Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 119
wo –, dann sind wir auch in der Kultur dagegen, dass Geld beim Fenster
hinausgeschmissen wird. Da ist sich die Opposition einig. Sie sollten sich das,
wie schon gesagt wurde, genau merken, und Sie sollten vielleicht auch einmal
darüber nachdenken, ob nicht auch in den anderen Parteien verantwortungsvolle
Politiker sitzen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist amtsf
StR Dr Mailath-Pokorny. Ich erteile es ihm.
Amts StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Meine Damen und
Herren!
Wien ist offensichtlich tatsächlich anders. Wien ist die einzige Stadt,
die ich kenne, in die laufend viel in Kultur investiert wird – und die Opposition
ist dagegen. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum es der Opposition
insgesamt schlecht geht, denn offensichtlich werden da zwar richtige Themen
falsch besetzt und auch falsch argumentiert, nämlich auch mit einem hohen
Ausmaß an Unverständnis und auch an Kleinmut.
Wir haben uns – ich möchte jetzt nicht auf Detailfragen und Planungen
und so weiter eingehen – von Haus aus darauf verstanden, dass eine unserer
Stärken für Wien auch als Standort, in der Standortkonkurrenz gedacht, die
Kultur und da insbesondere auch die Musik ist. Das macht Sinn, neben vielem
anderen. Es ist nicht nur so, Frau Kollegin Ringler, dass in Wien vermeintlich
nur in die Hochkultur investiert wird, sondern es werden sehr viele Beträge
natürlich auch in alle anderen Bereiche investiert, aber auch – das gehört zur
Vielfalt der Kultur – natürlich in die Bereiche, die auch von vielen Menschen
nachgefragt werden.
Wir haben uns daher entschlossen, in diese Stärken zu investieren, und
wir haben auch die entsprechenden Häuser, im Unterschied zu einigen anderen
Städten, nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Wir haben Häuser, für
die wir letztendlich auch verantwortlich sind und die wir auch so pflegen
wollen und müssen, dass wir sie entsprechend verwenden können. Also soll in
diese Stärke, auch der Musik, investiert werden, und das geschieht auch.
Seit Jahrzehnten zum ersten Mal geschieht etwas, worüber lange, lange
gesprochen wurde und wird, worüber Studien angelegt wurden, verworfen wurden,
noch einmal nachgedacht wurde, heftig Forderungen aufgestellt werden. Und zum
ersten Mal überlegen wir uns tatsächlich: Wie sollen wir denn diese Häuser der
Stadt Wien positionieren? Da geht es nicht um Geschmacksfragen oder darum, dass
man sagt, das ist schlecht, dass man da jetzt in Hochkultur investiert oder in
sonst etwas, sondern die Häuser haben wir. Ich stehe auch dazu, dass man in
diese Art von Kultur selbstverständlich investiert, und zwar sowohl
strukturell, programmmäßig als auch in die Investitionen. Wir wollen damit auch
etwas machen.
Das Theater an der Wien ist einer der Kernpunkte dieser Reform. Das ist
nicht einfach, wie so leicht dahingesagt wird, ein zusätzliches viertes Wiener
Opernhaus, das wir nicht brauchen, weil es Sie persönlich nicht interessiert,
Frau Kollegin Ringler, sondern das Theater an der Wien wird ein Opernhaus, in
dem neue Produktionsformen gemacht werden, in dem zum ersten Mal auch das
ausprobiert wird, was in den erfolgreichen klassischen Häusern dieser Welt
praktiziert wird, nämlich ein Stagione-Betrieb, in dem eine jüngere Generation
von lebenden Künstlern, von zeitgenössischen Künstlern gespielt wird und in dem
wir auch erstmals dem eigenen Hausorchester, nämlich den Wiener Symphonikern,
eine Auftrittsmöglichkeit geben. All das sind Ideen und Forderungen, die es
seit Jahrzehnten gibt, die aber nie jemand angegriffen hat.
Aber nicht nur die Symphoniker, sonder auch das RSO und der KlangBogen
sollen Auftrittsmöglichkeiten erhalten. Dieses Haus wird mit Sicherheit sehr
Interessantes bieten, und ich freue mich, wenn Sie dann in der ersten Reihe
unten sitzen bei der Eröffnung – genauso wie im Ronacher. Ich gebe heute hier
das Versprechen ab, das Sie sich dann alle um die Tickets raufen werden und
dass bei mir im Büro Anrufe hereinkommen werden, dass Sie selbstverständlich
dort sein werden. Und ich verspreche Ihnen heute: Ich werde das ermöglichen,
dass Sie dann dort auch dabei sind, und ich freue mich auch schon sehr darauf;
sowohl im Theater an der Wien als auch im Ronacher und im Raimund Theater. (Zwischenrufe
bei der ÖVP.)
Dieses Haus wird auch mit neuen Künstlern bespielt werden und wird
insoweit nicht eine Ergänzung in der Wiener Theaterlandschaft, sondern etwas
ganz Neues werden, etwas werden, was sozusagen in Europa und auch weit über
Europa hinaus Beachtung finden wird.
Wenn wir das wollen, dann brauchen wir auch zwei Bühnen, in denen
modernes Musikunterhaltungstheater geboten wird, und deshalb bietet sich
selbstverständlich das Ronacher an als ein Haus, in dem das ja teilweise
stattgefunden hat, aber in dem einfach die notwendige technische Ausstattung
fehlt. Das ist im Übrigen auch der einzige Kritikpunkt dieses jetzt in den
letzten Tagen zitierten Kontrollamtsberichtes. Da geht es nicht um irgendein
Minus oder dass da drinnen steht, das Musical ist schlecht, sondern dieses eine
Musical "Falco" hat offensichtlich nicht die
Produktionsrahmenbedingungen vorfinden können, die wir ihm jetzt schaffen
wollen. Und das war genau der Kritikpunkt. Die haben dort so nicht spielen
können, weil sie einfach die technischen Voraussetzungen nicht hatten, weil
auch der Publikumsraum nicht vorhanden war, weil die Bühne nicht vorhanden war.
Deshalb ist es notwendig – das nehme ich geradezu als Auftrag dieses
Kontrollamtsberichtes mit –, das zu verändern.
Das Ronacher ist ein
denkmalgeschütztes Haus. Ich erinnere die Kolleginnen und Kollegen,
insbesondere den Kollegen Tschirf, daran, dass er immer lautstark fordert, man
möge doch die Sophiensäle wiedererrichten. (GR
Dr Matthias Tschirf: Ja!) Wunderbare Idee! Nur, offen gestanden, mir ist
wichtiger, dass wir die denkmalgeschützten Häuser, über die wir verfügen, die
noch nicht ausreichend adaptiert worden sind, jetzt, wo wir sie haben, wo im
Zentrum der Stadt so ein Haus vorhanden ist, entsprechend adaptieren und auch
sinnvoll nützen.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular