Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 88
nehmen kann, noch dazu, wenn man selbst danach mit der Migration unmittelbar beschäftigt ist. Und wenn die Stadt in ihrem Voranschlag 240 000 EUR für internationale Hilfsmaßnahmen ansetzt, dann sind das – ich kann dir das nicht ersparen – 2,5 Tausendstel Prozent des Budgets. Ich habe nachzurechnen versucht, was das ist und wie man das ausdrückt: 2,5 Tausendstel Prozent des Gesamtbudgets!
Damit – das muss ich wirklich sagen – wird man
natürlich keinen Beitrag leisten, der dabei hilft, vor Ort so wirksam zu
werden, dass wir uns nicht nur mit Fragen der Integration derer, die hier vor
Ort sind, auseinander setzen, sondern auch mit der Frage der Bekämpfung von
Migration vor Ort. Da kann ich natürlich nicht sagen, das ist nicht meine
Kompetenz, das macht nur der Bund, da ist auch diese Stadt gefordert, denn sie
ist am Schluss Zuwanderungsgebiet für diese Millionen, die ich angesprochen
habe.
Daher ist die Dimension von 2,5 Tausendstel
Prozent des Budgets nicht nur unangemessen, sie ist sogar gegenüber den letzten
Jahren noch sinkend. Und das ist eine echte Katastrophe! (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bevor ich der GRin Strobel das Wort erteile, GR
Omar Al-Rawi zu einer tatsächlichen Berichtigung.
GR Dipl Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Ich möchte nur eine
Korrektur anbringen. Herr GR Barnet hat gemeint, es gibt islamische Schulen,
ein paar sind unter öffentlichem Recht und ein paar nicht.
Also es gibt in Wien genau fünf Stück islamische
Schulen, also Schulen, die den konfessionellen Status genießen. Alle diese fünf
Schulen haben das Öffentlichkeitsrecht. Das heißt, wenn sie das
Öffentlichkeitsrecht genießen, dann werden sie auch kontrolliert vom
Stadtschulrat. An allen fünf Schulen ist das Lehrpersonal vorwiegend
österreichisches Lehrpersonal, das heißt, es sind Lehrerinnen und Lehrer, die
vom Stadtschulrat vermittelt werden. Der überwiegende Teil ist nicht einmal der
islamischen Glaubensrichtung angehörig. Also nur, um hier das Ganze richtig zu
stellen.
Das Zweite, wogegen ich mich wirklich verwehre – und
das wird jetzt leider immer wieder verwendet –: So schrecklich der Mord an Van
Gogh auch war und so sehr er zu verurteilen ist, er war bitte kein Ritualmord.
So etwas gibt es in der Terminologie nicht. Ich verwahre mich dagegen und warne
vor der Benutzung solcher Begriffe. Das haben wir schon einmal in den dreißiger
Jahren erlebt, als man der jüdischen Glaubensrichtung ebenfalls Ritualmorde
vorgeworfen hat. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Nun Frau GRin Strobel. – Bitte.
GRin Elfriede Strobel
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geschätzter Herr Vorsitzender! Geschätzte Frau
Stadträtin! Werte Damen und Herren!
Ich berichte heute zu den Budgetbereichen Frauen und
Integration und möchte mit der Frauenpolitik beginnen und hier die relevante
Budgetzahl noch einmal in Erinnerung rufen. Die Stadt Wien hat für 2005 rund
7,3 Millionen EUR für Frauenpolitik, sprich zur Förderung der Frauen
und zur Unterstützung von Frauenvereinen und Frauenprojekten, veranschlagt und
steigert dieses Budget Jahr für Jahr. Es sind alleine für das Jahr 2005
9 000 EUR mehr als im Jahr 2004, und gegenüber dem Jahr 2003 sind
sogar um 270 000 EUR mehr veranschlagt worden. Zusätzlich haben wir
noch, Kollegin Vana, im WAFF Frauenprojekte mit 1,8 Millionen EUR
beschlossen, und wir sind ganz stolz darauf, dass wir diese Projekte jetzt in
das Regelbudget übernommen haben.
Wir haben mit unserem Frauenbudget von
7,3 Millionen EUR um 1,3 Millionen EUR mehr als die
Bundesregierung für diesen Bereich in ganz Österreich ausgibt, und das – man
stelle sich das einmal vor! –, obwohl es in Österreich 108 000 Frauen
gibt, die einen Job suchen, obwohl die Zahl der Frauen in Vollerwerbsberufen um
54 000 zurückgegangen ist, obwohl im Vorjahr 36 Prozent aller Frauen
in Österreich Teilzeit gearbeitet haben, obwohl die Frauenerwerbsquote auf
63 Prozent im Jahr 2003 gegenüber 2001, da war sie noch 70 Prozent,
zurückgefallen ist, obwohl nur 60 Prozent der Österreicherinnen eine
eigene Pension haben und obwohl die Gesamtakademikerquote von Frauen auch nur
mehr 4,8 Prozent beträgt.
Die Folgen sind: geringeres Gehalt für die Frauen
beziehungsweise auch geringere Pension, prekäre Situation in der
Sozialversicherung durch weniger Eingänge bei weniger Vollzeitbeschäftigung,
und für die Frauen kaum Aufstiegschancen.
Und dieses Sparen des Bundes ist auch mit ein Grund
dafür, dass sich die Zahl der SozialhilfeempfängerInnen alleine in Wien seit
dem Jahr 2000 verdoppelt hat, meine Damen und Herren.
Aber Wien spart nicht bei den Frauen, sondern wir
verstärken unsere Bemühungen gerade im Frauenbereich. Beratung und Service sind
ein wesentlicher Schwerpunkt der Frauenabteilung unserer Stadt. Alleine
4 Millionen EUR aus dem Wiener Frauenbudget sind für die
Frauenhäuser, also für den Bereich Schutz vor Gewalt in der Familie,
vorgesehen. Hier kann sich der Bund ein Beispiel an der Frauenpolitik in dieser
Stadt nehmen.
Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig das Thema Schutz
vor Gewalt in der Familie genommen wird. So hat Wien vier Frauenhäuser, die das
ganze Jahr rund um die Uhr schutz- und hilfebedürftigen Frauen und ihren
Kindern offen stehen. Diese Frauenhäuser sind fixer Bestandteil des Budgets der
Stadt Wien und daher im Gegensatz zur Budgetpolitik des Bundes in Wien
langfristig abgesichert. (Beifall bei der SPÖ.)
Wien betreibt aber auch einen
eigenen 24-Stunden-Notruf für Frauen und Mädchen, die von sexueller,
körperlicher und psychischer Gewalt betroffen sind. Zu den weiteren
Aufgabenschwerpunkten dieser Stelle zählt die Prävention und Grundlagenarbeit
sowie Fortbildungen für andere Institutionen oder auch
Informationsveranstaltungen. Auch für diese Einrichtung ist kontinuierliche und
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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