Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 82
Mieter großteils zufrieden sind. Könnten Sie sich vorstellen, dass über diese Hausbetreuungs GmbH oder eine neu zu gründende Tochter von Wiener Wohnen eine Schneeräumungs und Gehsteigereinigungs GmbH entstehen könnte, um so den Unmut der Mieter im Winter zu besänftigen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Werner Faymann: Herr Kollege!
So wie Sie es sagen, bereiten wir es vor. Die konkrete Frage, auf den letzten
Winter angesprochen: Tatsächlich ist es so, dass dann, wenn es schneit und wenn
verschiedene Fremdfirmen in der Früh überall zugleich sein sollen, in der Regel
der Verkehr das Hindernis ist, überall gleichzeitig sein zu können. Da könnte
ich Ihnen auch lange Geschichten erzählen, wo erboste Mieter dann diese Firmen
anrufen und nur zu einem Tonband kommen: "Wir sind für Sie
unterwegs". Da haben viele den Eindruck gehabt, das war lange, wo man da
unterwegs war für sie.
Daher hat die Hausbetreuungs GmbH – wie Sie das auch
angeführt haben – einen Plan entwickelt, den sie als Pilotprojekt in diesem
Winter aufzubauen beginnt und bis zum nächsten Winter flächendeckend
durchzuführen versucht. Sie hat das aus sich heraus selbst vorbereitet. Die
Gesellschaftsform wird, wie Sie gesagt haben, möglicherweise über eine Tochter
dieser Hausbetreuungs GmbH organisiert. Das wird bereits diesen Winter
pilotprojektartig und nächsten Winter, wie wir hoffen, flächendeckend
eingesetzt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. – Somit ist die Fragestunde abgeschlossen.
Wir kommen zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der sozialdemokratischen Fraktion hat eine
Aktuelle Stunde mit dem Thema "Einsparungen des Bundes gefährden
effektiven Schutz der Frauen vor Gewalt" verlangt. Das Verlangen ist ordnungsgemäß
beantragt worden.
Ich ersuche nun die Erstrednerin, Frau GRin Martina
LUDWIG, die Aktuelle Stunde zu eröffnen. Ich darf bemerken, dass die Redezeit
mit 10 Minuten begrenzt ist. – Bitte.
GRin Martina LUDWIG: Sehr geehrte Damen
und Herren der ÖVP!
Sie
befinden sich im Wiener Rathaus. Hier wird keine Politik der sozialen Kälte
gemacht, und ich denke, Sie können Ihre Schals abnehmen. Eine Politik der
sozialen Kälte wird leider woanders gemacht. Das war auch der Grund, warum wir
für die heutige Aktuelle Stunde dieses Thema gewählt haben, denn wir machen uns
große Sorgen; große Sorgen um die Situation von vielen von Gewalt betroffenen
Frauen in dieser Stadt. In den letzten Jahren hat der Bund, die Bundesregierung
bei Gewaltschutzeinrichtungen und NGOs, die sich mit Prävention beschäftigen,
starke Kürzungen vorgenommen.
Das hat so
weit geführt – deshalb auch die dramatische Situation derzeit in Wien –, dass
seit 1. Juni dieses Jahres Hunderte Frauen – es sind konkret rund tausend
Frauen in Wien davon betroffen –, die sich in einer akuten Krise befinden,
derzeit keine entsprechenden Hilfsangebote oder Unterstützungen bekommen. Was
heißt das konkret? Im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes – Sie können sich
erinnern, ich glaube, es war im Jahr 1997; wir waren alle gemeinsam sehr,
sehr stolz darauf, dass Österreich hier auch eine Vorreiterin war im Rahmen der
Gewaltschutzarbeit; mittlerweile gibt es viele, die unser Gesetz nachgemacht
haben, um nur ein Beispiel zu nennen, Deutschland –, aber, wie gesagt, im
Rahmen des Gewaltschutzgesetzes wurden auch die so genannten
Interventionsstellen eingeführt. Diese Interventionsstellen waren ein ganz,
ganz maßgeblicher Anteil im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes. Doch diese
Interventionsstellen können mittlerweile seit 1. Juni dieses Jahres in
insgesamt sieben Wiener Bezirken ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen. Es sind
ganz konkret die Bezirke 16, 17, 18, 19, 21, 22 und 23. Rund tausend Frauen
sind betroffen.
Warum
können sie das nicht? Weil nämlich das Innenministerium im Laufe des Jahres
plötzlich eine 5-prozentige Streichung für die Interventionsstellen
durchgeführt hat für ganz Österreich, auch für Wien. Aber für Wien ist es
besonders dramatisch, denn in Wien werden 40 Prozent aller
Betretungsverbote durch die Polizei ausgesprochen. Das ist ja einerseits sehr
erfreulich. Die Polizei hat hier wirklich sehr, sehr gut gelernt, mit dem
Instrumentarium des Gewaltschutzgesetzes umzugehen. Tendenz steigend. Das
heißt, immer öfter kommt es vor, dass die Polizei tatsächlich vor Ort ein
Betretungsverbot, meist für den Mann, ausspricht.
Das heißt,
da die Zahlen so hinaufgehen, wäre es eigentlich notwendig, dass die
Interventionsstellen ausgebaut werden. Sie konnten auch im letzten Jahr schon
sehr schwer ihrer Aufgabe nachkommen, aber was macht der Innenminister? Er
macht das Gegenteil und streicht.
Was heißt
das jetzt ganz konkret für die Praxis? Vielleicht wissen das nicht alle hier in
dem Saal, wie gearbeitet wird. Tatsache ist, wenn es zu einer Tat kommt, die
Polizei gerufen wird, die Polizei vor Ort feststellt, hier gibt es tatsächlich
Gefahr für die Frau, für die Kinder – es sind meistens die Männer, die Gewalt
ausüben –, dann hat die Polizei die Möglichkeit, ein Betretungsverbot
auszusprechen. Das tut sie in Wien auch sehr oft und informiert sofort, nachdem
sie das getan hat, die Interventionsstellen, weil es nämlich, was man sich ja
vorstellen kann, für eine Frau und für die Kinder nicht sehr angenehm ist, in
einer derartigen Situation dann ganz allein auf sich gestellt zu sein. Es gibt
hier tatsächlich Unsicherheit, und zwar nicht nur in den Köpfen, sondern eine
reale Unsicherheit, wenn man nicht weiß, wie der Gewalttäter weiter vorgeht.
Hier kommen die Interventionsstellen zum Zug, die sich dann gemeinsam mit der
Polizei sozusagen koordinieren, wobei die Interventionsstellen vor allem die
Frauen unterstützen, auch zu deren Schutz.
Ich möchte ganz kurz nur einen
Brief zitieren, den eben leider die Interventionsstellen im ersten Halbjahr
dieses Jahres an die Abteilungskommandanten und Abteilungskommandos der
Sicherheitswache der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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