Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 45
Sie tun mit diesem Finanzausgleich genau das Gegenteil, nämlich: Sie heben die Klassenschülerzahlen an!
Die Integrationsmaßnahmen für ausländische Kinder sollen
verbessert werden, Sie fordern mehr Deutschkurse im Vorschulbereich, die
Muttersprache der Eltern als zweite lebende Fremdsprache - das alles steht in
Ihrem Papier! Dort werden Sie die Hand heben, und wenn ich dasselbe fordere,
sitzen dieselben Abgeordneten hier und kommen aus dem Augendrehen und
Kopfschütteln überhaupt nicht mehr heraus.
Meine Damen und Herren! Ich möchte gerne zum
Abschluss meiner Rede einen Antrag einbringen. Ich erspare Ihnen die
Begründung, der Beschlussantrag lautet:
„Der Wiener Gemeinderat lehnt die im Finanzausgleich
2005 bis 2008 vorgesehene Beibehaltung der bestehenden Verhältniszahlen
LehrerInnen/SchülerInnen ab. Vielmehr ist der Wiener Gemeinderat daran
interessiert, dass im kommenden Finanzausgleich bei der Berechnung der
LehrerInnen-SchülerInnen-Relation wieder auf die vor dem Jahr 2000 gültigen
Verhältniszahlen Bezug genommen wird."
Da Sie Ende November ein Parteiprogramm beschließen
werden, das genau dem entspricht, was ich hier fordere, gehe ich davon aus,
dass Sie zustimmen werden. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner gelangt Herr DDr Schock zum Wort. Ich erteile es ihm.
StR DDr Eduard Schock:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Gestern vor 10°Jahren hat der Bürgermeister dieser
Stadt sein Amt angetreten, und die Wiener Sozialdemokratie feiert dieser Tage
überschwänglich das 10-jährige Amtsjubiläum. Wie immer wird bei solchen
Anlässen natürlich nur das Beste erzählt, und es wird wie immer auch
übertrieben. Man hebt gerade beim Wiener Bürgermeister auch immer seine
angeblich so große Macht hervor, seine Macht, die weit über die Grenzen dieser
Stadt hinausreicht, vor allem wenigstens innerhalb der SPÖ weit über die
Grenzen dieser Wiener SPÖ hinausreicht. Danach kann der Vorsitzende der Wiener
Sozialdemokraten Spitzenkandidaten auf Bundesebene ernennen, und er kann sie
wieder abberufen.
Ich sehe nun doch mit Erstaunen und Interesse, dass
gerade anlässlich dieses 10-jährigen Amtsjubiläums eigentlich all diese Märchen
als solche entzaubert werden. Denn der Bürgermeister dieser Stadt hat, meine
Damen und Herren, diesen Finanzausgleichspakt ausgehandelt, er hat ihn mit
seiner Unterschrift und seinem Wort auch besiegelt, aber er war nicht einmal
imstande, in seiner eigenen Partei, in der Sozialdemokratie, diesen Pakt dann
auch durchzusetzen und in die Realität umzusetzen. Es hat der Herr Gusenbauer
hier einmal einen Etappensieg erzielt, würde ich meinen.
Aber, meine Damen und Herren, wenn man diese Debatte
heute verfolgt hat, dann sieht man, dass dieser Machtkampf in der
Sozialdemokratie weitergeht. (Heiterkeit des GR Harry Kopietz.) Herr
Kollege, Herr Professor, ich meine, es ist nach dieser heutigen Debatte die
Prognose nicht schwer, dass die Tage des Herrn Gusenbauer eigentlich gezählt
sind. Ich glaube, dass ich in dieser Prognose richtig liege.
Denn wenn man sich vor Augen hält, wie heute der Herr
Vizebürgermeister hier dieses Verhandlungsergebnis gelobt hat, wie er es in
überschwänglichen Tönen, in allen Details zelebriert und vorgelesen hat, wenn
man sich vor Augen hält, wie etwa auch Herr Klubobmann Oxonitsch in seinem
Beitrag gemeint hat: „Na ja, das ist eigentlich gut, und die Belastungen sind
gar nicht so hoch!“ Und wenn man sich auf der anderen Seite vor Augen hält,
dass der Bundesvorsitzende, Herr Gusenbauer, das genaue Gegenteil davon sagt,
und wenn man sich auf der anderen Seite vor Augen hält, dass unsere StRin
Brauner, die hier ja über weite Strecken auch dieser Debatte zugehört hat,
genau zu diesem Pakt gemeint hat - zu dem Pakt, den ihre eigenen Genossen
ausverhandelt haben -, dass dieser Pakt, wörtlich, "mit
sozialdemokratischen Grundsätzen unvereinbar" ist, und wenn dann Herr
Klubobmann Oxonitsch hier herauskommt und uns Freiheitlichen eine unklare, eine
schlingernde Linie in dieser Frage vorwirft, dann meine ich, Herr Klubobmann
Oxonitsch (GR Christian Oxonitsch:
Ihr seid ja zusammen in der Regierung!): Beginnen Sie in dieser
Angelegenheit, vor Ihrer eigenen Tür zu kehren! (Beifall bei der FPÖ.)
Wir stehen heute vor der Tatsache, dass dieser Pakt
ausgehandelt worden ist und dass der Bürgermeister noch immer dazu steht, der
Finanzstadtrat und auch Herr Klubobmann Oxonitsch, dass sich aber die Kritik
von allen Seiten verstärkt, von Tag zu Tag immer stärker wird.
Meine Damen und Herren! Es haben die Freiheitlichen
in dieser Frage von Anfang an eine klare, eine völlig unverständliche (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: "Unverständliche"! - Weitere Zwischenrufe
bei der SPÖ und den GRÜNEN), eine unmissverständliche Linie gehabt.
Es haben die Freiheitlichen in dieser Frage eine unmissverständliche Linie von
Anfang an beibehalten, und der Klubobmann der Nationalratsfraktion hat erst
gestern wieder unmissverständlich diese Linie bestätigt (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Wir haben die Chaostheorie gehört!): Die Freiheitlichen
sprechen sich für eine Neuverhandlung dieses Gesundheitspaktes aus. Und, Herr
Klubobmann, wir haben dafür auch Vorschläge vorbereitet, vorgelegt und auf den
Tisch gelegt, langfristig wirksame Vorschläge, Strukturreformen.
Meine Damen und Herren! Die
Gesundheitsstrukturreform, die jetzt am Wochenende zwischen den
Finanzausgleichspartnern, zwischen dem Bund und den Ländern vereinbart worden
ist, ermöglicht ja solche strukturellen Einsparungen. Diese Gesundheitsreform -
und darauf sind wir auch besonders stolz - entspricht grundsätzlichen Ideen,
die von den Wiener Freiheitlichen bereits vor Jahren in diesem Hause
vorgeschlagen wurden. Meine Damen und Herren, wir haben vor Jahren in einem
Arbeitskreis im freiheitlichen Landtagsklub, unter Einbeziehung vieler Experten
auch anderer Parteien,
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