Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 123
entglitten war, und gelobte
Besserung durch unentwegtes "Mea culpa"-Jammern. Ein- und
Zweibettzimmer werden nun realisiert, aber doch wieder in erster Linie nicht
von der Gemeinde Wien. Also schon wieder aus der Verantwortung gestohlen, sehr
geehrte Damen und Herren von der Mehrheitsfraktion!
Dabei
hätten die Stadt Wien und StR Schicker jetzt die Möglichkeit, all ihre
Planungsfehler wieder gutzumachen. Wir haben ein nahezu jungfräuliches Gebiet
von fast zwei Quadratkilometern Größe, das alte Flugfeld Aspern, welches nur
darauf wartet, sinnvoll, behutsam, der Gegend angepasst und auf die Bevölkerung
abgestimmt bebaut zu werden. Vor fast einem Jahr haben wir einen einstimmigen
Beschlussantrag gefasst, die Planungen einer Therme in den Masterplan
aufzunehmen und die solehaltigen Heißwasserquellen einer sinnvollen Nutzung
zuzuführen. (GR Mag Alexander Neuhuber deutet demonstrativ auf seine
Armbanduhr.) Ich habe, wie ja hinlänglich bekannt, von dieser Stelle aus
auf die Wichtigkeit und Möglichkeit einer medizinischen Verwendung dieser
wertvollen Quelle hingewiesen.
So
könnte ein Freizeitangebot mit Wohnen, Kultur und Arbeit ideal verbunden
werden. Sie könnten es schaffen, Herr StR Schicker, aus diesem seit vielen
Jahren brachliegenden Gelände eine innovative stadtplanerische Meisterleistung
zu machen und den Wienerinnen und Wienern sowie der Donaustädter Bevölkerung
das zu geben, was sie sich verdient haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Insgesamt
ist dieses Budget leider ein kommunales Belastungspaket mit weitgehend
fehlender Budgethoheit des Wiener Gemeinderates. Daher werden wir auch unsere
Zustimmung verweigern. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dkfm Dr Maurer.
Ich erteile es ihm.
GR Dkfm Dr
Ernst Maurer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags
und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!
Meine Damen und Herren!
An das Gebot
der Kürze will ich mich gerne halten, müsste aber doch einige wenige Dinge
vielleicht richtig stellen.
Herr Chorherr
hat bezüglich Stadtentwicklungsplan gesagt, es steht nichts Neues drinnen und er
hat keine Problemsicht. Also so kann ich das nicht sehen. Der Strategieplan ist
ja die Grundlage des Stadtentwicklungsplans, das muss man einmal sehen, darum
wäre der Strategieplan vielleicht auch zuerst zu diskutieren gewesen. Aber auch
der folgt ja der Problemsicht. Bereits im Jahre 2001 wurde damit begonnen, den
vorherigen Strategieplan neu zu überarbeiten und zu ändern. Gegenüber dem Plan
aus dem Jahr 1994 hat sich doch sehr viel geändert, weil eben diese Zentren-
und Entwicklungsachsendarstellung jetzt nicht mehr in dieser Form aufscheint,
sondern es sind jetzt eben mehr vernetzte Zentren, die gut miteinander
verbunden sein müssen, und es ist eine großflächige Aufteilung von Bauland,
Betriebsgebieten, Grüngürtel, also eine anderer Sichtweise als die Entwicklungsachsen.
Diesbezüglich haben Sie ja Recht, dass tatsächlich die Entwicklungen nicht dort
stattgefunden haben, deswegen hätte ja das Beibehalten des alten Plans keinen
Sinn mehr gehabt. Also insofern ist ja hier etwas geschehen.
Zum Bahnhof
Wien und zur Frage, warum Wohnen nur südlich vorgesehen ist und nicht am
Gürtel. Na ja, ich meine, die Dichte der Bebauung ist natürlich eine Frage des
Grundstückspreises. Ich meine, Chorherr hat schon Recht, wenn er sagt, die ÖBB
sollen Bahnhöfe selber bauen, die Realität ist allerdings, dass es nicht
geschieht. Die Alternative wäre zuzuschauen, dass das dort weiter so vor sich
hinvegetiert. Ich meine, wenn man sich das Hinterland des Bahnhofes ansieht,
dann muss man sagen, das schreit ja direkt nach einer tatsächlich sehr guten,
hochwertigen Nutzung.
Jetzt bestand
die Möglichkeit, sich mit den ÖBB zu einigen. Jetzt gibt es diese Einigung, und
ich glaube, man sollte das jetzt nicht wieder torpedieren, sondern froh sein,
dass dort in dieser eher unerfreulichen Gegend etwas geschieht.
Zum
Strategieplan muss ich sagen, dass es nicht nur die Problemsicht gegeben hat,
sondern dass auch eine sehr sorgfältige Vorgangsweise hinsichtlich des Umganges
mit Stellungnahmen gewählt wurde. Das sehe ich sehr positiv, denn es wurden
alle eingelangten Stellungnahmen wirklich sorgfältig bewertet und abgewogen.
Danach sind ja auch entsprechende Veränderungen hineingekommen. Also hier hat
es eine sehr ordentliche Arbeit gegeben. Ich muss sagen, auch sämtliche
Geschäftsgruppen waren in der Diskussion vertreten, was auch sehr vernünftig
ist, alle waren in dieser Lenkungsgruppe drinnen.
Also ich
meine, von der Erstellung her kann man wohl nicht behaupten, dass es hier
irgendetwas Negatives gegeben hätte, im Gegenteil, ich finde, dass dieser
Strategieplan logisch ausgewogen ist, vernünftig dargestellt ist, und daher
sage ich von dieser Stelle aus meinen Dank an alle, die an der Erstellung
beteiligt waren. (Beifall bei der SPÖ.)
Was mich
besonders interessiert hat, war die Frage von Arbeitnehmerinteressen in der
Stadtplanung und hier insbesondere von Betriebsgebieten. Da zeigt sich, dass
hier auch eine Änderung und eine Ergänzung des Textes vorgenommen wurde, weil
gefordert wurde, dass diesem Bereich mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und
zwar wurde verlangt, dass bei der Realisierung der strategischen Projekte im
Bereich der Stadtentwicklung – ob jetzt Flugfeld oder Bahnhof Wien oder
Aspang-Gründe und so weiter – die Bedürfnisse der Beschäftigten umfassend
berücksichtigt werden müssen, womit auch eine Grundlage für eine vernünftige
soziale Entwicklung gegeben ist.
Was
ich damit meine, ist dass man berücksichtigen muss, dass Arbeitnehmer ja nicht
nur im Wohnumfeld sind, sondern dass sie auch in Betriebsumfeld eben arbeiten
und einen großen Teil ihres Lebens dort verbringen. Bei allen Umfragen und
Studien stellt sich heraus, dass die Anforderungen an Betriebsgebiete bezüglich
der Qualität und der architektonischen Qualität
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