Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 119
GRin Mag
Maria Vassilakou (fortsetzend): Dann muss ich wohl, nehme
ich an, unterbrechen und später fortsetzen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend):
So ist es.
GRin Mag Maria Vassilakou (fortsetzend): Der Brief
des Herrn Lacina wird auch nachher zur Verfügung stehen. - Danke.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ja, Sie haben noch
eine Restredezeit von 12 Minuten und 17 Sekunden. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von den GRen Kenesei, Cordon, Freundinnen
und Freunden eingebrachte, an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche
Anfrage betreffend "Entwicklung des Wiener Praters" vom Fragesteller
mündlich begründet wird und hierauf eine Debatte über den Gegenstand
stattfindet.
Es ist vereinbart, dass die Verlesung nicht stattfindet. Demzufolge darf
ich für die Begründung der Dringlichen Anfrage Herrn GR Kenesei das Wort
erteilen und ihm mitteilen, dass seine Redezeit 20 Minuten beträgt.
GR Günter Kenesei (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir haben ja schon beim Beschluss des Geschäftsstückes den Inhalt kurz
gestreift. Ich möchte jetzt hier ausführen, warum wir zu diesem Geschäftsstück
auch eine Dringliche Anfrage eingebracht haben, weil unserer Meinung nach
einige Punkte dringlich zu klären sind, wiewohl ich weiß, dass aufgrund des
Beschlusses mit den Stimmen der sozialdemokratischen Fraktion zumindest einmal
der formale Akt bezüglich dieses Geschäftsstückes abgeschlossen ist.
Nichtsdestoweniger soll heute in diesem Gemeinderat das Wesentliche an
diesem Geschäftsstück nochmals ausführlich debattiert werden, und es soll die
Möglichkeit ergriffen werden, diese Dringliche Anfrage an den Herrn
Bürgermeister zu stellen, um klarzulegen und um bei den Antworten zu sehen,
inwieweit von Seiten der Sozialdemokratie, des Bürgermeisters und der
zuständigen Stadträte zumindest ein Minimalkonsens an Gesprächsbereitschaft und
an Zusammenarbeit in wichtigen städteplanerischen und stadtstrukturellen Maßnahmen
gegeben ist.
Wir bringen diese Dringliche Anfrage ein, weil unserer Meinung nach mit
dem heutigen Akt stadteigenes Vermögen quasi verschleudert wird, aus der Hand
gegeben wird und jeglicher Einfluss darauf abhanden kommt. Wir bringen die
Dringliche Anfrage auch ein, weil die völlige Aufgabe der
Entwicklungsmöglichkeiten durch die Stadt Wien beziehungsweise die Stadtplanung
gegeben ist. Denn aufgrund der Übertragung der Grundstücke liegt jetzt der
Druck bei der Stadt Wien, auch eine Flächenwidmung in diesem Gebiet zu
realisieren, und zwar nicht mehr nach den Wünschen der Stadtplanung und der
Stadt Wien, sondern ausschließlich nach den Wünschen des Grundeigners.
Diese Dringliche Anfrage ist auch notwendig, weil der Einstieg der Wien
Holding in eine GmbH, in der sie nur noch 20 Prozent der Anteile hält,
auch Auswirkungen hat auf das, was in Zukunft dort errichtet wird. Es zeigt
sich am Beispiel MML bei St Marx, welche negativen Auswirkungen solche
Grundstückstransaktionen vor allem auf die Finanzseite der Stadt haben können.
Das Ausschalten von wirklich potenten Partnern aus der Immobilienbranche
ist ein weiterer Punkt, warum wir diese Dringliche Anfrage einbringen. Denn es
ist mehr als unerklärlich, dass mit zwei Gesellschaften eine GesmbH gegründet
wird, deren wirtschaftliche Kraft, aber auch das wirtschaftliche Interesse
nicht klar erkennbar sind und eine Kooperationsbereitschaft von Seiten der
Stadt Wien womöglich nicht gegeben ist und den Interessen der Stadt
entgegensteht.
Wir bringen aber diese Dringliche Anfrage auch ein wegen der völligen
Aufgabe der Kontrollmöglichkeiten durch den Gemeinderat beziehungsweise das
Kontrollamt der Stadt Wien - so geschehen auch bei St Marx, wo von Seiten
des Kontrollamtes der Stadt Wien sehr bedauert wurde, dass es keine Möglichkeit
gibt, dort einen Prüfauftrag wahrzunehmen. Man muss sich insgesamt die Frage
stellen, inwieweit der Gemeinderat, die amtsführenden Stadträtinnen und
Stadträte beabsichtigen, heikle Aufgaben, die einer Kontrolle durch die
Opposition und das Kontrollamt der Stadt Wien unterliegen würden, so zu
privatisieren und auszulagern, dass sie dieser Kontrolle entzogen werden.
Der Grund für diese Dringliche Anfrage ist aber auch die Einräumung
einer Kaufoption bis zum Ende des Jahres 2012 für den Bereich Trabrennbahn
Krieau, Rennbahnstallungen und Tribünen. Es waren keinerlei Hinweise darauf zu
erhalten, welche konzeptiven Überlegungen von Seiten der Gesellschaft LSE - in
Ermangelung eines Geschäftsführers - oder der neuen U2 Stadtentwicklung GmbH zu
erwarten sind.
Zu guter Letzt bringen wir diese Dringliche Anfrage ein, da es, wie
bereits eingangs erwähnt, keine Sicherstellung gibt, dass die Stadt Wien auf
die zukünftigen Nutzungen auch nur irgendeinen Einfluss haben kann, wenn man
sich das Datum EM 2008 vor Augen führt und weiß, dass jegliche bauliche
Entwicklung rund um das Ernst-Happel-Stadion und um den Bereich zwischen Messe
und Ernst-Happel-Stadion mit Ende 2007 abgeschlossen sein muss.
Dieser Zeitdruck ist gepaart mit dem Aus-der-Hand-Geben der
Entscheidungsmöglichkeiten und damit, sie auf eine ganz andere Ebene zu
verlagern, nämlich nicht nur in den Bereich der Wien Holding, die ja nach wie
vor im 100-prozentigen Eigentum der Stadt Wien steht, sondern vor allem in eine
Gesellschaft, in der der Einfluss und die Interessenswahrung der Stadt Wien nur
noch auf einem 20-prozentigen Anteil beruht. Dieser 20-prozentige Anteil kann
und wird zu wenig sein, um sicherzustellen, dass die Projekte, die in diesem
Bereich realisiert werden, tatsächlich dem Wunsch der Stadt Wien und der
Stadtplanung entsprechen und nicht nur ausschließlich auf Interesse und Profit
von privaten Nutzern ausgerichtet sind.
Zu klären ist auch, wie die Zusammensetzung dieser U2
Stadtentwicklung GmbH zustande gekommen ist und
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