Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 45
die Gemeinden unter 10 000 Einwohner abfangen sollen und mit dem verbleibenden Teil die den Städten, den größeren Städten, entstehenden Verluste ausgeglichen werden sollen. Was bleibt daher letztendlich an angeblichen Mehrmitteln? - Obwohl immer wieder gesagt wurde, dass die Steuerreform Wien jährlich zwischen 150 und 200 Millionen EUR kosten würde - bei Gleichbleiben des Ertragsanteils -, bleibt Wien jährlich ein zusätzliches Plus aus diesen beiden Mitteln von ungefähr 25 Millionen EUR.
Herr StR Rieder! Das nennen Sie erfolgreich verhandeln?
- Das nenne ich angesichts des bevorstehenden Finanzbedarfs an Wiens Spitälern,
in Wiens Sozialwesen, in Schulen ein katastrophales Ergebnis, ein Ergebnis, für
das sich meines Erachtens die Wiener Sozialdemokratie nicht rühmen kann und
welches erkauft wurde mit Mehrbelastungen auf Kosten von Kranken und Schwachen,
wie es Ihr Parteivorsitzender relativ deutlich klargemacht hat.
Wie schaut es denn aus in der Spitalsfinanzierung? -
Angeblich gibt es zusätzliche Mittel. Wie hoch werden denn diese Mittel für
Wien sein? – Es sind zusätzliche Mittel in einer Größenordnung von
wahrscheinlich 30 bis 40 Millionen EUR, die durch diese
Belastungsmaßnahmen nach Wien fließen werden. In einem Punkt gebe ich StR
Rieder und Klubobmann Oxonitsch Recht: Wir stehen für ein hervorragendes
Gesundheitswesen. Aber wo ist denn die Ausgewogenheit dieser
Belastungsmaßnahmen, meine sehr geehrten Damen und Herren? Wo ist sie? - Und es
gab selbstverständlich Vorschläge der GRÜNEN, sie wurden auch erwähnt: Die
Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage. Welchen Teil der Bevölkerung würde denn
die Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage treffen? Ich sage es ganz frei heraus:
Uns würde die Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage treffen! Uns
Gutverdiener würde die Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage treffen, ja. Und
wäre es um 630 EUR, dann würde es uns im Monat 15,50 EUR kosten. - Wo
ist das? Wäre das unsozial, wenn wir 15,50 EUR pro Monat mehr in die
Krankenversicherung einzahlen müssten, sehr geehrte Damen und Herren von der ÖVP
und von der FPÖ? Wo ist diese Maßnahme? Wäre das unsozial bei der
Krankenversicherung? – Nein!
Aber noch viel mehr drängt sich die Frage auf, Herr
StR Rieder: Wenn man schon beim Finanzausgleich über alles verhandeln kann,
warum wurde nicht darüber verhandelt, dass sich angesichts der immer
ungleicheren Verteilung von Lohneinkommen und Einkommen aus Vermögen die
gesamte Beitragslast letztendlich auf die Lohneinkommen fixiert? Wo waren hier
die innovativen Ideen, die in die Richtung gehen: Überlegen wir uns, ob wir nicht
vielleicht den gesamten Krankenversicherungsbeitrag für ArbeitnehmerInnen
senken können, indem wir uns endlich überlegen, wie wir auf Einkommen aus
Vermögen eine adäquate Beitragsgrundlage zur Finanzierung des Sozialwesens
schaffen!? - Das wären sozial ausgewogene Vorschläge, die die Finanzierung der
Krankenanstalten sicherstellen, die Lohnnebenkosten senken würden und
gleichzeitig jedem einzelnen Menschen, der sich in einem Arbeitsprozess
befindet, tatsächlich noch etwas bringen würden!
Und jetzt ist die Frage: Wenn ich mich von Anfang an
auf eine Diskussion einlasse, bei der die Vorgabe lautet: Ich muss ein Ergebnis
zustande bringen!, und dann sitzt mir gegenüber ein Finanzminister Grasser,
der, wie sich mittlerweile ja herausgestellt hat - was die eigentliche
Absurdität in dieser Regierung ist, aber ich bin nicht unglücklich darüber -,
als Finanzminister ohne das Pouvoir seiner Regierungsparteien verhandelt, dann
ist das ja wirklich faszinierend! Da ist ja die Frage, wie der Herr
Finanzstadtrat für Wien verhandelt, und die Tatsache, dass der große
sozialdemokratische Vorsitzende etwas anderes sagt, lächerlich dagegen, weil ja
die SPÖ den Finanzausgleich im Parlament nicht bestimmen muss! Nein: Der
Finanzminister verhandelt ohne Pouvoir der Bundesregierung! Das ist ja
eigentlich ein Skandal. Oder hat er das Pouvoir gehabt, Kollege Pfeiffer? Hat
Finanzminister Grasser das Pouvoir von Kanzler Schüssel und Vizekanzler Gorbach
gehabt, genau auf Basis dessen abzuschließen? (GR Gerhard Pfeiffer: Ich sage
es gleich: Ich war nicht dabei!) Das ist ja peinlich, dass das sozusagen
passiert! - Und dann pudeln sich die Freiheitlichen auf und stellen sich her
als diejenigen, die in Wirklichkeit die Menschen in Österreich schützen wollen!
Eines muss man sagen: Was das betrifft, ist die ÖVP
geradlinig - geradlinig belastend auf Kosten der Bevölkerung. Da fährt die
Eisenbahn drüber: Es ist ihnen wurscht! Die Rechnung zahlen die Armen und der
Mittelstand, die Reichen sollen profitieren. Mit diesen Mitteln - und
möglicherweise ist es tatsächlich ein adäquater Weg, Wahlen zu gewinnen, so wie
in den USA; ich hoffe, nicht in Österreich! -, mit Moralismus und Politik für
die Reichen, und Medien, die diese Politik unterstützen, kann man Mehrheiten
schaffen, selbst in den USA! Und Sie verfolgen diese Politik mit einer
hervorragenden, sage ich einmal, Performance, die einfach klarstellt: Es muss
Menschen geben, die arm sind, damit wenige reich sein können! - Und das
verfolgen Sie in Ihrer Politik, und das lehnen wir zutiefst ab. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Abschließend noch ein Punkt zu
Oberösterreich, weil es ja recht spannend ist, dass das ein paar Mal
angesprochen worden ist. Ganz abgesehen davon, dass es ein Unterschied ist, ob
man (StR Johannes Hahn: In der Regierung ist oder nicht!) als kleine
Koalitionspartei in einem Bundesland in einer Regierung sitzt oder aber in der
Bundesregierung sitzt oder eine Alleinregierung bildet, und ganz abgesehen
davon, dass es in Wirklichkeit sehr wohl Diskussionen zwischen Pühringer und
Anschober gegeben hat, muss man schon einen Punkt festhalten (GR Christian
Oxonitsch: Interessant!): Der Punkt, der festzuhalten ist - und StR Rieder
hat es in ganz spannender Weise gesagt, und es gibt in den einzelnen Landtagen
diesbezüglich nur einen Punkt zu bestätigen -, ist der innerösterreichische
Stabilitätspakt. Und StR Rieder hat es gesagt: Die Oberösterreicher ... (VBgm
Dr Sepp Rieder: Das ist ja ins Budget eingeflossen in Oberösterreich!) Herr
StR Rieder! (VBgm Dr Sepp Rieder: Die haben das schon im Budget drinnen!)
Ich
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