Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 82
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf Sie recht herzlich begrüßen und darf die
47. Sitzung des Gemeinderats für eröffnet erklären.
Ich darf bekannt geben, dass entschuldigt sind: Frau
GRin Reinberger - wenn ich richtig informiert bin, wünsche ich ihr gute
Besserung - und Frau GRin Trammer - auch ihr wünsche ich einen guten
Kuraufenthalt, wenn meine Informationen stimmen.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 04728-2004/0003 - KFP/GM) wurde von Herrn GR Heinz-Christian Strache an den
Herrn Bürgermeister gerichtet: Welches
städtische Konzept liegt dem Umstand zugrunde, dass die Stadt Wien Leistungen
im Sozialbereich kürzt, gleichzeitig Gebühren und Abgaben erhöht, wie zuletzt
mit der Anhebung des Gas- und Strompreises kurz vor diesem Winter, und dennoch
keinen Heizkostenzuschuss an alle Bedürftigen dieser Stadt ausbezahlt?
Ich ersuche um Beantwortung.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Ich werde den vorbereiteten Text weglassen, weil ich
einmal einen Versuch unternehmen will, dass wir uns auf sachlicher Ebene über
diese Fragen unterhalten. Es liegt an Ihnen, ob dieser Versuch gelingen wird;
ich werde mich jedenfalls bemühen.
Das heißt, dass ich gleichzeitig auch die Diskussion
über die Frage der Energiepreise hintanstelle, denn selbstverständlich ließe
sich darauf hinweisen, dass die WIENER STADTWERKE ja nicht die Einzigen sind,
die in ihrem Aufsichtsrat - und nicht die Stadt Wien! - eine entsprechende
Erhöhung beschlossen haben, sondern nahezu alle anderen haben das auch getan,
und dass die Strompreise und Gaspreise immer noch im österreichischen
Mittelfeld liegen - wenn man europäische Städte vergleicht, sogar noch
darunter. Insbesondere aber - es könnte ja sein, dass wir sogar darin
übereinstimmen - sind die Wiener Stadtwerke immer noch billiger als die KELAG.
Aber von all dem will ich eigentlich absehen und möchte mich lediglich auf die Frage
des Heizkostenzuschusses konzentrieren.
Ich möchte zunächst einmal mehr darauf aufmerksam
machen, dass die Argumentation, die geboten wurde, nämlich dass dies eine
Angelegenheit der Länder sei, eine so nicht richtige ist, denn: Die
Angelegenheit der Länder betrifft die Sozialhilfebezieher. Und da möchte ich
darauf aufmerksam machen, dass die Sozialhilfebezieher in Wien den
Heizkostenzuschuss ohnehin bekommen hätten, weil wir dies schon vor geraumer
Zeit entsprechend verknüpft haben.
Aber natürlich gibt es eine Reihe von anderen - sie
stellen sogar die überwiegende Mehrheit dar, nämlich etwas mehr als zwei
Drittel -, die unter den entsprechenden Richtsätzen liegen und die man als
Menschen bezeichnen muss, die diesen Heizkostenzuschuss mit Sicherheit auch
brauchen. Es handelt sich dabei um Notstandshilfebezieher und viele andere, die
allesamt die Klammer haben, dass sie eben nicht in die Kompetenz der Länder
fallen – Ausgleichszulagenbezieher und Ähnliche. Wir verfügen hier auch nicht
über die entsprechenden Daten; diese haben entweder der Bund oder die
Pensionsversicherungen.
Die Diskussion über diese Probleme ist eine, die uns
allen vertraut ist, denn wir haben sie schon einmal geführt, auch gemeinsam mit
der Volksanwaltschaft, die zu der Erkenntnis gekommen ist, dass es sehr
vernünftig wäre, wenn es hier eine entsprechende Koordination des Bundes geben
würde. Aber selbstverständlich bin ich der Auffassung, dass wir hier nicht eine
Diskussion auf Kosten jener führen können, die unserer Hilfe bedürfen.
Es freut mich daher sehr, dass im Zuge der heutigen
Sitzung ein Heizkostenzuschuss für alle - also auch für jene, die nicht in die
Kompetenz der Länder fallen - beschlossen wird. Ich füge aber hinzu, dass es mir
und vielen, vielen anderen nicht gut gefällt, dass - was mit Sicherheit all
jene, die an österreichischer Innenpolitik interessiert sind und die zum Teil
auch Verantwortung dafür tragen, wissen - gerade bei Steuern wie unter anderem
der Mineralölsteuer der Bund über namhafte Einnahmen verfügt, aber nicht bereit
ist, einen Teil dieser zusätzlichen Einnahmen an jene zurückzugeben, die diese
Hilfe auch entsprechend brauchen, also an jene dieser Menschen, für die der
Bund zuständig ist, in Form eines bundesweiten Heizkostenzuschusses, wofür der
Bund auch die Daten hat.
Ich kann daher nur einmal mehr von dieser Stelle aus
an all jene, die im Bund dafür verantwortlich sind, den Appell richten, dem
Beispiel vieler - nicht aller, aber sehr vieler - Bundesländer zu folgen und
diesen Heizkostenzuschuss, wie wir das vor einigen Jahren schon einmal hatten,
entsprechend zu verdoppeln, sodass man am Ende des Tages sagen kann: Hier gibt
es eine gemeinsame Anstrengung aller, die sich verantwortlich dafür fühlen,
dass die Ärmsten in diesem Winter nicht frieren müssen.
Das ist die Grundüberlegung, die hinter dem Ganzen
steht, und ich bitte Sie, das auch als eine Bemühung zu betrachten, sehr
sachlich - natürlich schon politisch, aber sehr sachlich - diese Diskussion
zumindest einmal zu beginnen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. – 1.°Zusatzfrage: Herr GR Strache, bitte.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Keine Frage, ich unterstelle in
dieser Frage jedem, dass er für jene, die unsere Hilfe brauchen, auch da sein
will. Ich glaube, es gibt in manchen Bereichen eben unterschiedliche
Sichtweisen. Das macht sich insofern daran fest, dass die
Ausgleichszulagenbezieher ja bei 653 EUR - und daher auch über dem Betrag
der Sozialhilfeempfänger – liegen, und wir denken, dass das eine Summe ist, die
man einfach zum Leben und zum Überleben braucht, und dass bei den
Sozialhilfebeziehern in Wien die Heizkostenzuschüsse unter diesem Wert liegen,
das heißt: Auch wenn man den Heizkostenzuschuss zu den Sozialhilfebeträgen, die
man erhält,
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