Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 82
Plandokument ablehnen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR
Prochaska hat sich zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Johannes Prochaska (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Es wurde uns mit diesem Aktenstück ein Geheimrezept
vorgelegt. Wir haben ein Geheimrezept bekommen, wie ein bisher noch begrüntes
Wohnviertel am Rande von dichtest verbautem Gebiet in Hernals durch - ich
zitiere die Bezirksvorsteherin - "Maßnahmen im Sinne von Lebensqualität"
aufgewertet werden soll. Es handelt sich bei diesem Rezept um ein Elixier
besonderer Mischung, made in Hernals bei Dr Ilse Pfeffer, ihres Zeichens
Bezirksvorsteherin ebendort. Sie glaubt nämlich seltsamerweise daran, mehr
Lebensqualität zu erzeugen, wenn man an Stelle einer beachtlichen Grünfläche
mitten im schönen alten Baumbestand zwischen eine schon vorhandene Randbebauung
noch ein 72 Meter langes, bis zu 32 Meter breites und maximal
19 Meter hohes Gebäude hineinklotzen kann. Ich kann Ihnen das auch zeigen.
(Der Redner zeigt einen Plan her.) So
hübsch wird das Ganze ausschauen. Das Rote ist das Geplante, das Orangene ist
das Vorhandene. Sie hat damit im Bezirk schon gehörig Schiffbruch erlitten und
nun hofft Sie, dass sie die im Rathaus absolut regierende und herrschende
Genossenschaft in aller Demut vor Bezirksmehrheiten, versteht sich sowieso -
Kollege Kenesei, das haben Sie sehr gut dargelegt -, schon herausmanövrieren
wird.
Schuldig dabei bleibt man uns aber allemal noch die
Erklärung, wieso durch Vernichtung von allseits angenommenen Grünflächen ein
Viertel aufgewertet werden kann und wieso die Bewohner der umliegenden Häuser,
wie sie eifrig behauptet, von der ermöglichten Verdichtung profitieren könnten.
- Aussendung der Frau Dr Pfeffer vom 15.10. Gut, die Antwort bleibt man uns
schuldig. Ich nehme an, auch der Kollege Schieder, der die Ehre hat, diesen
Bezirk zu vertreten, weil sich offensichtlich der Herr Kollege Stürzenbecher
bei der Gusenbauer'schen Begleitung durch die Schule im 17. Bezirk verausgabt
hat, wird uns das schuldig bleiben müssen, denn es ist zugegebenermaßen nicht
wirklich leicht, wo doch allerorts die gegenteiligen Maßnahmen, etwa
Entkernung, Baumpflanzungen, freie Sicht, Licht, Luft und Sonne zur
Attraktivierung eines Wohngebiets beitragen. Da drängen sich schon Fragen auf,
was wohl hinter einer solchen politischen Geisterfahrt der Hernalser Genossen
stecken mag, meine Damen und Herren!
Auch wenn Sie es nicht glauben wollen, ich bin kein
wirklicher Freund bösartiger politischer Spekulationen, aber der Begriff
"Spekulation" im Zusammenhang mit dem gesamten Postarealgebiet könnte
sich hier schon aufdrängen, überhaupt angesichts der diversen Zwischenstopps
bei dieser Geisterfahrt der Frau Bezirksvorsteherin. Das beginnt mit dem strikten
Ableugnen jedweder Bebauungsvorhaben am 27.9. in einer Aussendung, wo sie unter
dem Titel "Panikmache der Opposition" wörtlich meint: „Es gibt sicher
keine vorhandenen Bebauungspläne, da am unteren Ende ohnehin bereits Wohnbauten
bestünden." Allerdings ist seit der Bauausschusssitzung vom 7. Juli
bereits bekannt, dass zumindest ein Vorgespräch zwischen einem Bauträger und
der Bezirksvorsteherin stattgefunden hat.
Aber es kommt noch dicker. Bloß drei Wochen nach
diesem entschiedenen Dementi der Frau Dr Pfeffer bezüglich Bebauungsplänen
erklärt dieselbe Bezirksvorsteherin, dass es stadtplanerisch vernünftig wäre,
die Errichtung von Wohnungen dort zu ermöglichen und zeiht Andersdenkende der
stadtplanerischen Blindheit. Da drängt sich geradezu das vor Zynismus triefende
Zitat eines deutschen Politikers auf, der meinte: „Was kümmert mich mein
Geschwätz von gestern." (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Adenauer!) Aber
da gibt es wirklich keinen Vergleich zwischen der Frau Dr Pfeffer und dem
Konrad Adenauer. Ums Gestern scheint sich die Hernalser SPÖ auf ihren
verschlungenen Wegen ohnehin nicht zu kümmern, da dieses ominöse Gestern ja
einen ganz anders orientierten Bezirksentwicklungsplan kennt, wie auch einen
Allparteienantrag vom 24.3. dieses Jahres, der die Erhaltung des gesamten
Grüngebiets auf dem Areal der Postsportgründe zum Inhalt hat.
Doch die nächste Kehrtwendung folgt ohnehin auf dem
Fuß. Unter dem Eindruck der massiven Ablehnung in der Bezirksvertretung
beschwichtigt die Bezirksvorsteherin in der letzten Ausgabe der Bezirkszeitung,
indem sie ihre Wunschbauten beschönigend bloß wieder
"Vorsorgeflächen" nennt und sie in solche zurückverwandelt.
Ich frage Sie erneut: Was kann es wohl sein, dass
eine Partei einen derartigen Schleiertanz aufführen lässt? Vielleicht etwa doch
der Verdacht, dass es sich mit dem Anknabbern der Grünflächen um einen
Versuchsballon, ein Pilotprojekt für die Vermarktung des gesamten Postareals
dort handelt?
Was die so genannten "Vorsorgeflächen"
betrifft, meine Damen und Herren, sind die solcherart von der SPÖ Bevorsorgten
zu Recht eher Besorgte, was nämlich der enorme Erfolg der Unterschriftenaktion
der ÖVP im Bezirk beweist. Mehr als tausend Unterschriften. Damit Sie mich
nicht der Propaganda zeihen, habe ich sie mit. Mehr als tausend Unterschriften,
bisher direkt geleistet, innerhalb weniger Tage und Hunderte weitere per EDV
und SMS beweisen, dass kein Bedarf am Pfeffer'schen Geheimrezept der
Attraktivierung durch Bebauung besteht. Auch das blitzartige Entfernen der
VP-Plakate in der Hernalser Hauptstraße durch die MA 48, bei gleichzeitigem
Liegenlassen von Unrat, hat sich für die SPÖ eher kontraproduktiv ausgewirkt.
Die Protestanrufe haben sich gehäuft und neue Unterschriftenlisten wurden
aufgefordert.
Aber ich verstehe schon die Befürchtungen der
Bevölkerung. Weil was die Hernalser SPÖ unter Attraktivierung versteht, kann
man sich auf dem wunderhübschen Dornerplatz anschauen. Dieser braucht jetzt
eine nachgeschossene Behübschung, ich sage, es ist überhaupt eine
Betretungsmöglichkeit, um weitere 700 000 EUR. Das lässt wohl die
Abwehrhaltung der Bürgerinnen und Bürger in Hernals voll verstehen.
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