Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 88
Ihm.
GR Mag Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
In aller Kürze zu den VertreterInnen der beiden
Regierungsparteien: Ich finde Ihre undemokratische, autoritäre Politik der
letzten Jahre zum Kotzen! (Beifall bei den GRÜNEN und der SPÖ. - Oh-Rufe bei
der FPÖ.) Und ich werde alles, was mir möglich ist, dazu tun, um eine
schwarz-grüne Bundesregierung zu verhindern. - Danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN und der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Das
Wort hat nun Herr amtsf StR Dr Mailath-Pokorny.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Ich finde es ja durchaus richtig, dass die Debatte
zur Kultur- und Wissenschaftspolitik der Stadt sich schlussendlich auf ein
wirklich wichtiges Thema konzentriert hat, das auch die Kultur der Stadt
maßgeblich beeinflusst und das zeigt, wo derzeit tatsächlich die Probleme
liegen: nämlich in der Politik dieser Bundesregierung! (GR Gerhard Pfeiffer:
... so niveauvoll geredet hat!) Ich werde dann noch einiges dazu sagen,
aber davor möchte ich doch versuchen, dies ein wenig zusammenzuführen.
Meine Damen und Herren! Wenn ich Sie hier und heute
einlade, dem Budgetentwurf der Stadt Wien im Allgemeinen und diesem Budget
Kultur und Wissenschaft im Besonderen zuzustimmen, so tue ich das nicht aus
einer Redensart heraus, sondern weil ich meine, dass in den Debattenbeiträgen
heute da und dort eigentlich ungewöhnlich viel Lob auch von Seiten der
Opposition für die Politik zum Ausdruck gekommen ist, für das ich mich sehr
herzlich bedanke. Ich bedanke mich auch sehr herzlich - zumindest partiell -
für eine Zusammenarbeit namentlich im Bereich der Theaterreform. Ich glaube, es
ist uns da in der Tat einiges gelungen.
Ich würde mir wünschen, dass der Mangel an Kritik,
was tatsächlich unmittelbar diesen Budgetentwurf anbelangt - denn die heutigen
Debattenbeiträge haben sich ja hauptsächlich auf Bereiche bezogen, die nicht
diesen Budgetentwurf betreffen -, Sie vielleicht dazu bringt, dass Sie sich das
überlegen könnten und dem doch zustimmen. Ich kann mir angesichts der
Debattenbeiträge vorstellen, dass es Ihnen vielleicht nicht allzu schwer fällt.
Meine Damen und Herren! Dieses Kulturbudget ist, in
trockenen Zahlen ausgedrückt, tatsächlich ein hervorragendes. Es wurde
erläutert, und auch wenn die GRÜNEN verschiedentlich gemeint haben, sie kennen
sich in den Zahlen nicht aus, lade Sie herzlich ein: Bei uns im Büro gibt es
einige, die sich gut auskennen, die erläutern Ihnen das gerne, auch den
Unterschied zwischen Voranschlag und Rechnungsabschluss (Heiterkeit bei der
SPÖ) sowie den Sachverhalt, dass, wenn wir einen höheren Voranschlag fürs
Jahr 2005 haben, als im Rechnungsabschluss 2003 tatsächlich ausgewiesen ist,
dies ein Fortschritt ist und nicht etwas, was zu kritisieren ist. Wir können
Ihnen diese Grundbegriffe gerne noch ausführlich erläutern.
Aber wenn, insgesamt gesehen, in einem Voranschlag
für ein Kulturbudget um 20 Millionen EUR mehr unterm Strich stehen,
so ist das, in aller Bescheidenheit gesagt, zumindest europaweit einmalig.
Diese Steigerung von knapp 12 Prozent, von genau 11,8 Prozent ist
auch europaweit einmalig. Es liegt fast ein bisschen Ironie in der
Zufälligkeit, dass diese 11,8 Prozent genau das sind, was die
Bundesregierung vor drei Jahren in Wien, aber auch anderswo gekürzt hat und was
sie seither nicht nur nicht wieder ausgeglichen hat, sondern auch weiter kürzt.
Ich wundere mich daher sehr, Kollege Salcher, dass Sie sich hier heute als ein
Oberverteidiger dieser Bundesregierung profilieren. Ich kann mir auch nicht
vorstellen, dass das politisch besonders viel bringen soll. Aber eines
jedenfalls ist klar: Diese Bundesregierung und im Besonderen ihre Kulturpolitik
ist mit Sicherheit nicht nur kein Vorbild für Wien, sondern sie ist auch ein
Ansporn, das weiterhin anders zu machen.
Da Sie sich heute so oft auf die Bundesregierung
berufen haben, möchte ich nur noch einmal das herausstreichen, was vor wenigen
Tagen auch über die APA gelaufen ist: „Bundes-Kulturausgaben 2003 auf
niedrigstem Niveau seit 1995" - niedrigstes Niveau seit 1995, hat das
Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft an der Musikuniversität
Wien festgestellt. (GRin Inge Zankl: Ah da schau her!) Auch der Anteil
an den Gesamtausgaben des Bundes ist gesunken. Zusammenfassend stellt diese
Studie fest - ich zitiere -, "dass die Kulturausgaben des Bundes vor allem
in die Erhaltung von Strukturen und Großinstitutionen fließen und nur zum
kleinen Teil in Einzelprojekte und in die freie Kulturszene. Das Selbstbild
Österreichs als Kulturnation könne durch den Vergleich der Relationen in den
Bundesausgaben nicht nachvollzogen werden."
Wir versuchen, glaube ich, auch durch die in Zahlen
gegossene Politik in Wien ganz diametral entgegengesetzt zu agieren. Nicht dass
ich mich auch nur im Entferntesten messen wollte an dieser Bundesregierung! An
dieser Bundesregierung gibt es nichts mehr zu messen, außer dass alles
hinuntergeht und alles gestrichen wird, dass die Demokratie reduziert wird,
dass die Ausgaben für die Bereiche, die wesentlich sind, reduziert werden.
In Wien machen wir eben genau das Gegenteil, wir
haben - auch in aller Bescheidenheit gesagt - das höchste Kulturbudget in der
Geschichte! Wir haben den Anteil auch den Gesamtausgaben erhöht, das kommt
letztendlich einem ganz wesentlichen Teil der Stadt Wien, der Wohlfühlstadt
Wien, der Kulturstadt Wien zugute, und es ist ein wesentlicher Bereich unserer
Lebensgrundlage. (GRin Mag Marie Ringler: "Wohlfühlstadt Wien"!)
Auch wenn Sie das erheitert, Herr GR Salcher: Für uns in Wien ist dieses
Bekenntnis zur Kultur keine Leerformel, sondern täglich gelebte Politik! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich
möchte jetzt auch aus Zeitgründen nicht die vielen, vielen Weichenstellungen
wiederholen, die Maßnahmen, die in den letzten drei Jahren getroffen wurden. Es
ist in der Tat in dieser Stadt, glaube ich, in der Kultur so viel
weitergegangen wie lange nicht davor. Man sollte jedoch auch eines in
Erinnerung rufen, weil von der Opposition hier im Gemeinderat immer wieder
versucht
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