Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 109 von 123
10 Minuten.
GR Dipl Ing
Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Also erstens einmal, wenn Sie meinen, warum die
besser Gebildeten von Österreich ausgewandert sind, fragen Sie sich auch, wie
streng teilweise die Zuwanderungsmöglichkeiten für deren Familien, Ehepartner
und so weiter sind. Aber darüber wollen wir jetzt nicht länger diskutieren.
20 000
haben in Köln demonstriert und nicht in Österreich.
Was mich auch
stört, dass wir hier mit Begriffen herumschmeißen, deren Bedeutung wir weder
wissenschaftlich definiert haben noch wirklich wissen. Ich möchte wirklich
gerne, dass einer von Ihnen mir einmal den Unterschied erklärt zwischen einem
Strenggläubigen, einem Fundamentalisten, einem Islamisten, einem Extremisten,
einem Terroristen. Also das wird alles so in einen Korb reingeworfen, ohne dass
man das weiß. 20 000 Islamisten haben demonstriert! Ich würde gerne
wissen, wer das ist.
Drittens:
Diese Politik, um die uns die ganze Welt beneidet, ist unter
sozialdemokratischer Herrschaft eingeleitet worden. Vor 25 Jahren ist
unter einem österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky ein avantgardistisches
Gesetz erlassen worden, wonach der Islam als eine offizielle
Glaubensgemeinschaft in Österreich anerkannt worden ist. Wir feiern in ein paar
Tagen das 25-jährige Jubiläum. Durch dieses Anerkennungsgesetz gibt es bei uns
kein Problem mit den Religionslehrern, der Religionsunterricht findet in
deutscher Sprache in allen Schulen statt. Es gibt eine Islam-pädagogische
Akademie, es wird vom zuständigen Stadtschulrat kontrolliert, es gibt
Inspektoren. Wir haben kein Problem, auch wenn Sie es versucht haben mit der
Schächtproblematik, wir haben keine Kopftuchdebatte in Österreich und so
weiter.
Das ist eine
Politik, die nicht einfach durch Zufall passiert ist. Österreich hat einen
Ansprechpartner, und viele europäischen Länder inklusive Deutschland, Holland
und so weiter würden sich heute wahnsinnig freuen, wenn sie diesen
Ansprechpartner hätten, mit dem sie sich über Sorgen, Forderungen, berechtigte
Ängste und ähnliche Dinge gegenseitig austauschen könnten. Das ist alles in
Ordnung, nur brauche ich einen Ansprechpartner. In Holland war eine typische
liberale Gesellschaft, aber dort hat der Dialog einfach nicht stattgefunden,
dort war ein Nebeneinander und nicht ein Miteinander. (GR Dr Herbert Madejski: Das habe ich ja überhaupt nicht behauptet!)
Ja, Herr
Madejski, aber der Herr Kabas behauptet, dass es zwei islamische Schulen gibt. Das
stimmt einfach nicht. Das sind zwei private Schulen, die einmal islamische
Schulen waren. Das sind jetzt private Schulen, die zwei Botschaften angehören
und die ein Öffentlichkeitsrecht haben. Wenn sie kein Öffentlichkeitsrecht
haben, dann kann natürlich der Stadtschulrat dort nicht eingreifen. Da braucht
man dann nicht zu behaupten, auch dem Stadtschulrat sind die Hände gebunden, er
kann dort einfach nicht eingreifen, und was soll man da machen. Man darf
wirklich nicht Birnen mit Äpfeln vergleichen. Wenn das keine islamischen
Schulen sind, dann sind das keine islamischen Schulen.
Sie agieren
leider seit Jahren immer wieder mit diesem Titel, wenn es um eine
berechtigte ... (GR Dr Herbert
Madejski: Ich behaupte das nicht!) Ja, Sie nicht, aber der Herr Strache
würde es wahrscheinlich gerne machen. Gott sei Dank ist er jetzt nicht da,
sonst würde er mich vielleicht zum ... (Lebhafte
Zwischenrufe bei der FPÖ.) Er würde mich wahrscheinlich zum Duell
auffordern. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Ich
habe keine Wortmeldung mehr in der laufenden Debatte.
Herr
amtsführender Stadtrat.
Amtsf StR
Dipl Ing Rudolf Schicker:
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Sie haben
jetzt erlebt, dass das Planungsressort, das sich mit der Zukunft der Stadt
beschäftigt, natürlich sehr breit angelegt ist, und daher liebe ich diesen Job
auch so. Denn man kann über Integrations- und Diversitätspolitik in dieser
Stadt diskutieren, genauso wie über Wohnungspolitik, genauso wie über Spitäler
und Pflegepolitik, genauso wie über Verkehrspolitik. Alles geht in diesem
Ressort und muss auch in diesem Ressort getan werden, wenn wir die Zukunft
dieser Stadt ordentlich gestalten wollen.
Ich denke,
dass wir in den letzten Monaten viel geleistet haben. Hier gilt der Dank auch
der federführenden Abteilung für den Strategieplan und den
Stadtentwicklungsplan, der Magistratsabteilung 18, und natürlich der
Planungsdirektion, dass in relativ kurzer Zeit und in sehr intensiver
Kooperation mit der Wissenschaft und mit jenen, die an der Entwicklung der
Stadt sehr interessiert sind, nämlich auch mit den politischen Parteien, mit
den Bezirken, mit den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt, der
Stadtentwicklungsplan im Entwurf vorgelegt werden konnte und der Strategieplan
nach einigen Missverständnissen zu Beginn auch dann am kommenden Mittwoch hier
in diesem Haus zur Beschlussfassung ansteht.
Wir haben in
vielen, vielen Diskussionen klarzumachen versucht – und das ist auch weitgehend
gelungen –, welche Rolle diese Instrumente haben. So ist der Strategieplan für
diese Stadt ein Instrument, das sehr oft nachjustiert gehört, das keinen Platz
in irgendeiner Planungshierarchie hat, sondern das die Strategie der Stadt im
aktuellen Zeitraum festschreibt, wo es denn hingehen soll, welche Schwerpunkte
diese Stadt und ihre Verwaltung setzen, um künftig in dieser Stadt eine
positive Entwicklung, eine soziale Entwicklung, eine dynamische Entwicklung
weiterhin haben zu können und fortsetzen zu können. Im Stadtentwicklungsplan
hingegen wird festgeschrieben und soll festgeschrieben werden, welche räumliche
Ausprägung das haben wird.
Ich
nehme den Vorwurf zur Kenntnis, dass wir dort keine Probleme aufzeigen. Na ja,
wenn ich mir dann angehört hätte, was der Kollege Gerstl voriges Jahr zum
Beispiel dazu gesagt hat, Kollege Chorherr, was er so implizit durchschwingen
hat lassen, dass seine
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