«  1  »

 

Gemeinderat, 46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 39 von 119

 

Symphonikern zugute, es kommt dem Radiosymphonieorchester zugute, es kommt dem Klangforum zugute, es kommt dem aus 80 Personen bestehenden Orchester der Vereinigten Bühnen in Wien zugute. Hier werden vielfältig Musikerinnen und Musiker in Toporchestern gefördert, die es in dieser Stadt als Musiker nicht geben würde, wenn wir nicht Voraussetzungen schaffen würden, dass diese Orchester, die Musiker in diesen Orchestern das ganze Jahr über entsprechende Auftrittsmöglichkeiten hätten. Viele dieser Musiker der Vereinigten Bühnen Wien beispielsweise spielen ja nicht nur im Orchester der Vereinigten Bühnen Wien, sondern auch in vielen anderen Ensembles, beispielsweise im Vienna Art Orchester.

 

Wir investieren daher zusätzlich in das Kulturbudget und können als Kulturpolitiker und als Kulturausschuss sehr dankbar dafür sein, dass insbesondere der Bürgermeister und auch der Finanzstadtrat diese zusätzlichen Gelder zur Verfügung stellen. Wir werden daher diesem Antrag zustimmen. Die Anträge der Opposition haben nur ein Ziel: Diese Weiterentwicklung zu verhindern. Daher werden wir sie ablehnen. Damit es eben nicht so bleibt, wie es ist, werden wir dem heutigen Antrag hier die Zustimmung geben. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Herr Mag STEFAN. Ich erteile es ihm.

 

GR Mag Harald STEFAN (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin!

 

Nach diesem Rundumschlag darf ich wieder zurückkommen auf das eigentliche Thema. Wir haben gehört, dass es ganz wichtig ist, dass die Musicalstadt Wien gefördert wird und dass das offenbar ein ganz wesentliches Thema ist. Es ist Ihnen ein jeder Besucher gleich viel wert. Das höre ich gerne. Wir haben das oft eingefordert, dass der Besucher und dass die Interessierten an der Kultur auch berücksichtigt werden und dass jene, die die Subventionen vergeben, das nicht nur nach irgendwelchen anderen Kriterien machen. Das ist ja ganz interessant.

 

Vielleicht rührt Ihr Erstaunen darüber, dass die Opposition hier so geschlossen dagegen ist, auch daher, dass die Opposition in diesem Fall verantwortungsvoller agiert als die Rathausmehrheit. Wenn Sie sich hier herstellen und sagen, wir haben investiert, wir, wir, wir, und dann damit herausrücken, dass mit "wir" auch die SPÖ gemeint ist, dann irritiert mich das schon sehr. (GR Ernst Woller: Die Stadt Wien!) Nein, Sie haben das sehr wohl auch wieder ganz klar gemacht: Wir werden daher diesem Antrag zustimmen. Ihr "wir" ist sehr verdächtig, und für mich war das eindeutig, dass Sie, wenn Sie sagen, wir haben hier investiert, damit sagen wollen: Wir, die SPÖ. Und das mit den Steuergeldern aller Wiener! So soll es nicht sein. (Beifall bei der FPÖ. – GRin Marianne Klicka: Sie kennen aber schon die Mehrheitsverhältnisse!)

 

Ja, die Mehrheiten schaffen an, das ist schon richtig, das habe ich verstanden, so weit habe ich Demokratie gelernt. Aber wenn es unverantwortlich ist und wenn es sachlich nicht gerechtfertigt ist, muss man sich dagegen auflehnen.

 

Es ist auch so, dass das Kontrollamt das Ronacher jetzt gerade ganz aktuell geprüft hat und dabei schon einige Feststellungen gemacht hat. Klarerweise geht das immer in die Vergangenheit, wie halt Prüfungen so sind. Nur ein paar Hinweise, denn es ist eigentlich von den Zahlen her im Ronacher alles negativ gelaufen.

 

Wien-Ticket hat von 0,14 Millionen EUR Verlust im Jahr 2000 auf 0,51 Millionen EUR aufgestockt - als Minus, obwohl die Kartenprovisionen gestiegen sind und obwohl der Marktanteil gestiegen ist.

 

Es gibt auch einen erheblichen verlorenen Aufwand dadurch, dass das Ronacher gerade erst umgebaut wurde. Ich meine damit nicht nur den Umbau vor 10°Jahren, sondern gerade in letzter Zeit haben noch einige Umbauarbeiten stattgefunden. So wurden etwa 150 000 EUR für eine Klimaanlage, die erst letztes Jahr fertig geworden ist, aufgewendet und Ähnliches. Das sind schon auch massive Kosten, die hier noch zusätzlich dazukommen und die auch von einer nicht besonders glücklichen Planung sprechen.

 

Oder: Es war immer klar, dass das Ronacher und die Betreibergesellschaft des Ronacher nur Mietverträge abschließen dürfen, die nicht länger als ein Jahr dauern, damit sie nicht unters Mietrechtsgesetz fallen. Stattdessen wurden regelmäßig unbefristete Mietverträge oder länger befristete Mietverträge abgeschlossen. Das hätte jetzt für den Umbau massive Probleme geben können. Durch Glück ist es nicht dazu gekommen, weil diese Mietverträge gekündigt werden konnten. Aber es war wirklich reines Glück. Jeder, der sich halbwegs damit auskennt, weiß, dass man normalerweise so einen Mieter nicht herausbekommt. – Gut. Soweit dazu.

 

Aber jetzt zum Kern, und das ist ja das Wesentliche: Die Musicalstadt Wien und die Eigenproduktionen. Welche Eigenproduktion hat es im Ronacher gegeben? "Falco", das Musical von Paulus Manker. Ein vollkommener Flop. Eine Auslastung von 67 Prozent. Wenn man dann noch den Kartenverkauf hernimmt, eine Auslastung von 46 Prozent und ein Minus von 1,7 Millionen EUR innerhalb eines Jahres. Und das ist es, was uns vorschwebt, wenn wir hier hören, dass wir jetzt einen unglaublich riesigen Umbau machen müssen. Es spricht ja niemand darüber, dass man das Ronacher nicht auch adaptieren soll, aber es geht um einen Umbau, der darauf abzielt und der seine Hauptargumente auch daraus bezieht, dass man hier Eigenproduktionen machen kann, dass hier mit großem Aufwand geprobt werden kann und so weiter. Wenn man das im Lichte dessen sieht, was im Ronacher bis jetzt unter diesem Thema gelaufen ist, dann muss man da schon sehr skeptisch werden.

 

Also es ist festzuhalten, dass diese Investition jetzt nicht so gesehen werden kann, wie das so gerne immer gesagt wird: Man muss glücklich sein, wenn in Kultur investiert wird. Ja, schön und gut. Wenn in Kultur investiert wird und es sinnvoll ist, sind wir glücklich, wenn hier aber Geld verschwendet wird – da ist es letztlich egal, wofür, ob das jetzt im Gesundheitsbereich ist oder sonst

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular