Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 82
ausgeschrieben? Warum ist das freihändig vom Finanzressort vergeben worden? Bitte klären Sie uns darüber auf!
Solange Sie darauf keine ausführliche und vernünftige
Antwort geben, müssen Sie mit dem Vorwurf leben, dass andere Motivationen
dahinter gesteckt sind. Deshalb werden wir diesem Geschäftsstück auf keinen
Fall zustimmen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr Dr Madejski
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Ich habe, wie der Kollege Kenesei und andere in
diesem Hause, auch die Ehre gehabt, damals bei diesem
Flächenwidmungsuntersuchungsausschuss anwesend zu sein und wir haben dort auch
sehr viel erlebt. Mich erinnert die Vorgangsweise bei diesen, aber auch bei
vielen anderen Aktenstücken danach immer wieder an die damals von der
Opposition durchaus festgestellte Vorgangsweisen bei Flächenwidmungen:
"Sie wünschen, wir widmen".
Mich erinnert das insbesondere ein bisschen, obwohl
man es nicht ganz vergleichen kann, an das Riesenprojekt "Atzgersdorfer
Friedhof". Dort war das Gleiche. Dort hat man jemandem ein Grundstück
verkauft, da war überhaupt noch keine Widmung, Grünland, Friedhof und so
weiter. Natürlich hat der schon einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben
gehabt. Der hat schon gewusst, wie viele Leute dort wohnen und so weiter. Das
Gleiche erinnert mich hier. Hier gibt es ebenfalls betreffend Einkaufszentrum,
wir haben ja heute das zweigeschoßige Parkhaus, angeblich von der
Mehrheitsfraktion noch überhaupt keine Richtlinien, aber es gibt natürlich
schon einen Investor, es gibt schon Architektenwettbewerbe und so weiter.
Im Übrigen ist ganz interessant, vielleicht sehe ich
das nicht, weil ich die Brille nicht aufhabe, dass der zuständige Herr StR
Schicker bei dieser Debatte gar nicht anwesend ist. Ich nehme an, dieser Akt
wird ihm sehr peinlich sein und er wird dann nur schauen, wie die Abstimmung
ausgeht. (GR Mag Andreas Schieder:
Achtung!) Wo ist er? (Amtsf StR
Dipl Ing Rudolf Schicker, hinter den Sitzreihen stehend: Da!) Oh, dahinten!
Na gut! Aber du hast dich versteckt und du hast Recht, dass du dich bei dem Akt
versteckst!
Gehen wir zum Leitbild und
zur Genesis: Es ist heute schon ein paar Mal gesagt worden, trotzdem noch
einmal. Beim Leitbild Wehlistraße, dem wir selbstverständlich damals zugestimmt
haben, waren ursprünglich 10 000 Quadratmeter Geschäft und
10 000 Quadratmeter Büro, sprich netto 8 000 und 8 000. Mit
dem hätte man sich unter Umständen anfreunden können, was wir auch getan haben.
Es ist uns, ich glaube, es war im letzten Ausschuss, gesagt worden, wir sollen
das alle nicht so eng sehen, Planung ist ein dynamischer Effekt. Meine Damen
und Herren, dynamisch ist da überhaupt niemand, vor allem die Stadtplanung
nicht. Dynamisch ist der Investor, dynamisch sind jene Leute, die dort ihre
Geschäfte machen werden und die um billigstes Geld dieses sicherlich wertvolle
Grundstück gekauft haben, aber erst wesentlich später zahlen werden.
Es tritt die Firma IG Realitätenverwertung der
Nationalbank auf, die in den Medien und in diesem Hause schon einmal sehr
unangenehm aufgefallen ist. Sie erinnern sich an das Projekt "Hohe
Warte". Da war der gleiche Betreiber dabei. Wir haben nichts daraus
gelernt, er tritt wieder auf. Beim Projekt "Hohe Warte" hat der
Rechnungshof, wenn Sie sich erinnern, festgestellt, dass der Kaufpreis um
mindestens das Fünffache zu niedrig war und der Stadt Wien ein Schaden von
damals zirka 55 Millionen ATS entstanden ist. Der Rechnungshof hat
der Stadt Wien empfohlen, das Grundstück rückzuwidmen. Das habe ich überhaupt
noch nie gelesen. Also dort muss wirklich etwas krachen, wenn der Rechnungshof
- das können Sie nachlesen - der Stadt Wien empfiehlt, das Grundstück wieder in
den ursprünglichen Zustand umzuwidmen.
Die gleiche Firma tritt jetzt wieder auf, das gleiche
Unternehmen. Wenn ich das hochrechne, da haben Sie sich schon einmal um das
Fünffache geirrt oder hat die Stadt viel zu günstig hergegeben - ich gebe zu,
dass ich immer ganz gern hochrechne, damit man einen ungefähren Eindruck des
Schadens hat, den die Stadt Wien erleiden wird -, dann sind das
160 Millionen EUR, sprich 2,2 Milliarden ATS. Das klingt
wahnsinnig viel. Der Herr Hora wird mir gleich erklären, dass das alles ein
Blödsinn ist, aber ich sage Ihnen, der tatsächliche Schaden wird in dieser
Dimension liegen.
Was Sie sich gewünscht haben, habe ich sogar noch
vorgestern in der Zeitung, in der "Presse" oder im “Kurier“, gelesen.
Ich habe mich gewundert, dass das noch darin steht, weil die Sozialdemokraten
jetzt schon davon ausgehen, dass das nicht haltbar sein wird, dass nur 75 bis
80 Prozent im Sportsektor sein werden. Es wird ja schon überall
kolportiert. Daher kratzt man jetzt die Kurve und sagt, es wird Nahversorgung
sein, von der Trafik über die Apotheke, Fleischhauer, Installateur oder
Sonstiges. Ich lasse mich hineinstechen, dass es dort einen Installateur oder
einen Fleischer geben wird. Nur, meine Damen und Herren, dann zu sagen, das
muss so sein, weil es im Vertrag steht, ist ein Wunsch. Wir können das
rechtlich nicht durchsetzen. Ich sage Ihnen, es wird ein Einkaufszentrum und
die Investoren werden sich aussuchen, was dort hineinkommt, wann es hineinkommt
und wer hineinkommt. Das einzige, was wir machen können, ist, zu billig zu
verkaufen.
Meine Damen und Herren, das
Argument der U-Bahn höre ich immer wieder. Man hört immer, die U-Bahn kommt
dort hin und das ist gut, weil dann kommen sehr viele Konsumenten. Das
schlagende Negativbeispiel ist der Gasometer, so Leid es mir für alle tut, weil
er architektonisch wunderschön gelungen ist, nur die Geschäftswelt lebt dort
leider nicht. Dort ist bereits die dritte Besatzung. Wenn Sie dort heute
spazieren gehen, verirren Sie sich am Abend, weil Sie nicht wissen, wo der Ein-
und der Ausgang ist, da kein Mensch mehr dort herumgeht. Die U-Bahn allein ist
kein Garant für ein
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