Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 87
herum um die Qualitäten
des Wienerberges.
Nicht was die Architektur
betrifft, sondern was den Städtebau betrifft. Wenn man da reinkommt und sich
die Qualität des Freiraums anschaut, nämlich das, wofür eigentlich politisch
das Öffentliche zuständig wäre, sieht man, dass es hier keine Verantwortung und
keinen Durchgriff in diesem Bereich gibt. Da ist niemand zuständig.
Das zeigt auch die Rolle
des Politischen. Dort gibt es kein Geld zu verdienen, dort gehen eben nur die
Leute, das ist halt nur der Freiraum, das hat keine Rendite pro Quadratmeter.
Was will man tun, um die Qualität von Freiräumen zu erhöhen und Defizite, die
offensichtlich der Vergangenheit gewesen sind, einzusehen?
Hier werden keine
Antworten gegeben. Nicht in der Wirtschaftspolitik, wo ich mir jetzt nur
anschaue, wie die Auseinandersetzungen mit Dexter ausgehen. Hier belobt man
sich noch, in Wirklichkeit läuft es in eine völlig andere Richtung.
Was soll
sich ändern? Nichts soll sich ändern, und das ist unser Vorwurf. Unser Vorwurf
betrifft nicht, dass nicht viele Projekte da sinnvoll sind, unser Vorwurf
betrifft, dass daraus keine Schlüsse gezogen werden und dass eigentlich als
Untertitel hier nicht steht “Strategieplan im erweiterten Europa“, sondern
“Strategieplan, die SPÖ ist super, bleibt auch super und daran wird sich nichts
ändern“. Dem stimmen wir nicht zu und deswegen glauben wir nicht, dass das ein
sinnvoller Strategieplan ist. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
nächste Rednerin ist Frau StRin Dr Rothauer gemeldet.
StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ja, zweiter Aufguss Strategieplan heute. Nach der
überfallsartigen Konfrontation vor jetzt genau einem halben Jahr mit diesem
Buch, das damals schon etwa gleich ausgesehen hat, sich auch nicht sehr im Inhalt
unterschieden hat und das doch immerhin einen Sturm der Entrüstung entfacht hat
- vor allem über die Vorgangsweise - ist es ja dann ganz hoffnungsvoll
weitergegangen. Die Oppositionsparteien wurden eingeladen und haben die
Gelegenheit bekommen, sich damit wirklich inhaltlich auseinander zu setzen.
Wir haben auch alle davon Gebrauch gemacht, es wurden
Stellungnahmen abgeben, es ist darüber auch diskutiert worden, wir haben unsere
Einwendungen vorgebracht. Man war im Magistrat bemüht, möchte ich sagen, auch
unsere Einwendungen teilweise, großteils zu übernehmen oder zumindest zu
bearbeiten. Diese Hausaufgabe ist aber doch nicht ganz gelungen. Bemüht ist im
Übrigen auch dieses Werk, aber - und da schließe ich mich der Grundsatzkritik
des Herrn GR Chorherr vollinhaltlich an - es ist ein Strategieplan, der
eigentlich den Namen nicht verdient, weil man von Ideen, Visionen und
Strategien wirklich nicht viel findet. Es ist eine sehr bemühte Auflistung von
Vorhaben, aus meiner Wahrnehmung, von sehr unterschiedlichem
Konkretisierungsgrad.
Es gibt ein paar Einzelprojekte, die sehr konkret
dargestellt sind, es gibt andere, die auch Kollege Chorherr zitiert hat, die
nur so nebulos dargestellt sind. Das liegt wahrscheinlich am Procedere, wie man
zu diesem Werk gekommen ist, indem einfach aus dem Magistrat, aus Wien-nahen
Einrichtungen, aus Projekten Anregungen und so weiter gesammelt wurden.
Nach all diesen Mühen der Bearbeitung und auch der
Diskussion ist allerdings auch wiederum etwas sehr Unbefriedigendes herausgekommen
und - ich muss es noch einmal deutlich sagen - das vorliegende Werk entspricht
nicht einem Strategieplan. Es entspricht einmal erstens grundsätzlich nicht
dem, was man sich unter Strategie vorstellt - ich werde dann noch kurz
erläutern, was eigentlich Strategie ist -, es entspricht auch inhaltlich nicht
unseren Vorstellungen, auch wenn unsere Einwendungen zumindest soweit
berücksichtigt wurden, dass das Thema aufgenommen wurde. Aber die Art, wie es
aufgenommen wurde, ist auch nicht entsprechend, und schon gar nicht
strategisch.
Wir werden daher den Strategieplan heute auch
ablehnen und ich werde exemplarisch - Herr Kollege Neuhuber, der nach mir
spricht aus meiner Fraktion wird auf die allgemeinen Kritikpunkte noch näher
eingehen - an einem Thema darstellen, was wir meinen.
Und das ist das Thema Einkaufszentren, weil das auch
aktuell eines der erhebendsten Themen ist. Wir haben seinerzeit, als wir zur
Stellungnahme aufgefordert wurden, angemerkt, dass der Strategieplan zwar - ich
muss schon sagen, sehr bemüht und auch relativ detailliert auf die Situation
der Einkaufsstraßen und der Nahversorgung in Wien eingeht und eigentlich ein
sehr eindeutiges Bekenntnis zur Revitalisierung von Einkaufsstraßen ablegt.
Dies auch mit einem erstaunlichen Detaillisierungsgrad bis hin zur Vorstellung,
wer die Akteure sein sollen, die sich an dem strategischen Projekt beteiligen.
Umso unverständlicher war es, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass wir in
diesem gesamten Konvolut nicht ein einziges Wort zur Thematik der
Einkaufszentren gefunden haben.
Nun ist das aber, wie jeder weiß, die große
Problematik für die gewachsenen Strukturen, dass Einkaufszentren a) einen
Wettbewerbsvorteil haben und b) in einem ungeheuren Ausmaß zu wachsen drohen
und schon rein von der Menge her den Einkaufsstraßen eine übermächtige
Konkurrenz bieten.
Wenn es so passiert wie wir es jetzt hören und wie es
von Projektanten angedacht ist, entsteht in den nächsten 5 bis 10°Jahren in
Wien ein unendliches Überangebot an Verkaufsflächen und das, meine sehr
geehrten Damen und Herren, bei sinkender Kaufkraft. Bis jetzt haben wir noch
gesagt, bei stagnierender Kaufkraft.
Nach neuesten Untersuchungen ist
es aber bereits eine sinkende Kaufkraft in Wien, sodass neue oder zuwachsende
Verkaufsflächen, egal wo sie entstehen, und egal wie vernünftig sie aus Sicht
des Projektanten erscheinen - auch mancher Konsumenten, das werde ich auch
gleich noch extra sagen - trotzdem nicht die entsprechenden Käufer finden
können. Es kann sich hier nur um eine Verlagerung der Kaufkraft und nicht um
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