Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 45
Konzepte und Reformvorschläge ... (GR Heinz
Hufnagl: Aber das haben Sie mitratifiziert!) Ja, da ist zum Beispiel die Patientenentschädigung,
die stattgefunden hat, dafür danke ich heute noch dem Sepp Rieder. Ich denke,
es war mein Vorschlag, aber er hat das aufgegriffen und wir haben das schnell,
schmerzlos und sehr präzise umgesetzt in einer Art und Weise, dass die anderen
Bundesländer das dann nachgemacht haben. Es hat die eine oder andere nicht an
Schmerzen freie Zusammenlegung stattgefunden. (GR Heinz Hufnagl: So wenig
war es doch wieder nicht, was Ihr zusammengebracht habt!) Nun ja, auf die
wesentlichen strukturellen Dinge, auf die warten wir bis heute. Und wenn ich
mir die Protokolle und Reformvorschläge im Gefolge von Lainz 1989
durchlese, dann brauche ich eigentlich nur das Datum auswechseln. Sie sind
leider Gottes aktuell bis heute und es ist wenig passiert. (Beifall bei der
ÖVP.)
Wobei ich, Frau Vassilakou, viele Ihrer Vorschläge,
die Sie jetzt im Zusammenhang mit der Spitalsfinanzierung bringen, teile, zum
Beispiel die Frage der Prävention. Natürlich ist 1 EUR in die Prävention
gesteckt, wesentlich mehr wert und erspart 7 EUR an nachfolgenden
Reparaturkosten.
Wir haben ja selbst viele dieser Vorschläge immer
wieder gemacht, aber Sie wissen genau so wie ich, oder es sollte Ihnen
zumindest aufgefallen sein, dass die SPÖ aus verschiedenen, vielfach auch uns
bekannten Gründen nichts tut oder nichts getan hat. Also, selbst wenn man viele
Ihrer Vorschläge aufgreift - und wie gesagt, manche von ihnen goutiere ich, ich
unterstütze sie -, die Wirksamkeit tritt nicht jetzt ein, sondern die tritt
mittelfristig und manches von dem erst sehr langfristig ein.
Aber das Wiener Gesundheitswesen braucht jetzt und
heute das Geld und nicht in drei, vier oder fünf Jahren. Der KAV ist
praktisch jetzt pleite, das Gesundheits- und Sozialbudget kracht wie eine
ofenfrische Kaisersemmel. (Heiterkeit bei
der SPÖ.)
Ich habe vor ziemlich genau
zwei Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass wir im AKH personelle Probleme
bei der Akutherzchirurgie haben. Die damalige Gesundheitsstadträtin hat dann
nach mehrmaligen Urgenzen auch entsprechende Weisungen gegeben und wie ich
leider feststellen musste, wurden diese Weisungen nicht befolgt. Die Konsequenz
ist, dass bis heute im Schnitt alle 14 Tage ein Mensch stirbt, weil es
nicht gelingt, diese Akutherzoperationen durchzuführen. Das sind die Probleme,
mit denen wir konfrontiert sind, meine Damen und Herren, und da kann man nicht
auf irgendwelche Effekte in einigen Jahren warten.
Also, das Verhalten von FPÖ und GRÜNEN in der Frage
hier und heute erinnert mich ein bisserl an die Situation, dass ein Fußgänger
absichtlich bei Rot über die Kreuzung geht, von einem Auto angefahren wird,
schwer verletzt ist und ich versage ihm die Erste-Hilfe-Leistung, weil ich
sage, du bist selber schuld, weil du bei Rot über die Kreuzung gegangen bist.
Das ist die Situation, die ich bei Ihnen feststelle. (StR David Ellensohn:
Das macht aber die ÖVP! – GR Mag Christoph Chorherr: Die ÖVP sitzt im Auto und
scheibt selber die zehn zusammen!) Die ÖVP ist stehen geblieben und hilft,
das ist der springende Punkt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich sage Ihnen, mit Ihrem Verhalten, Ihrem
obstruktiven Verhalten, gefährden Sie, wie auch Teile der SPÖ, die
Gesundheitsversorgung nicht nur in Wien, sondern in Österreich, und zwar die
Erhaltung des hervorragenden Niveaus. Das gefährden Sie ernsthaft und
nachhaltig. (Beifall bei der ÖVP.)
Manchmal habe ich das Gefühl, dass Sie aus
parteipolitischen Gründen das Ding absichtlich an die Wand fahren wollen, aber
hier geht es um Menschen und zwar um Menschen in einer besonders schwierigen
Situation, um Menschen, die krank sind, die pflegebedürftig sind, und da kann
man nicht um parteipolitisches Kleingeld ringen.
Ich habe immer wieder, und auch viele meiner
KollegInnen, das Nichtagieren der SPÖ, oder das zu langsame Agieren der SPÖ
gerade im Gesundheits- und Pflegebereich kritisiert. Ehrlich gesagt, diese
Kritik gilt auch in einem bestimmten Umfang für andere Bundesländer, wobei ich
allerdings überzeugt bin, dass Wien hier die absolute Spitze darstellt.
Aber, meine Damen und Herren, es gilt, die Gunst der
Stunde jetzt und hier zu nutzen, nämlich die Gunst der Stunde, dass wir eine
Finanzierungsvereinbarung brauchen, die ein gegenseitiges Geben und Nehmen
darstellt. Eine Vereinbarung, die einschließt, dass es Reformen, strukturelle
Veränderungen gibt und die an diese Veränderungen geknüpft sind. Wir werden
dann auch sehen, ob sie entsprechend umgesetzt werden und ich vermute, dass
einige der Wiener SPÖ-Granden gar nicht so sehr ungehalten sind über dieses
Junktim, dass man jetzt im Gegenzug für bestimmte Finanzierungsleistungen,
Finanzierungszusagen auch entsprechende Reformen umsetzen muss. Da gibt es den
praktischen Druck von außen, auf den man sich dann berufen kann.
Geht in Ordnung, und ich kündige Ihnen heute schon,
an die Adresse der Wiener SPÖ, an, die Wiener ÖVP wird sich an Ihrer Seite
finden, wenn Sie im Geiste der zu treffenden Vereinbarungen Beschlüsse für Wien
fassen müssen, auch Beschlüsse, die vielleicht dann da und dort nicht populär
sind. Aber, wenn wir das Gesundheitswesen nachhaltig reformieren müssen, dann
müssen wir auch die eine oder andere Maßnahme setzen, die vielleicht auf den
ersten Blick nicht die Zustimmung aller finden wird.
Umgekehrt ergeht aber auch eine
Aufforderung an die Wiener SPÖ, an dich, Herr Bürgermeister, das deine
dazu beizutragen, dass das Haus, dass die SPÖ insgesamt, sich der vor
14 Tagen getroffenen Vereinbarung anschließt. Dazu vielleicht einige
Hinweise, die du wahrscheinlich nicht brauchst, aber ich sage es trotzdem für
das Haus hier: Es besteht ja die Möglichkeit, und es hat schon andere mächtige
Landeskaiser gegeben, die ihre Nationalräte im Parlament aufgefordert haben,
auch gegen die eigene Parteilinie, aber im Interesse des Bundeslandes zu
stimmen, das hat auch stattgefunden. (Bgm Dr Michael Häupl: Der Erfolg war
enden wollend!) Man kann es ja einmal positiv machen. Ich würde mich
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