Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 88
von den katholischen Hochschulseelsorgern, also auch von Leuten aus Ihrem Hause, eindeutig bekämpft, auch die haben sich negativ dazu ausgesprochen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das heißt,
Wien unterstützt die Mitbestimmung, Wien fördert die Demokratie, Wien
identifiziert sich daher mit aufgeschlossenen und demokratischen
Errungenschaften, die die moderne ÖH hat. Diese Studenten haben daher unsere
Solidarität.
Sie wollen das Rad der Zeit zurückdrehen und die
ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft durch die neue Regelung bevorzugen. Das
Hochschülerschafts-Enteignungsgesetz, wie ich es nennen möchte, hat aber nichts
mit Demokratie zu tun. Es geht Ihnen nicht um Demokratie, es geht Ihnen ganz
einfach um politische Strategie. Das wird von uns nicht toleriert! Die SPÖ sagt
daher nein zum Hochschülerschafts-Enteignungsgesetz. - Danke, meine Damen und
Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zu einer
tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Tschirf gemeldet. Ich erteile ihm
das Wort.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! (GR Godwin Schuster: Das ist keine Enteignung, sondern eine
Entmündigung! Das wird seine Berichtigung sein!)
Ich möchte die Behauptung tatsächlich berichtigen,
dass es undemokratisch wäre, wenn die einzelnen Universitäten in diesem
Verfahren den Zentralausschuss wählen und wenn das nicht direkt erfolgt. Sind
Sie dieser Ansicht, dass das undemokratisch ist? (GR Mag Rüdiger Maresch:
Ja!) Ja? - Dann ist auch die Wahl der Arbeiterkammer undemokratisch. (Widerspruch
bei der SPÖ.) Denn in der Arbeiterkammer ist es so: Es werden in den
jeweiligen Ländern die Arbeiterkammern, die Vollversammlungen gewählt, und dann
wird auf diese Art und Weise auch die Bundesarbeitskammer bestellt. (GR
Godwin Schuster: Der Unterschied ist, es ist nicht von außen eingegriffen
worden! Ihr greift von außen ein!)
Herr Kollege Schuster! Sie wissen, dass das auch
nicht gerade dazu beiträgt, dass kleinere Fraktionen besonders bevorzugt
würden. Das Gegenteil ist der Fall, schauen Sie sich hier die relativen
Verhältnisse an.
Das heißt, es sind verschiedene System. Aber dass das
deshalb undemokratisch wäre, kann man tatsächlich nicht sagen. (Beifall bei
der ÖVP. - GR Godwin Schuster: Hier haben Sie aber ...!)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Mit
einer zweiten Wortmeldung hat sich Herr GR STEFAN gemeldet. Er hat noch
10 Minuten.
GR Mag Harald STEFAN (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Ich bin der Meinung, dass die Schlagworte, die
jetzt gekommen sind - modern, aufgeschlossen, kritisch, Recht auf Demokratie -
nicht unwidersprochen bleiben sollen. Ich war selbst einmal Mitglied des Zentralausschusses
der Österreichischen Hochschülerschaft. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ja,
das sind reine Schlagworte! Ich war selbst im Zentralausschuss der
Österreichischen Hochschülerschaft (GR Harry Kopietz: Kann ich mir vorstellen,
ja!), und ich kann mich genau erinnern, was dort besprochen wurde. Da ist
es nicht darum gegangen, die Rechte der Studenten oder die Möglichkeiten des
Wissenschaftsstandorts Österreich oder sonst etwas zu verbessern, sondern dort
wurden Anträge gestellt, die überhaupt keinen Zusammenhang mit dem Studium
hatten. (GR Harry Kopietz: Bei Ihnen vielleicht!) Das war also, mit
Verlaub, wirklich nicht sehr sinnvoll, und es hat auch keiner zur Kenntnis
genommen, was dort beschlossen wurde. Ich frage mich ... (Zwischenrufe bei
der SPÖ.)
Natürlich darf man über alles diskutieren, die Frage
ist nur, ob es Sinn macht. Und wenn die Universitäten ... (GRin Martina
LUDWIG: Macht es Sinn, was wir hier machen?) Ja, wir verwalten hier diese
Stadt, und wir diskutieren zu Recht über Themen, die die Stadt betreffen. Aber
wenn wir beginnen würden, hier über einen Krieg irgendwo in Afrika zu
diskutieren, und die Herrschaften dort auffordern würden, den Krieg
einzustellen, dann würden Sie mit Recht sagen: Was haben denn Sie jetzt da vor?
- Genauso war es in der ÖH, ich kann mich genau daran erinnern. (Beifall bei
der FPÖ. - GR Godwin Schuster: Für Frieden sich zu engagieren ...! - Weitere
Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Natürlich soll man sich für den Frieden engagieren,
und man soll auch demonstrieren, Sie haben vollkommen Recht, ich bin ganz Ihrer
Meinung. Aber warum diskutieren wir dann hier nicht gerade über den Frieden in
der Welt - komisch, oder? Das müssten wir doch jeden Tag machen, es ist ja
jeden Tag Krieg! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Bitte, es ist doch jeden
Tag in dieser Welt Krieg, wir müssten jeden Tag darüber diskutieren. Sie haben
vollkommen Recht, ich habe nichts dagegen, aber eine Institution zu schaffen,
die sich dann nicht einmal um die eigentlichen Themen kümmert, das ist wirklich
nicht Sinn der Sache. Und genau das ist es! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Die Universitätsreform hat - und das ist ja der Kern
- in Wirklichkeit zur Unabhängigkeit der Universitäten geführt. (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ.) Natürlich! So kommt es, dass Sie das nicht gerne
sehen, weil Sie gar nicht in Abhängigkeiten denken. (GRin Martina LUDWIG:
Was wollen Sie uns sagen?) Die Verstaatlichung ist eine andere Frage, aber
nur mit Schlagworten zu kommen - modern, kritisch, aufgeschlossen (GR Godwin
Schuster: Die Studenten sollen die Möglichkeit haben ...!) -, damit kommt
man nicht durch, man muss schon Inhalte bringen. (GRin Martina LUDWIG: Das
sind Werte, keine Schlagworte!)
Wie gesagt, die Demokratie findet an den
Universitäten dort statt, wo sie stattzufinden hat, vollkommen zu Recht dort,
wo die Mitbestimmung an den Universitäten einen Sinn macht. Aber nicht als ein
überbordeter Klub (GR Harry Kopietz: Den Sinn bestimmen Sie!), der nur
über Dinge diskutiert, die mit der Universität nichts zu tun haben. (Beifall
bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer:
Als Nächster ist Herr GR Margulies zum Wort gemeldet. Ich erteile es
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