Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 87
(Beginn um 9.03 Uhr.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Einen
schönen sonnigen guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren des
Gemeinderats.
Die 50. Sitzung des Wiener Gemeinderates heute
am 24. November ist somit eröffnet.
Entschuldigt sind die GRe
Mag Feldmann, Klier, Römer und Serles, die leider krank sind. Herr GR VALENTIN
befindet sich auf einer Dienstreise.
Wir kommen somit gleich zur Fragestunde.
Die 1. Frage (FSP - 05427-2004/0002 - KSP/GM) wurde von Herrn GR Friedrich
Strobl an den amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke gestellt, den ich sehr herzlich
begrüße: Welche Auswirkungen erwarten Sie
sich von den ab 1. Jänner 2005 in Kraft tretenden neuen
Wirtschaftsförderungen des WWFF?
Ich bitte um Beantwortung.
VBgm Dr Sepp Rieder: Herr Vorsitzender!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zunächst einmal einen schönen guten Morgen.
Der Herr GR Fritz Strobl hat an mich die Frage
gerichtet, welche Auswirkungen von der mit 1.1.2005, also mit Beginn des kommenden
Jahres neu gestalteten Wirtschaftsförderung zu erwarten sind.
Ich glaube, man muss vorausschicken, dass sich das
Instrument der Wirtschaftsförderung durch den Wirtschaftsförderungsfonds, der
sich ja aus Vertretern der Stadt und Vertretern der Wirtschaft zusammensetzt,
in den letzten Jahrzehnten hervorragend bewährt hat und zwar auch deswegen,
weil es damit bessere Möglichkeiten gibt, auf die wirklichen Veränderungen der
Bedürfnisse und der Situation der Wirtschaft punktgenau zu reagieren. Das ist,
glaube ich, auch der Grundgedanke der Neugestaltung dieser Wirtschaftsförderung
gewesen, auf einen Strukturwandel der Wiener Wirtschaft zu reagieren, der
dadurch gekennzeichnet ist, dass auf der einen Seite die Zahl der
Unternehmungen, mit denen jemand allein startet, deutlich zugenommen hat und
auf der anderen Seite gerade auch durch die Erweiterung der Europäischen Union
ein höherer Grad an Anforderungen an die Wiener Unternehmungen unter dem
Gesichtspunkt des internationalen Wettbewerbs getreten ist.
Auf der anderen Seite muss man sich klar sein, dass
gerade diese Fragen unter dem Gesichtspunkt der Gleichbehandlung und der
Offenheit des Wettbewerbs jeder staatlichen Förderung Grenzen setzen und ich
glaube, dass es uns gelungen ist, hier einen durchaus respektablen Erfolg zu
erzielen.
Was meine ich damit? Wir können damit
Strukturveränderungen und Qualitätsverbesserungen fördern und wir wissen aus
den vorangegangenen Jahren, dass etwa eine Million der eingesetzten Mittel auch
dazu beiträgt, dass davon an Investitionen ein Sechsfaches getätigt wird. Also
wenn ich davon ausgehe, dass wir in dem klassischen Bereich der Wirtschaftsförderung
mit 35 Millionen EUR durchaus eine Substanz haben, die in der Lage
ist, eine starke Förderung zu erreichen, so ergibt sich allein aus einem
Multiplikator mit 5, dass wir dadurch ein Investitionsvolumen von über
160 Millionen EUR auslösen.
Also ich glaube, dass wir damit die Wirtschaft in die
Lage versetzen, Investitionen im eigenen Interesse zu tätigen, die sonst nicht
möglich sind und ich halte das zunächst einmal von allen anderen spezifischen
Fragen für eine wirklich erfolgversprechende Maßnahme.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön.
Die 1. Zusatzfrage, Herr GR Dipl Ing Margulies.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!
Auch im Bereich der Wirtschaftsförderung ist im
Endeffekt die Förderung der Nahversorgung wichtig. Bislang haben augenscheinlich,
wenn man sich als Beispiel die Lerchenfelder Straße, die Josefstädter Straße,
die Thaliastraße, die Hernalser Hauptstraße und die Jörgerstraße betrachtet,
viele Aktionsprogramme zur Ankurbelung insbesondere der Nahversorgung in diesen
Geschäftsstraßen anscheinend nichts gefruchtet.
Gibt es Ihrerseits neue Überlegungen, wie man diese
Geschäftsstraßen im Rahmen der Wirtschaftsförderung wirklich wieder beleben
kann oder konzentriert sich die Politik der Stadtregierung vorwiegend auf die
Einkaufszentren?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat.
VBgm Dr Sepp Rieder: Ich glaube, Herr
Gemeinderat, wir stimmen völlig überein, dass die monetäre Förderung aus dem
Bereich des Wirtschaftsförderungsfonds nur ein Element ist und die Begriffe
"Geschäftsstraße" und "Nahversorgung" auch zum Teil
irreführend sein können, denn bedenken Sie, dass die Frage der Geschäftsstraße
schon deswegen zu eng gegriffen ist, weil es hier immer um ein gesamtes Viertel
geht, auch von der Frage der Bevölkerungsstruktur her. Ein positives Beispiel
ist zum Beispiel die Neubaugasse – übrigens in einer Tageszeitung heute positiv
dargestellt –, wo man erkennen kann, dass es eine direkte Wechselbeziehung
zwischen der potentiellen Käuferstruktur und Bewohnerstruktur und der Frage der
Kaufkraft, die in diesem Bereich existiert, gibt und dass es eine direkte
Beziehung zur Frage des Mietenniveaus - Gegenstand einer gestrigen
Antragstellung, die hier ja die Mehrheit gefunden hat - gibt. Und so gibt es da
mehrere Faktoren.
Also ich würde jetzt nicht übertreiben wollen und
sagen, allein die Nahversorgungsförderung ist es. Aber ich gebe zu bedenken,
dass wir seit 1992 in der Nahversorgung 2 500 Betriebe mit
18,6 Millionen gefördert haben und dass sich gerade bei der Nahversorgung
bestätigt, dass eine Fördermillion 6 Millionen Investitionen auslöst. Das
ist also keine schlechte Bilanz.
Wir haben jetzt in diesen neuen Richtlinien, die dem
Gemeinderat ja im Dezember vorgelegt werden, die Mittel, die wir hier von den
35 Millionen vorsehen, von 800 000 auf 1,6 Millionen verdoppelt.
Dasselbe gilt bei der Geschäftsstraßenförderung, wo wir ebenfalls von einer
Million auf 1,2 Millionen zugelegt haben.
Ich bleibe aber dabei, es ist ein Teil und das
Gesamtkonzept muss größer sein.
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Die 2.°Zusatzfrage,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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