mag Renate Balic-Benzing, MA 11, Mag
Urschitz und im Kuratorium auch noch die Generaloberin, die Frau Charlotte
Staudinger, deren Rolle zumindest im Zuge der Untersuchungskommission zum
Lainz-Skandal gezeigt hat, dass wir einen Personalnotstand zu verzeichnen
haben.
Ich möchte aber nicht sagen, dass ich irgendein
Misstrauen gegen diese Herrschaften hätte. Sicherlich nicht. Aber ich halte es
für dramatisch und eben demokratiepolitisch wirklich für bedenklich, dass man
uns die Kontrolle und die Steuerungsmöglichkeiten entzogen hat. Und genau darum
geht es. Das ist eben ein Schritt gewesen in eine Richtung, die für uns sehr
bedenklich ist und die wir auch immer wieder andiskutiert haben und kritisiert
haben. Deshalb ist es auch wichtig, mehr Information zu erfahren, auch lästig
zu sein, beharrlich zu sein, dass hier vielleicht doch in Zukunft wieder einmal
eine Änderung vorgenommen wird.
Wir hören natürlich immer wieder von Seiten der
Sozialdemokratie, was angeblich so viel Schreckliches im Bereich der
Bundesregierung passiert und was hier so Schreckliches an
Sozialleistungskürzungen passiert. Ich glaube, Sie sollten sich selbst bei der
Nase nehmen, wenn ich mir die Wiener Pensionistenwohnhäuser hernehme, wo die
Damen und Herren Senioren letztlich dort alles zahlen müssen für Leistungen,
die dort erbracht werden, nämlich zu den Grundleistungen noch die
Extraleistungen zahlen müssen, was für mich, ich möchte es noch einmal
festmachen, wirklich ungeheuerlich und nicht sozial gerecht ist.
Für ein Medikament werden extra 4,35 EUR verrechnet.
Einmal Körperpflege und Vollbad: 18,50 EUR werden verrechnet.
Verbandswechsel, mehr als 10°Minuten Verbandswechsel: 11,95 EUR werden
verrechnet. Einmal Verbandswechsel weniger als 10°Minuten: 6,75 EUR werden
verrechnet. Befindlichkeitskontrolle: 6,45 EUR werden verrechnet. Und so
geht es einfach dahin in dem Bereich. Das alles sind, bitte, neben den
Grundkosten Extrakosten. Nicht einmal im Monat, nein, jeden Tag, wenn das
notwendig ist, werden diese Kosten in diesen Bereichen verrechnet. Das geht natürlich
auch an die Substanz der betroffenen Menschen, und das ist sozialpolitisch
etwas, worüber man sehr wohl ernsthaft diskutieren sollte und nicht lachen
sollte, so wie Sie das gerade getan haben.
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