Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 45
Einsparungspotential in die Hand und in Angriff, wo es Ihnen Institutionen sagen, die außer Streit stehen.
Der Rechnungshof hat festgestellt, dass die
Ärztegehälter, die ja vor zwei Jahren erhöht wurden im SMZ-Ost, verbunden
gewesen wären mit einer Flexibilisierung der Dienstzeit, zugunsten des
Unternehmens, zugunsten des Spitals. Diese Flexibilisierung wurde nicht
umgesetzt. Im Gegenteil, die Ärztegehälter wurden erhöht, und die
Normalarbeitszeit wurde nicht ausgeschöpft, dafür wurden 6 500 Überstunden
verrechnet. (Zwischenruf der GRin Marianne Klicka.) Schauen Sie sich den
Bericht des Rechnungshofes an. Reden Sie ihn nicht schön, sondern nehmen Sie
das Einsparungspotential in Angriff, was auf der Hand liegt.
Gleichzeitig mit dieser unfassbaren Geldverschwendung
ist eine unerträgliche und eine unakzeptable Unterversorgung zu sehen im
Krankenanstaltenverbund. Obwohl ein Viertel der Betten leer steht, schafft es der
Krankenanstaltenverbund, Gangbetten nach wie vor zur Regel in den
Krankenhäusern zu machen. Es hat mich vor kurzer Zeit der Sohn einer alten Dame
angerufen, der fassungslos war, dass seine Mutter, die mit 90 Jahren einen
Oberschenkelhalsbruch hatte, im SMZ-Ost auf der Chirurgie eine Woche lang neben
dem Klo am Gang gestanden ist, eine Woche am Gang, und das nicht etwa in
irgendeinem Land, das große finanzielle Schwierigkeiten hat, sondern im reichen
Wien. Das kann es nicht sein, das darf man sich nicht leisten, wenn man
Bettenüberkapazitäten hat.
Und ein
Thema, das nach wie vor und ungelöst auf der Tagesordnung steht, Herr StR
Rieder, ist das Thema des Linearbeschleunigers im SMZ-Ost. Ich kann mir
vorstellen, das Sie es schon nicht mehr hören wollen, wenn man davon spricht.
Aber es ist für mich unverständlich und unakzeptabel, dass es nach wie vor so
ist, dass Niederösterreich seine im ÖKAP niedergelegten Pflichten zur
Mitfinanzierung eines zweiten Gerätes nicht in Angriff nimmt, nicht angeht: Ein
roter Gesundheitslandesrat, der niederösterreichische nämlich, der Herr Kollege
Schabl, Ihr Kollege Schabl macht es leider nicht besser. Der Kollege Schabl hat
mir Folgendes gesagt: Wir beteiligen uns nicht am Linearbeschleuniger im
SMZ-Ost, denn die Leute können nach Krems fahren. Sagen Sie das einmal jemandem
in Zwerndorf, dass er nach Krems fahren darf, wenn er krank ist, wenn er
Schmerzen hat. Zwerndorf fällt mir aus guten Gründen ein. Zwerndorf ist nahe
zum SMZ-Ost. Man schickt die Leute nach Krems, weil der Herr Kollege Schabl,
Herr StR Rieder, auch in Zukunft gar nicht daran denkt, den Linearbeschleuniger
zu finanzieren, sondern er sagt: Werden wir halt den ÖKAP ändern. Na, wenn Sie
so verhandeln, Herr StR Rieder, dann wird nichts werden aus einer finanzierbaren
Gesundheitsversorgung, und dann nützt es auch nichts, Herr Kollege Wagner, wenn
Sie sagen, Milliarden gehen in die Versorgung der so genannten Fremdpatienten.
Tun Sie wenigstens dort was, wo Sie das Gesetz ohnehin auf Ihrer Seite hätten.
Letzter Punkt: Die Pflegeheime. Über
5 000 EUR – die Investitionen ausgenommen – sind die Vollkosten für
einen Pflegeplatz in einem Pflegeheim. Um dieses Geld – und das haben wir hier
weiß Gott wie oft durchgehandelt – sollte man mehr bekommen als ein Bett und
ein Nachtkästchen in einem Mehrbettzimmer.
Nichtsdestotrotz, obwohl die Erkenntnisse des letzten
Jahres darauf hinweisen, dass Großheime der falsche Weg sind, das falsche
Konzept, möchte die Frau StRin Brauner auch in Zukunft 1 000 Menschen
in Lainz versorgen. 2010 sollen erst diese Zahlen erreicht werden, und
offensichtlich müssen dort in den nächsten 20, 30 Jahren
1 000 Menschen leben. Es ist teuer, und es ist falsch.
Ziehen Sie doch die Konsequenzen aus der falschen
Politik und sagen Sie: Gut, wir sehen ein, es ist hoch an der Zeit, dass wir
die Dinge ändern, und siedeln Sie dort die Menschen aus dem Pflegeheim ab.
Machen Sie ein Sonderkrankenhaus für Geriatrie, machen Sie eine andere Nutzung
dort, aber muten Sie nicht mehr 1 000 Menschen zu, dort in übermedikalisierten
Systemen und Häusern zu leben.
Die Konsequenz aus all dem ist klar: Die Stadt Wien
hat sich leider dazu entschlossen, an Stelle von Strukturreformen die Last auf
die Patienten und Patientinnen zu erhöhen. Es ist einer Sozialdemokratischen
Partei nicht würdig, dass Sie das tun, und es ist bedauerlich, dass Sie sich
auch noch hierher stellen und das als gutes Ergebnis verteidigen.
Stattdessen ist es hoch an der Zeit, dass Sie
anfangen, im Krankenanstaltenverbund wieder politisch zu steuern, denn so wie
er in den letzen Jahren geführt wurde, war es eine Kindesweglegung. Augen zu
und durch. Und die Generaldirektion soll ihre Arbeit machen. Sie hat sich
wiederum auf die Politik verlassen, und die Verantwortung ist in der Mitte
durchgefallen.
Nehmen Sie einen Bettenabbau in Angriff, einen
Bettenabbau, der diesen Namen verdient, wo Sie tatsächlich nicht nur zu
Weihnachten und zu Ostern Betten sperren, sondern Strukturreformen, die
nachhaltig sind, die konsequent sind.
Lassen Sie sich nicht immer von Partikularinteressen
einzelner Berufsgruppen zu einer Politik verleiten, die falsch ist. Das
Krankenhaus, die Orthopädie Gersthof ist dazu ein gutes Beispiel, wo das
hinführt, wenn man meint, man muss die Interessen von Primarärzten bedienen.
Und treffen Sie nicht wider besseren Wissens die
falschen Entscheidungen. Die falsche Entscheidung ist es, die Semmelweis-Klinik
in die Rudolfstiftung einzugliedern, und es gibt die falsche Entscheidung,
weiterhin 1 000 Menschen in Lainz unterzubringen.
Wenn Sie sich dranmachen, die Strukturreformen
anzugehen und umzusetzen, werden Sie die GRÜNEN an Ihrer Seite haben. Wenn Sie
weiter darauf setzen, aus Bequemlichkeit die Last auf die Patienten und auf die
sozial Schwachen abzuschieben, dann werden Sie uns als Ihre erbitterten, ja
Ihre fundamentalen Gegner haben. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit
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