Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 119
Recht!)
Das Pech, Herr Stadtrat, ist nur leider, dass man sich von den GRÜNEN
über die Freiheitlichen und die ÖVP bis hin zu allen namhaften Künstlern dieses
Landes Ihrem "genialen Geniestreich" des Umbaus widersetzt! Das
heißt, es ist in diesem Lande eine "wilde Verschwörung" gegen Ihre
"geniale Kulturpolitik" ausgebrochen.
Aber ich warte ja schon darauf, dass Ernst Woller jetzt herauskommt und
die Namen derjenigen vorliest, die sagen: Jawohl, Mailath-Pokorny, weiter so!
Noch mehr Geld ins Musical! Bauen wir noch ein drittes Haus hin - wir wissen
zwar nicht, ob wir 500 000, 600 000 oder noch mehr Besucher haben! -
Ich warte auf die großen Namen, die da kommen werden, die Sie unterstützen -
und dann wird diese "Verschwörung der ÖVP" natürlich in sich
zusammenbrechen. (GR Ernst Woller: Exakt!
– Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sie haben prophetische Gaben!) Auf
das freue ich mich schon. Ich bin schon gespannt auf die großen Namen, die da
kommen werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Der 47 Millionen teure Umbau des Ronacher ist
eine politische Entscheidung - das ist richtig -, und er ist eine kultur- und
finanzpolitisch völlig falsche Entscheidung.
Und jetzt sage ich Ihnen zum Abschuss noch eines,
denn wir haben das ohnehin schon alles in aller Ausführlichkeit diskutiert. Ich
werde einmal darüber reden, was man in dieser Stadt wirklich tun könnte:
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, die
jetzt nicht da ist! Solange es noch Kinder in dieser Stadt gibt, die, obwohl
sie die notwendigen Voraussetzungen haben, nicht eine Musikschule der Stadt
Wien besuchen können, so lange brauchen wir nicht darüber zu diskutieren, dass
wir das Musicalhaus Ronacher brauchen, um die Zukunft von Wien als
Musikstandort zu sichern. Da wäre genug zu tun, wo Sie mit einem Bruchteil
dieses Investments dafür sorgen könnten, dass die Zukunft der Musikstadt Wien
wirklich gefördert wird. Tun Sie etwas für die Musikschulen der Stadt Wien, und
sagen Sie nicht wieder: Ich bin nicht dafür zuständig! - Alle
Oppositionsparteien haben sogar Anträge eingebracht, in denen wir Sie
aufgefordert haben, diese Verantwortung zu übernehmen. Aber Sie sagen: Nein,
nein, das ist eh alles in besten Händen, darum muss ich mich nicht kümmern.
Ich glaube, das ist eine völlig falsche politische Entscheidung, und ich
halte es daher für gescheit - es sind ja heute schon einige Anträge von den
anderen Oppositionsparteien eingebracht worden -, dass wir hiezu auch einen
gemeinsamen Antrag hier einbringen - was ja nicht oft der Fall ist -, um damit
klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen, dass alle Oppositionsparteien dieses
Hauses diese Entscheidung aus kultur- und finanzpolitischen Gründen zutiefst
ablehnen.
Ich bringe daher mit meinen Kolleginnen Mag Heide-marie Unterreiner und
Mag Marie Ringler folgenden Be-schluss- und Resolutionsantrag ein:
„Der amtsführende Stadtrat wird aufgefordert, den geplanten Umbau des
Ronacher zu einer zweiten großen Musicalbühne fallen zu lassen.
Weiters hat der Kulturstadtrat dafür zu sorgen, dass allen Parteien
folgende Unterlagen zur Verfügung gestellt werden: Bilanzen der Vereinigten
Bühnen Wien und ihrer Tochtergesellschaften, Unterlagen über die Notwendigkeit,
die den Umbau rechtfertigen, einen detaillierten Finanzierungsplan sowie
inhaltliche Konzepte für die Bespielung der Vereinigten Bühnen Wien.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung."
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben alles in unserer Macht Stehende
getan, um hier eine finanz- und kulturpolitisch falsche Entscheidung zu
verhindern. Wir werden damit nicht aufhören. Wir werden gemeinsam versuchen,
nicht nur das Kontrollamt - das sich ja übrigens auch schon ausführlich damit
auseinander gesetzt hat, nämlich mit sehr kritischen Stellungnahmen aus der
Vergangenheit - damit zu befassen, sondern wir werden uns auch darum bemühen,
dass sich der Rechnungshof mit diesen Vorgängen auseinander setzt. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als nächste Rednerin
ist Frau GRin Mag Unterreiner zum Wort gemeldet.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Kulturstadtrat!
Ein Umbau im großen Stil soll heute beschlossen werden. Doch es ist kein
Geld dafür da. Weder aus dem Budget der Vereinigten Bühnen noch aus dem der
Stadt kann dieses Vorhaben umgesetzt werden. Man muss Schulden machen. Man muss
einen Kredit aufnehmen, und zwar einen Kredit, der das Kulturbudget auf
15 Jahre hinaus belasten wird: 46,8 Millionen EUR, also fast
eine Dreiviertelmilliarde Schilling.
Was ist geschehen, das ein solches Unterfangen unbedingt notwendig
macht? Sind die Musicalbühnen abgebrannt? War ein Erdbeben? Was ist los? – Das
müssen sich all diejenigen fragen, die vielleicht nicht so bewandert sind wie
die Kulturpolitiker.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wie Sie alle wissen: Das ist nicht
der Fall. Eine der Musicalbühnen - das Theater an der Wien - wird in Zukunft
als klassisches Musiktheater genutzt werden. Übrigens möchte ich hier gleich
sagen: Das heißt nicht, dass dort in Zukunft nicht auch klassische Musicals
gespielt werden könnten - es heißt "klassisches Musiktheater". Und
das zweite große Musicaltheater steht da: Bestens ausgerüstet und ausgestattet,
funktionierend - wartend! Das Musicalhaus, das ich meine, das Raimund Theater,
hat nämlich bis auf zwei große Musicals, "Elisabeth" und
"Mozart", fast alle großen Musicals in den letzten Jahren gespielt:
"Phantom der Oper", "Tanz der Vampire", "Beauty and
the Beast" - alles wurde dort aufgeführt und wurde dort produziert.
Doch die großen Erfolge, die großen
Produktionen, die Melodien sind verklungen. Die letzte Produktion,
"Barbarella", ist wegen Erfolglosigkeit im Frühsommer etwas sanft
entschlafen. Sie wird jetzt wieder auf den
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