Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 87
wegfallen, die kosten so viel Geld, da könnten wir
den Zentralbahnhof wirklich schon fertig stellen. - Herr Stadtrat, das ist
populistisch und polemisch, und in Wirklichkeit könnte er ohne die zwei Flügel
abstürzen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Lassen Sie ihn oben fliegen und überlegen Sie, was man sonst machen könnte. Ich
habe nämlich ein paar Ideen dazu.
Ich könnte mir etwa Folgendes vorstellen: Allein
schon die 46,8 Millionen, die wir beim Ronacher sinnlos verpulvern, obwohl
wir gar nicht wissen, worum es dort geht, könnten wir in die Schulen
hineinstecken, das wäre das Erste. (StRin Karin Landauer: Nein, nein, in den Pflegebereich!) Das
Zweite: Von den 6°Mozart-Inten-danten - da ist einer zurückgetreten, wir haben
ohnehin nur noch 5 - reicht auch einer, Herr Marboe, der reicht. Auch da könnten
wir das Geld hernehmen.
Was zum Beispiel überhaupt fehlt, ist, das
Künstlerhaus zu sanieren. Das steht überhaupt nicht im Strategieplan. Der Bund
ist bereit, dem Künstlerhaus Investitionen zur Verfügung zu stellen, wenn die
Stadt Wien 50 Prozent dazuschießt. Streichen Sie 5°Intendanten fürs
Mozartjahr - oder vier -, einer reicht auch, der wird das sicher machen, und
schon haben Sie wieder ein bisschen Geld fürs Künstlerhaus.
Meine Damen und Herren! Sie brauchen die Flügel der
Eurofighter gar nicht zu stutzen, Sie brauchen nur etwas anderes zu machen. Die
Nichtharmonisierung der Landesbeamten bis ins Jahr 2044 beträgt
3,5 Milliarden EUR. Das Investitionsvolumen der Stadt Wien pro Jahr
liegt bei ca 1,3 Millionen EUR. Sie könnten, wenn Sie den Bund gefolgt
wären - auch Salzburg und Oberösterreich tun das jetzt (GR Volkmar
Harwanegg: Wien Gott sei Dank nicht!) -, die Harmonisierung anpassen und
hätten mit einem Schlag innerhalb der nächsten 20 Jahre
3,5 Milliarden EUR. Das entspricht ungefähr den Investitionsquoten
von drei Jahren.
Meine Damen und Herren! In Wirklichkeit ist es
interessant, das zu lesen, keine Frage. Ich lese das gerne und werde es immer
gerne lesen, um mich darüber zu orientieren, was in der Stadt gerade geschieht.
Aber ohne zeitliche Zielsetzung ist es ein Handbuch der Beliebigkeit und kein
Strategieplan, wie wir ihn uns vorstellen. Vielleicht ist es ein
Beamten-Handbuch, das ist auch in Ordnung und durchaus recht. Nur besteht da
die Sorge, dass in Zukunft sich jeder das Zuckerl heraussuchen wird, das gerade
gefragt sein wird, mit dem man populistisch sein kann und in den Medien
unterkommen kann.
Ohne Zeitrahmen gibt es keine Strategie. Deswegen
müssen wir diesen Plan ablehnen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Mag Schieder gemeldet. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Entschuldigung - eine tatsächliche Berichtigung: Herr
GR Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen
und Herren!
Wenn sich Kollege Madejski zu Verkehrsfragen äußert,
bin ich immer hin- und hergerissen, ob man das ernst nehmen soll oder nicht.
Heute möchte ich kurz zwei Dinge aus dem Verkehrsbereich tatsächlich
berichtigen.
Erstens, weil es so in die Stimmung passt,
Schneeräumen und Radwege: „Es fährt eh keiner mit dem Radl, wenn es
schneit." - Ich berichtige tatsächlich: Viele fahren im Winter. (GR
Kurth-Bodo Blind: Wenn es schneit?)
Ja, auch wenn es schneit. Sie gehen ja auch zu Fuß, Herr Blind, Sie gehen auch
zu Fuß, wenn es schneit. Es gibt sogar Leute, die sich Skipässe kaufen, damit
sie Ski fahren, wenn es schneit. (StR
Johann Herzog: Der Unterschied zum Rad Fahren ...!) Es gibt auch viele
Tausende, die mit dem Radl ins Büro fahren, weil sie das gerne tun. Und
dieselben, die mich fragen: Hörst, es ist so kalt, es hat minus drei Grad,
warum fährst du da, ist dir das nicht zu kalt?, sind auch diejenigen, die bei
minus 15 Grad U-Bahnartig vor den Schleppliften stehen, sich stundenlang
in der Kälte anstellen und viel Geld dafür zahlen.
Daher berichtige ich tatsächlich: Es fahren auch im
Winter Menschen auf Radwegen mit dem Rad, und darum sollen sie geräumt werden. (StR Johann Herzog: Aber nicht von
Privaten!) - Berichtigung eins.
Berichtigung zwei: „Es hat eh jeder Haushalt zwei
oder drei Autos." Das ist unrichtig! 40 Prozent der Wiener Haushalte
haben nach wie vor kein Auto. Das Problem ist, man sieht sie eben nicht im
Stau, diejenigen, die kein Auto haben, weil sie kein Stau sind. Das ist die
größte Gruppe. Und die Gruppe derjenigen, die drei oder mehr Autos haben,
beträgt 3°Prozent. Es ist unrichtig, dass alle ... (GR Dr Herbert Madejski: Nein!) – Nein, er zieht ein Gesicht.
Es ist eben falsch, was Sie gesagt haben, und das
gehört tatsächlich berichtigt, um vor allem auf eine Verkehrspolitik
hinzuweisen, die prioritär Fußgängerinnen und Fußgänger im Auge hat und die
daran denkt, dass die Leute in dieser Stadt - wir alle - auch älter werden. Wir
sollten nicht so tun, als hätte ohnehin jeder Haushalt drei Autos. Schon aus
wirtschaftlichen Gründen ist das falsch und soll das hier berichtigt werden. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Nächster Redner ist Herr GR Mag Schieder. - Bitte.
GR Mag Andreas Schieder (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter
Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Der Strategieplan ist ja nicht nur ein heute
vorliegender Beschlussvorschlag in gebundener Form, sondern das ist durchaus
auch ein Diskussionsprozess gewesen; das steckt auch schon in dem Wort
"Strategieplan" drin. Ich bin froh, dass man es nach dem eigenartigen
Beginn der Diskussion zum Strategieplan letztendlich doch geschafft hat, zu
einer echten Diskussion rund um die Strategie- und Zukunftsfragen der Stadt zu
gelangen. Es ist immerhin gelungen - und das möchte ich allen vier Fraktionen
hier im Haus zugute halten -, dass es über den Sommer eine echte, lebhafte
Diskussion zu den Zukunftsfragen gegeben hat, über Abänderungsanträge und dann
auch in den nachfolgenden Gremien der Stadt.
So gesehen, verwundert mich heute ein bisschen
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