Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 87
Gerhard Winter vor.
Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag
ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. – Ich sehe, dass das
einstimmig angenommen wurde.
Es gelangt nunmehr Postnummer 14 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Strategieplan Wien im
erweiterten Europa.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Driemer, die
Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Johann Driemer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es steht zur Beratung der Strategieplan Wien im
erweiterten Europa und ich ersuche um zustimmende Kenntnisnahme.
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Ich
eröffne die Debatte.
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren!
Nach einer längeren Pause, die auch zu einer Änderung
in einigen Punkten genutzt wurde, steht heute dieser Strategieplan zur Diskussion.
Dieser Strategieplan ist interessant. In diesem
Strategieplan – lassen Sie mich durchaus mit einigen positiven Dingen beginnen
– stehen viele interessante Vorhaben der Stadt. Ich habe schon einmal
formuliert, dass das, was wir hier heute vorliegen haben, interessante
Grundlagen für einen Strategieplan sind.
Beamte haben sehr engagiert gearbeitet und haben
zusammengeschrieben, was sich so in der Stadt alles tut. Da tut sich viel
Interessantes, da tut sich viel auch Unterstützenswertes.
Ist das ein Strategieplan? Was ist, oder was könnte
ein Strategieplan sein? Lassen Sie mich ganz kurz einen Vorschlag dazu machen.
Strategie aus unserer Sicht heißt, wohin will die Stadt, und wie kommt sie
dahin.
Jetzt fange ich einmal mit einem scheinbaren Detail
an. Da drinnen steht, auf Seite 37, die begrüßenswerte Initiative SOLAR-NET.
40 000 zusätzliche Solaranlagen sollen nach dieser Initiative gebaut
werden.
Wohin will die Stadt? Gut,
40 000 Solaranlagen. Wie kommt sie da hin? Ich weiß nicht, wer hier
im Raum weiß, wie viele Solaranlagen es bisher in Wien gibt. Es sind ein paar
wenige Tausend. Wie die Stadt Wien, innerhalb welcher Zeit – das steht auch
nicht drinnen – diese Zahl verzehnfachen wollte, das würde ich unterstützen,
steht nirgendwo.
Für das könnte ich Ihnen eine Reihe von Beispielen
bringen. Das Schwierige ist ja nicht, dass wir uns einig sind, wie das richtige
Leben in der Stadt Wien stattfinden soll. Von umweltfreundlich, Stadt der
kurzen Wege, Gendergerechtigkeit, Integration von in Wien Geborenen und nicht
in Wien Geborenen und so weiter. Ich glaube, auf dieser Ebene ist man sich
rasch einig nach dem Motto: Lieber reich und gesund, als arm und krank.
Wer in der Stadt tritt dafür ein, dass die
Arbeitslosigkeit steigt? Niemand. Ich glaube auch der Sozialdemokratie, dass
sie sich wirklich bemüht, aber Tatsache ist, es ist halt nicht so einfach.
Was hier das nicht zu einem Strategieplan macht, ist
die Beantwortung der Frage, wie kommt man da hin zu den vielen Dingen, die hier
benannt sind.
Etwas anderes riecht da durch, und das habe ich schon
vor ein paar Tagen gesagt: Was würde sich an der Politik Wiens ändern, wenn es
diesen Strategieplan nicht gäbe? Die Antwort ist, nichts würde sich ändern, es
würde alles so weiter gehen wie bisher. Denn was hier drinnen beschrieben ist,
ist sehr – noch einmal – bemüht und man spürt, man spürt, nun ja, man weiß es
ohnehin, wie der entstanden ist. Es gab den Auftrag an alle
Magistratsabteilungen zusammenzuschreiben, was denn so an Projekten in der
Röhre ist.
Da ist auch sehr viel Interessantes. Es ist auch
interessant zu lesen, bei welchen internationalen Organisationen Wien dabei
ist, seitenlang ist das beschrieben. Das ist sehr interessant und ein gutes
Material für einen Strategieplan. Was es nicht ist, ist Grundlage für Politik.
Ich habe das schon bei der Diskussion beim Herrn Stadtrat gesagt, das
Politische daraus wäre, einmal eine Analyse vorzugeben, was kann denn Politik
überhaupt noch. Wir reden und spüren das auch alle, dass durch Globalisierung,
dass durch internationale Verflechtungen, dass durch den Europabeitritt - jetzt
gehe ich auf den Planungsbereich im Speziellen ein -, dass durch das Auftreten
von Akteuren von großen Immobilienkonzernen in Wien, sich der Spielraum des
Politischen einengt.
Bleiben wir bei der wichtigen Debatte um
Einkaufszentren. Es ist nicht die MA 18 oder die MA 21, die durch die
Stadt läuft und sich große Einkaufszentren ausdenkt. Der Weg ist ein ganz
anderer. Weil Einkaufszentren, die - Anführungszeichen - heißesten Immobilien
auf dem internationalen Markt sind, wo man extrem hohe Renditen erzielen kann,
fällt Grundstückseigentümern überall nichts anderes ein, als Einkaufszentrum.
Und hier zieht jetzt schon ein neuer Geist ein, denn
in der Praxis gibt es ja schon permanente Rückzugsgefechte der Stadt. Ja,
schon, aber nicht so groß. Ich erinnere an das Tauziehen, das wir beim
Zentralbahnhof haben. Nein, nicht Zentralbahnhof, sondern Bahnhof Wien-Europa
Mitte. Ich übe auch bereits, bleibe aber beim Zentralbahnhof. Ich habe mir
gedacht, ob man “Strategieplan in einem erweiterten Europa“ nicht ändern sollte
in “Strategieplan Wien-Europa Mitte“. Das sollte man vielleicht noch mittels
Abänderungsantrages ändern.
Was fehlt bei diesem Strategieplan? Das ist eine
Analyse, dass es Akteure gibt, die die Stadtentwicklung stark bestimmen, dass
es hier Entwicklungen gibt, die diesen Zielen entgegenstehen.
Ich bleibe im anderen Bereich, der
Integration, wo ich denke, dass es - mit Ausnahme der Freiheitlichen - einen
breiten Konsens gibt, wie Integration funktioniert, dass Integration für die
Stadt wichtig ist, dass man hier hineininvestieren muss. Dass es nicht so
leicht ist und dass hier etwas passieren müsste, zeigt sich an Entwicklungen,
die unsere Klubobfrau immer wieder aufzeigt, die man auch hier einmal benennen
muss. Wenn man einmal ehrlich bilanziert, wie die Integration in dieser Stadt
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