Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 88
kommunale Verantwortung ist, der Sie sich zu stellen haben und es hat StR Rieder durchaus zugestanden, dass das Budget ein wenig, sagen wir einmal, völkergestaltet ist. Vielleicht haben Sie da konkrete Maßnahmen in diesem Budget vorgesehen, Sie eröffnen sich einem nicht und daher würde ich Sie bitten, uns ganz konkret zu erklären, was Sie vorhaben, für die gezielte Sprachentwicklung von Migrantenkindern vor dem Schuleintritt zu unternehmen. Wir lauschen mit Aufmerksamkeit.
Zweiter Schwerpunkt: Wir haben hier auch einen
Beschlussantrag vorbereitet. Die Kollegin Sommer-Smolik hat schon kurz darauf
hingewiesen. Dabei geht es um die Alko-Pops. Hinter diesem lustigen und
sicherlich auch von Marketing-Experten ausgearbeiteten Namen verbirgt sich
allerdings eine Ungeheuerlichkeit sondergleichen. Es ist eine besonders
bösartige Form, würde ich einmal meinen, um Jugendliche an den Alkohol
heranzubringen. Wer Jugendliche an den Alkohol heranbringt, nimmt auch in Kauf,
Jugendliche von Alkohol abhängig zu machen.
Es mag vielleicht durchaus gut sein, dass es hier
sehr unterschiedliche gesellschaftspolitische Positionen dazu gibt. Die Grünen
haben eine gesellschaftspolitische Position. Wenn ich mir die Aussagen der Frau
Kollegin Jerusalem von gestern zu Cannabis vergegenwärtige und das, was die
Grünen heute mit ihrem Beschlussantrag beantragen, dann kann man das
zusammenfassen. Es kann das selbstbestimmte Saufen und Kiffen natürlich auch
eine Gesellschaftsform sein. Das kann schon sein, aber es ist nicht unsere. Ich
sage das bewusst in dieser drastischen Form, weil man muss sich schon klar
darüber sein, was man möchte. Möchte man es der Eigenverantwortung überlassen, dass
man sagt: "Mach dich immer mit allem zu, was dir zur Verfügung steht. Wir
klären dich zwar auf, dass es gefährlich ist, aber schlussendlich trägst du
selber die Konsequenz." Oder gibt es ein anderes Staatsverständnis, das da
heißt: "Nein, wir wollen den Zugang erschweren."?
Wir haben dazu einen Beschlussantrag, der eben darauf
abzielt, dass die Stadt Wien gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und der
Bundesregierung gemeinsam dafür Sorge trägt, dass Alko-Pops so teuer werden,
dass sie einfach nicht mehr interessant ist, dafür das Geld auszugeben. (Beifall
bei der FPÖ.)
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung an
den Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend, Information und Sport und dann
auch an den Gemeinderatsausschuss für Finanzen und Wirtschaftspolitik und
Wiener Stadtwerke.
Meine Damen und Herren, ich möchte meinen Redebeitrag
jetzt einmal damit beschließen, weil vielleicht kommt das Eine oder Andere noch
von nachfolgenden Rednerinnen, die eine Antwort notwendig machen.
Ich darf Sie abschließend zu einer Veranstaltung
einladen, die es morgen geben wird, so die Gemeinderatssitzung es zulässt, aber
Sie können es auch weitersagen. Es gibt um 19.00 Uhr eine Veranstaltung
des Bundesministeriums für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz,
zu der die Frau Staatssekretärin Haubner einlädt. Die Veranstaltung heißt
"Kindern zuhören". Es ist ein Podiumsgespräch. Was es vielleicht auch
interessant macht, durchaus auch in Erinnerung an die eine oder andere
Diskussion, die wir hier gehabt haben, es wird am Podium die Frau
Staatssekretärin Haubner anwesend sein, aber es wird etwa auch die Kinder- und
Jugendanwältin, Frau Pinterits, dort anwesend sein. Ich bin mir sicher, dass es
eine sehr interessante. wenngleich kontroversielle Diskussion geben wird. Es
würde mich freuen, wenn möglichst viele die Gelegenheit haben, dieser
Veranstaltung im Seminarhotel Strudlhof im 9. Bezirk beizuwohnen.
Meine Damen und Herren, warum wir dem Budget nicht
zustimmen können, habe ich Ihnen ausreichend erläutert. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr Mag Reindl. Ich erteile
es ihm.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren!
Grundsätzlich ist zum Budget der Geschäftsgruppe
Bildung, Jugend, Information und Sport festzuhalten, dass es für 2005
wieder ausgezeichnet gelungen ist, das Budget auf sehr hohem Niveau zu
stabilisieren und auf Grundlage der bestehenden Strukturen die Ausgaben und die
Einnahmen festzulegen. Es wurde auch ein weiterer Schritt zur Budgetklarheit
und ein weiterer Schritt zur Budgetwahrheit vollzogen. So ist etwa die
Saldierung von Einnahmen und Ausgaben, zum Beispiel von den Bundeszuschüssen
bei den Landeslehrern, oder auch bei Einnahmen, zum Beispiel denen der
Büchereien, hier eine klare Abgrenzung und eine klare Ausweisung gegeben.
Wenn wir uns die Sozialpolitik in Österreich
ansehen, ist festzustellen, dass vom Bund leider weiterhin der kalte Hauch der
eisigen Sozialpolitik kommt, falls man bei der blau-schwarzen Regierung
überhaupt eine Sozialpolitik identifizieren kann. (GR Dr Herbert Madejski: Geh bitte, das ist schon so fad! Schade um
deine Redezeit!) Die Wiener sozialdemokratische Regierung stellt hingegen
eine klare sozialpolitische, soziale und wirtschaftspolitische Gegenposition
zum Bund dar, auch in den Bereichen Bildung, Jugend, Information und Sport für
das Budget 2005 fest. (Beifall bei der SPÖ.)
Diese
Sozialpolitik wird meiner Meinung nach vor allem durch zwei ganz wesentliche
Eckpfeiler getragen. Einerseits garantiert Wien weiterhin berufstätigen Eltern
genügend Kinderbetreuungsplätze und sichert die Subjektförderung und weiters,
Kollege Strobl hat das schon angesprochen, bietet und sichert Wien auch den
Jugendlichen verschiedenste Angebote der Nachmittagsbetreuung. Kollege Strobl,
ich bin nicht ganz deiner Meinung, dass du sagst, eine Quote von einem Drittel
ist nicht in Ordnung. Es ist ja nur ein Teil dessen, was in der Schule betreut
wird. In Wien ist gewährleistet, dass jeder Jugendliche, der eine
Nachmittagsbetreuung haben möchte, sie nach sozial gestaffelten Tarife auch
bekommen wird und bekommen kann. Dass diese Betreuung nicht
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