Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 123
ein Budget der
stabilen Haushalte. Es ist nicht ein Budget auf Pump, nicht ein Budget der
Verschuldung, sondern es ist ein Budget der Zukunft. (Beifall bei der SPÖ.)
Daher sage
ich: Es ist der Inhalt, der überzeugt, und es ist der Vergleich, der sicher
macht. In diesem Sinne bitte ich Sie, dem Voranschlag 2005 Ihre Zustimmung zu
geben. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke
schön.
Ich darf somit
die Debatte über die Postnummern 1 und 2 für eröffnet erklären und erteile
als erster Rednerin Frau GRin Mag Vassilakou das Wort. – Bitte. 40
Minuten.
GRin Mag Maria
Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! Herr Stadtrat!
Ihre
Begeisterung im Zusammenhang mit dem Budgetvoranschlag 2005 kann ich wahrlich
nicht teilen. Ganz im Gegenteil! Wenn es heißt, dass ein Budget in Zahlen
gegossene Politik ist, so muss sich feststellen: Dieses Budget ist nicht anders
als die Budgets der Jahre davor. Es handelt sich hierbei vielmehr um in Zahlen
gegossene Verwaltung. Es ist über weite Strecken mutlos, weil die Reformen
nicht angegangen werden, dort wo sie längst angegangen werden müssten. Es setzt
falsche Prioritäten. Es ist übrigens nach wie vor unlesbar, es ist
intransparent, es ist kaum möglich – außer man verbringt sehr, sehr, sehr viel
Zeit damit –, sich darin auszukennen, und für viele Bereiche, auch für die
Schwerpunkte, wie Sie hier angeführt werden, steht nach wie vor in den Sternen,
woher denn das Geld kommen soll.
Fangen wir
zunächst einmal mit den 100 Millionen an, die eingespart werden müssen
zusätzlich zu dem, was bisher ohnedies schon eingespart werden musste. Und Sie
meinen dann, das sei kein Kürzungsbudget. Na, das möchte ich mir anschauen, wie
Sie das erreichen möchten, 100 Millionen zusätzlich einzusparen und nicht
zu kürzen. Ich befürchte ganz im Gegenteil, dass es ein Kürzungsbudget werden
wird. Es wird vielleicht kein Kürzungsbudget in den Zahlen sein, die man
vordergründig im Voranschlag für die verschiedenen Bereiche sieht, aber es wird
halt höchstwahrscheinlich wie immer im Vollzug gespart werden. Wo immer
möglich. Und gerade dann, wenn im Vollzug gespart wird, ist es ein Sparen zu
Lasten der Bürgerinnen und Bürger, insbesondere ein Sparen zu Lasten der
Schwächsten in der Stadt.
Aber ich
möchte kurz auf die Bereiche eingehen, die Sie selbst als Schwerpunkt genannt
haben. Fangen wir vielleicht mit dem Bereich der Gesundheitspolitik an, und
hier möchte ich eigentlich nur kurz auf den Bereich der Pflege eingehen. Ja, es
ist schon ein Fortschritt, dass in ein paar Tagen im Landtag endlich ein Gesetz
beschlossen wird, das die Pflege auf neue Schienen stellt. Die Grünen haben in diesem Bereich sehr
wohl mitgewirkt und freuen sich, dass hier einiges weitergeht, sich einiges zum
Besseren ändern wird.
Nichtsdestotrotz:
Reicht das? Ist das, was wir hier in zwei bis drei Tagen beschließen werden,
ausreichend? Können wir dann wirklich sagen, dass es innerhalb von wenigen
Jahren gewährleistet sein wird, dass Menschen nicht mehr in riesigen Heimen
ihren Lebensabend werden fristen müssen? Nein, das können wir nicht. Denn das
Pflegeheimgesetz betrifft hauptsächlich neue Einrichtungen, also Einrichtungen,
die künftig entstehen sollen, aber die Großheime der Stadt Wien, genau jene
riesigen, teilweise unwürdigen Einrichtungen, über die wir uns, auch im letzten
Jahr, so oft und so intensiv unterhalten haben, bleiben im Großen und Ganzen
weiterhin bestehen. Ein Umbau von Lainz ist vorgesehen, aber am Ende dieses
Umbaus werden dort weiterhin immer noch 1°000°Menschen leben, während wir in
ein paar Tagen ein Gesetz beschließen, das eigentlich vorschreibt, dass künftig
eine Größe von 350 Plätzen nicht überschritten werden darf.
Das heißt, man
unternimmt schon einiges im Gesundheitsbereich, und das ist auch positiv
herauszustreichen, aber im eigenen Bereich der Stadt, vor der eigenen Tür kehrt
man eigentlich nicht oder halt oberflächlich oder halt ein bisschen schlampig.
Letztendlich werden genau die Reformen, die wir für Lainz des Öfteren
eingemahnt und verlangt haben, nicht angegangen, und man setzt – ich habe schon
davon gesprochen – auch falsche Prioritäten. Der Umbau von Lainz kostet Geld,
er wird viel Geld kosten, und er wird trotzdem als Ergebnis bringen, dass
Menschen weiterhin bestenfalls in Vierbettzimmern untergebracht sind, und das
noch dazu, wie gesagt, bei einer Heimgröße von 1°000 Plätzen. (GRin Erika Stubenvoll: Wo soll man die
1°000 unterbringen?)
Herr Stadtrat!
Sperren Sie Lainz! Lassen Sie es endlich auf! Bringen Sie die Menschen anders
unter! Dieser Weg ist falsch. Und allein das zeigt für mich, dass hier in
diesem Bereich sehr wohl weiterhin die falschen Prioritäten gesetzt werden. (Beifall
bei den grünen.)
Im Übrigen
muss man auch sagen – Sie haben es ja selbst gesagt –, die Pflegemilliarde ist
versteckt in vielen, vielen Bereichen. Ja, sie ist in der Tat versteckt. Wir
suchen auch nach den versteckten Millionen in den vielen verschiedenen
Bereichen, die Sie hier zwar in den Raum gestellt haben, aber nicht weiter
ausgeführt haben. Wie auch immer: Woher das Geld für die Gesundheitsreform
kommen soll, vor allem jetzt für die Reform im Pflegebereich, das steht noch in
den Sternen. Wie Sie das finanzieren möchten, auch im Rahmen dieses Budgets
und, so wie wir es gewöhnt sind, auch im Rahmen künftiger Budgets – ich bin
jetzt 10°Jahre im Haus und habe noch nie ein Budget erlebt, das nicht de facto
bloß ein Fortschreibungsbudget der vorangegangenen Jahre gewesen wäre –, also
woher Sie das Geld nehmen wollen, das steht in den Sternen, das muss
wahrscheinlich erst im Lotto gewonnen werden.
Zweiter
Bereich: Schule. Also das finde ich ein bisschen spannend. Ich meine, es ist
schon gut, dass man sagt, man muss für das eigene Budget werben, und ich
verstehe auch, dass Sie natürlich letztendlich auch für das, was Sie hier
vorlegen, Werbung machen müssen, aber wirklich von einem Schwerpunkt im
Schulbereich zu sprechen, 50 LehrerInnen für Wiens Schulen einen
Schwerpunkt im Schulbereich zu nennen – also das ist
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