Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 82
22. November 2004 seine Funktion als Schriftführer zurück. Der Grüne Klub im Rathaus schlägt für diese Funktion Herrn GR Mag Christoph Chorherr vor.
Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag
ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. – Danke. Das ist
einstimmig angenommen.
Es gelangt nunmehr Postnummer 9 der Tagesordnung
zur Verhandlung. Sie betrifft eine sachliche Genehmigung bezüglich der
Neueinführung von zusätzlichen Kostenersätzen für Leistungen des Referates
Tuberkulosebekämpfung der Magistratsabteilung 15 an das Bundesministerium
für Inneres.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Deutsch, die
Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Christian Deutsch:
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Ich
eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Kommen Wahlen, kommt auch der Heizkostenzuschuss. Das
sind offensichtlich Geschwister. Das Traurige an der Sache ist, dass der
Heizkostenzuschuss in den Jahren, in denen nicht gewählt wird, auch wieder in
der Versenkung verschwindet. Wir sind allerdings diesmal mit einer ganz
besonderen Situation konfrontiert, weil es ja tatsächlich so ist, dass eine
Teuerung eingetreten ist, das heißt, dass gerade für Menschen, die
einkommensschwach sind, Mehrkosten entstanden sind oder in der Zukunft
entstehen, die diese sicher nicht aus der eigenen Tasche bezahlen werden
können.
Ich glaube, da wir nachher ja auch darüber reden
werden, wie hoch dieser Heizkostenzuschuss sein soll, um diese Teuerung
abzufangen, ist es wichtig, sich zuerst einmal die Frage zu stellen: Um wie
viel teurer werden denn die Heizkosten, und wie hoch werden denn die Mehrkosten
sein?
Wir hatten bei Heizöl im September 2003 einen
Preis in der Höhe von 0,383 EUR je Liter, im September 2004 waren
dies 0,512 EUR je Liter. Man kann daher sehr genau berechnen, dass bei
einem Verbrauch von 2 000 Liter Heizöl – das ist, wenn ich es richtig
einschätze, ein kleines Einfamilienhaus – Mehrkosten von 258 EUR entstehen
werden. Also in dieser Preisklasse sind die höchsten Mehrkosten, die Menschen
zu leisten haben werden. Und wenn wir uns die Preisentwicklung bei Koks zum
Beispiel anschauen, dann sind die höchsten Mehrkosten in etwa bei 165 EUR.
Das muss man wissen, um beurteilen zu können, ob
50 EUR, um die es jetzt geht – andere haben 70 EUR gefordert –, viel
sind oder wenig, ob das die Mehrkosten abdeckt, ja oder nein.
Ich möchte gleich sagen, es deckt die Mehrkosten
natürlich nicht zur Gänze ab, leider nicht ab, und darunter werden in erster
Linie jene leiden, die über größere Wohnungen verfügen, werden jene leiden, die
Kinder haben. Gerade das sind aber jene Menschen, denen wir helfen wollen.
Ich möchte noch einmal mit dem Anfang irgendwie
beginnen, nämlich dort, wo diese Forderung erstmals aufgetreten ist,
aufgetaucht ist, auch in den Medien aufgetaucht ist. Das war eine Forderung von
Seiten des Präsidenten der Caritas, Küberl, der einen Heizkostenzuschuss für
alle Österreicherinnen und Österreicher gefordert hat, die unter einer
bestimmten Einkommensgrenze liegen, und das sollte bundesweit einheitlich
ausgezahlt werden.
Also stellt sich natürlich die Frage: Wer soll das
bezahlen? Und das ist meiner Meinung nach eine Kernfrage in dieser ganzen
Angelegenheit, die man dann gut beantworten kann, wenn man sich auch die Frage
stellt: Wer profitiert denn von diesen höheren Kosten bei Öl und anderen
Heizmitteln?
Und wenn man sich das ein bisschen genauer anschaut –
und deswegen habe ich, muss ich ehrlich sagen, die ÖVP und die Freiheitlichen
in ihrer Argumentation so wenig verstanden –, dann sieht man nämlich, dass über
den Bereich der Mineralölsteuer Mehreinnahmen von rund
270 Millionen EUR beim Finanzminister hereinkommen – nicht bei der
Stadt, sondern beim Finanzminister – und dass die weiteren Energieabgaben noch
einmal 135 Millionen EUR Mehreinnahmen ausmachen und wiederum beim
Bund und zum größten Teil auch dem Bund zugute kommend angesiedelt sind.
Jetzt
frage ich Sie, meine Damen und Herren von der ÖVP und von der FPÖ: Wie lautet
denn nun Ihre Argumentation, dass nicht ein Teil dieser Mehreinnahmen auch
wieder zurückfließen soll an die Einkommensschwachen und an die Armen?
Vielleicht haben Sie es schon einmal wo erklärt, ich habe es jedenfalls nicht
gehört, und ich denke mir, das muss man dazusagen. Denn, natürlich, es stimmt
schon, die Stadt Wien ist für die Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger
zuständig, nur, da kann man der Stadt Wien nicht den Vorwurf machen, sich über
das hinwegzusetzen, denn eine Heizbeihilfe, die sechsmal im Jahr
beziehungsweise auch übers Jahr verteilt bei den FernwärmekonsumentInnen
ausgezahlt wird, die gibt es ja.
Der
Vorwurf an dieser Stelle kann ja nur lauten: Die Sozialhilfe ist zu niedrig und
auch die Heizbeihilfe ist zu niedrig. Da kann man darüber reden, dass das
angehoben werden muss, und die SPÖ leidet darunter – ich weiß es, ich sage es
aber trotzdem immer –, dass ja eben auch der eigene Volksanwalt, Kostelka, es
nie unerwähnt lässt, dass diese Sozialhilfe nicht mehr existenzsichernd ist und
angehoben werden muss, und auch der Herr Bürgermeister hat ja heute gesagt, es
hängt ein bisschen auch vom Finanzausgleich ab, aber man muss darüber
nachdenken.
Das heißt, ich kann heute
eigentlich meine Kritik nicht so sehr an die SPÖ richten und auch die
Forderungen nicht so sehr in diese Richtung richten, sondern in die Richtung
der Bundesregierung und in die Richtung von ÖVP und FPÖ auch in diesem Haus.
Erklären Sie uns, warum die Mehreinnahmen in der Höhe von rund
400 Millionen EUR ... (GR Günther Barnet: Wie kommen Sie auf
400 Millionen?) Ich
kann es Ihnen noch einmal
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