Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 123
(Beifall bei
der ÖVP.)
Meine
Damen und Herren! Auch ein zentrales Thema, und ganz zum Schluss von Kollegin LUDWIG
angeschnitten, ist natürlich der Arbeitsmarkt und ist vor allem die
Jugendarbeitslosigkeit. Daher wäre es auch da notwendig, dass auf dem
Lehrstellenmarkt in Wien ein Akzent gesetzt wird. Die Bundesregierung hat,
glaube ich, alles unternommen, um mit steuerlichen Maßnahmen, einem
Steuerfreibetrag, mit Lohnnebenkostensenkung auf die Lehrlingsentschädigungen
beziehungsweise über Einstellungen im Bund - aber auch Länder und Gemeinden,
ich weiß das - dieser Situation Herr zu werden. Sie wissen ganz genau, dass es
vor allem im Wiener Bereich derzeit eine demographische Spitze gibt, die sich
in den Jahren 2008, 2009, 2010 sicherlich verbessern wird. Es wäre auch hier
angetan, schnell und rasch etwas zu unternehmen und für die Lehrstellen eine
Entlastung zu machen.
Meine Damen
und Herren von den Sozialdemokraten! Ich schlage Ihnen daher vor, dass die
Gemeinde Wien - ähnlich wie der Bund einen Freibetrag gibt - Folgendes
durchführen könnte: Die Kommunalsteuer auf die Lehrlingsentschädigung könnte
den Betrieben ganz einfach refundiert werden. Wir alle wissen, dass die
Kommunalsteuer 1993 eingeführt wurde und die Bemessungsgrundlage von 2 Prozent
auf 3 Prozent erhöht worden ist. Aber - auch sehr wesentlich - damals ist
in diese Bemessungsgrundlage die Lehrlingsentschädigung hineingefallen, vorher
war die Lehrlingsentschädigung lohnsummensteuerfrei.
Meine Damen
und Herren! Die 16 000 Lehrlinge, die es derzeit in Wien gibt, haben
eine Brutto-Lehrlingsentschädigungssumme von ungefähr
128 Millionen EUR. 3 Prozent an Refundierung wären rund
3,8 Millionen EUR oder 240 EUR für einen Lehrling pro Jahr. Gegenüber
1 000 EUR des Bundes, glaube ich, wäre das auch eine wesentliche
Erleichterung, um diesem Markt sozusagen einen neuen Impuls zu geben. Im
Endeffekt kann man auch dazusagen, das Kommunalsteueraufkommen der Gemeinde
Wien ist mit 518 Millionen EUR präliminiert, diese Rückerstattung,
diese Refundierung würde daher ganze 0,7 Prozent betragen. Ich glaube,
wenn Ihnen die Jugend ein Anliegen ist und wenn dies kein Lippenbekenntnis ist,
meine Damen und Herren, dann sollten Sie diese Idee überlegen und einer
Zuweisung dieses Antrags zustimmen, damit im Ausschuss sachlich und profund
darüber diskutiert werden kann.
Ich stelle
daher mit Kollegen Strobl folgenden Beschlussantrag:
„Die Stadt
Wien möge die eingehobene Kommunalsteuer auf die Lehrlingsentschädigung - und
zwar Lehrlinge im Sinne des Berufsausbildungsgesetzes - an die Wiener Betriebe
refundieren.
In formeller
Hinsicht wird die Zuweisung dieses Antrages an den Gemeinderatsausschuss der
Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
beantragt." (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen
und Herren! Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit, aber ich glaube auch, dass es notwendig
ist, all diese Anträge auf Zuweisungen ehrlich in den Ausschüssen zu
diskutieren, um für die Wiener Wirtschaft wieder das Beste herauszuholen. -
Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Herr StR DDr Schock hat sich zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR DDr Eduard
Schock: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Vizebürgermeister!
Meine Damen und Herren!
Es ist das
Budget in einigen Punkten ein Beweis dafür, dass dieser Gemeinderat seine
Budgethoheit eigentlich immer mehr verliert, in wesentlichen und wichtigen
Bereichen, im Gesundheitswesen, aber vor allem etwa auch im Sozialwesen der
Stadt. Es zeigt dieses Budget daher gleichzeitig auch eine Flucht aus der
politischen Verantwortung in diesen Bereichen, im Gesundheitswesen, aber auch
im Sozialwesen, eine Flucht aus der Verantwortung, wobei man versucht, die
Verantwortung in Zukunft auf Manager in den Spitälern und im Fonds Soziales
Wien abzuschieben und sich selbst von den Dingen immer mehr zu distanzieren.
Meine Damen
und Herren! Es haben das heute ja auch die anderen Oppositionsparteien
kritisiert. Es gibt offenbar das Bedürfnis nach mehr Transparenz in diesem
Haus, nach mehr Transparenz bei der Budgeterstellung in Wien.
Herr
Vizebürgermeister! Es ist in diesem Voranschlag, den wir heute diskutieren, auf
diesem Budgetansatz des Fonds ja nur noch ein Globalposten veranschlagt,
nämlich 500 Millionen EUR, also immerhin 7 Milliarden ATS.
Das ist ja nicht wenig Geld. Aber ein detaillierter Vergleich mit dem Vorjahr,
mit 2004, ist überhaupt nicht mehr möglich, weil es eben 2004 noch einzelne
Ansätze gegeben hat, jedoch 2005 nur noch diese Globalsumme ausgewiesen wird.
Ich frage Sie daher: Wie kann dieser Gemeinderat überhaupt ein Budget
beschließen, wenn er nicht einmal die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr
beurteilen kann? Gibt es jetzt weniger Geld oder mehr Geld im Sozialbereich? Um
wie viel mehr Geld gibt es in den einzelnen Bereichen?
Wir können das
mit diesem Voranschlag nicht mehr beurteilen. Aber es wäre das Mindeste, wenn
man die Budgethoheit in diesem Haus respektieren würde, den Gemeinderäten und
in diesem Haus insgesamt rechtzeitig Informationen zukommen zu lassen, mit
denen der Versuch unternommen wird, diese Informationen darzustellen. Es war
all dies nicht im erforderlichen Ausmaß möglich.
Jetzt haben
auch die freiheitlichen Mitglieder an ebendiesen Beirat des Fonds Soziales Wien
schriftliche Anfragen in diese Richtung gestellt. Das einzige, was daraufhin
übermittelt wurde, ist ein A4-Blatt, das am Freitag Nachmittag an alle
Fraktionen gekommen ist; auch, glaube ich, an Kollegin Pilz von den GRÜNEN, an
die ÖVP-Fraktion und eben auch an uns. Da wurde der Versuch unternommen, auf
einem A4-Blatt das Budget des Fonds abzubilden und zu erklären.
Herr
Vizebürgermeister! Bereits eine erste grobe Übersicht zeigt, dass diese
Aufstellung zumindest in zwei
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